Gewalt im Irak nach Rückzug von Schiitenführer

Nach dem angekündigten Rückzug des mächtigen irakischen Schiitenführers Moktada al-Sadr aus der Politik ist es in Bagdad gestern zu Ausschreitungen gekommen. Nach Angaben von Ärzten wurden bei Zusammenstößen im Regierungsviertel mindestens 15 Sadr-Anhänger getötet und rund 270 weitere verletzt.

Reporter der Nachrichtenagentur Reuters sprachen von Dutzenden Anhängern und Gegnern des Geistlichen, die sich außerhalb des Regierungsviertels Straßenschlachten lieferten. Zuvor hatten al-Sadrs Anhänger ein Regierungsgebäude gestürmt.

Er hatte seinen vollständigen und diesmal endgültigen Rückzug aus der Politik angekündigt und das mit dem politischen Stillstand in dem Golfstaat begründet. „Ich hatte beschlossen, mich nicht in politische Angelegenheiten einzumischen, aber jetzt kündige ich meinen endgültigen Ruhestand und die Schließung aller Einrichtungen an“, twitterte er. Ausgenommen seien mit ihm direkt verbundene religiöse Einrichtungen. „Wenn ich sterbe oder getötet werde, bitte ich um eure Gebete.“

Moktada Sadr hält Rede
Reuters/Alaa Al-Marjani

Keine zwei Stunden nach der Ankündigung strömten Demonstranten in die Grüne Zone. Einige trugen Fotos von al-Sadr. „Das ist eine Revolution des Volkes, keine Sadristen-Bewegung“, riefen einige. Andere forderten den „Sturz des Regimes“. Die Demonstranten errichteten Barrieren, während Sicherheitskräfte versuchten, die Menge mit Wasserwerfern auseinanderzutreiben. Videos zeigten bald darauf eine jubelnde Menge in den Räumen des Regierungspalastes.

Hungerstreik angekündigt

Medienberichten zufolge kündigte al-Sadr einen Hungerstreik an, bis die Gewalt aufhört. Zudem müsse der Einsatz von Waffen beendet werden, meldeten die staatliche Nachrichtenagentur INA und das staatliche Fernsehen.

Nach der Erstürmung des Regierungsgebäudes setzte Ministerpräsident Mustafa al-Kadhimi alle Kabinettssitzungen aus, meldete die staatliche Nachrichtenagentur INA. Zudem wurde in der Hauptstadt eine absolute Ausgangssperre verhängt. Die Armee kündigte später auch eine landesweite Sperre an.