Russische Soldaten
AP
Südukraine

Russland will Offensive abgewehrt haben

Am Montag hat die ukrainische Armee eine Großoffensive im Süden des Landes begonnen. Ziel war die Rückeroberung der seit Monaten von russischen Truppen besetzten Gebiete in den Oblasten Cherson und Mykolajiw im Süden des Landes, so Kiew. Das russische Verteidigungsministerium bestätigte die Offensive, die Angriffe seien aber abgewehrt worden, hieß es.

Die ukrainische Armee habe schwere Verluste erlitten, so die Mitteilung aus Moskau. Die ukrainische Seite hingegen meldete, die russischen Verteidigungslinien an mehreren Stellen durchbrochen zu haben, wie der Präsidentenberater Olexij Arestowytsch auf YouTube sagte. Beide Angaben waren nicht unabhängig zu überprüfen.

Der ukrainische Generalstab erwähnte in seinem Bericht für Montagabend keine eigene Offensive in der Region. Ukrainische Behörden forderten die Bevölkerung aber auf, die russisch besetzten Gebieten möglichst zu verlassen. Wer das nicht könne, solle einen Vorrat an Lebensmitteln und Wasser anlegen und sichere Gebäude aufsuchen. Im Zentrum der ukrainisch kontrollierten Stadt Mykolajiw kamen nach Behördenangaben durch russischen Beschuss zwei Menschen ums Leben, 24 wurden verletzt.

Waffenlieferungen halfen Ukraine

Die ukrainische Führung hatte seit Juni immer wieder eine größere Gegenoffensive im Süden angekündigt. Mit Hilfe moderner Waffensysteme aus dem Westen ist es der Ukraine in den vergangenen Wochen gelungen, den russischen Vorstoß zu stoppen. Laut CNN profitierte die Ukraine vor allem von den Lieferungen der HIMARS-Raketenwerfer.

Das nahe der von Russland annektierten Halbinsel Krim gelegene Cherson war Anfang März als erste Großstadt der Ukraine nach dreitägiger Belagerung von der russischen Armee eingenommen worden. Russland kontrolliert derzeit rund 20 Prozent des Territoriums der Ukraine. In den vergangenen Wochen konzentrierten sich die russischen Truppen auf den Osten und den Süden der Ukraine entlang der Schwarzmeer-Küste.

IAEA-Inspektoren unterwegs zu AKW Saporischschja

Unterdessen könnte sich im umkämpften ukrainischen Atomkraftwerk in Saporischschja die Lage demnächst etwas stabilisieren. Nach dem wochenlangen Gezerre um eine unabhängige Inspektion der Anlage ist nun ein internationales Expertenteam auf dem Weg zum Kraftwerk.

„Wir müssen die Sicherheit der größten ukrainischen und europäischen Nuklearanlage gewährleisten“, schrieb der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, auf Twitter. Die IAEA-Delegation unter seiner Leitung wurde noch am Montag in Kiew erwartet, in dieser Woche soll sie in Saporischschja ankommen. Ein genauer Termin für ihre Inspektion wurde nicht bekanntgegeben.

Gegenseitige Anschuldigungen

Das Atomkraftwerk wurde nach Angaben der russischen Besatzungstruppen erneut beschossen und beschädigt. „Die nationalen Verbände der ukrainischen Streitkräfte schießen mit Artillerie dicht neben die Reaktorblöcke des AKW Saporischschja“, teilte die russische Militärverwaltung der Stadt Enerhodar im Süden der Ukraine der Nachrichtenagentur Interfax zufolge am Montag mit. Laut diesen Angaben wurde dabei sogar ein Gebäude beschädigt, in dem atomarer Brennstoff lagerte.

Sorge um ukrainisches AKW

Das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja gibt weiterhin Anlass zu großer Sorge. Jetzt ist ein Team der IAEA, der Internationalen Atomenergiebehörde, unterwegs in die Ukraine, um die Anlage zu inspizieren.

Die ukrainische Regierung erklärte ihrerseits, russische Truppen setzen ihre Angriffe auf die Stadt Enerhodar fort, in der das AKW liegt. „Sie provozieren und versuchen, die Welt zu erpressen“, schrieb der Generalstabschef von Präsident Wolodymyr Selenskyj, Andrij Jermak, auf Twitter. Die Berichte lassen sich unabhängig nicht überprüfen.