Tourismus: AK und vida kritisieren Umgang mit Praktikanten

Die Tourismusbranche ist bei Pflichtpraktikantinnen und -praktikanten laut einer Umfrage äußerst unbeliebt. Der Sektor hatte bei einer Umfrage unter mehr als 5.500 Schülerinnen und Schülern berufsbildender Schulen die schlechtesten Bewertungen, wenn es darum geht, diese durch das Praktikum für die weitere Arbeit im Bereich zu begeistern.

AK und die Gewerkschaft vida kritisieren vor allem schlechte Arbeitsbedingungen, zu niedrige Bezahlung und mangelnde Sorgfalt beim Arbeitsrecht.

Die Studie wurde vom Österreichischen Institut für Berufsbildungsforschung (öibf) im Auftrag der AK und des Bildungsministeriums durchgeführt. Insgesamt wurden 5.626 Schülerinnen und Schüler zu ihrem Pflichtpraktikum befragt.

„Kein Wunder“

„Es ist kein Wunder, dass der Tourismus auch hinsichtlich der Behandlung von Praktikantinnen und Praktikanten wenig ruhmreich davonkommt. Wir weisen auf die schlechten Rahmenbedingungen seit Jahren hin. Leider sehen die Betriebe die jungen Menschen aber nur als Billigarbeitskräfte, mit denen Urlaubslöcher im Sommer gestopft werden“, sagte Berend Tusch von der vida.

Laut der Umfrage müssten Praktikantinnen und Praktikanten in der Tourismusbranche sehr häufig Überstunden machen. Auch bei der Betreuung schnitt der Sektor schlecht ab, überdurchschnittlich viele Schülerinnen und Schüler hätten angegeben, keinen Ansprechpartner im Praktikum gehabt zu haben, schreibt die AK. Um dem zu begegnen, schlägt Tusch ein Feedbacksystem vor, mit dem sich „schwarze Schafe unter den Betrieben wesentlich einfacher herausfiltern“ lassen könnten.

Zehntel ohne Vertrag

Allgemein ließe bei Pflichtpraktika zu oft die arbeitsrechtliche Situation zu wünschen übrig. Laut der Umfrage erhielten zehn Prozent der Schülerinnen und Schüler keinen Arbeitsvertrag, 41 Prozent fühlten sich nicht ausreichend über ihre Arbeitsrechte und -pflichten informiert. Auch bei der Bezahlung sehen die Organisationen grobe Mängel. Über ein Fünftel (22 Prozent) habe keine oder keine angemessene Bezahlung erhalten.

Im Hinblick auf die Ergebnisse fordern die AK und vida ein verpflichtendes Praktikumsentgelt von 850 Euro im Monat sowie eine rechtliche Schulung der Lehrkräfte durch Fachleute für Arbeitsrecht. Für den Tourismus werden zudem bessere Arbeitsbedingungen gefordert, beispielsweise im Rahmen von zeitgerechten Dienstplänen oder einer Übernahme der Kosten für Arbeitsbekleidung oder Unterkunft.