Kämpfe bei AKW Saporischschja vor Expertenbesuch

Kurz vor dem geplanten Eintreffen der Fachleute der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) im ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja sind in der nahe gelegenen Kleinstadt Enerhodar erneut Kämpfe ausgebrochen. Die Ukraine und Russland gaben einander die Schuld.

„Seit 5.00 Uhr Früh ist Beschuss aus Granatwerfern zu hören“, schrieb der geflohene ukrainische Bürgermeister von Enerhodar, Dmytro Orlow, heute auf Telegram.

Mehrere zivile Objekte seien getroffen worden, es gebe auch Tote. Auch die abgestimmte Route, die die Expertenkommission von Saporischschja in das 120 Kilometer entfernte AKW nehmen soll, sei unter Beschuss, schrieb der Gouverneur des Gebiets, Olexandr Staruch, auf Twitter.

Russland: Ukrainischer Angriff auf AKW abgewehrt

Der Vertreter der russischen Besatzer, Wladimir Rogow, teilte dagegen auf Telegram mit, Enerhodar werde seit den frühen Morgenstunden von ukrainischer Artillerie beschossen. Das russische Verteidigungsministerium meldete, ein versuchter Angriff ukrainischer Truppen auf das AKW sei abgewehrt worden.

Rund 60 Mann seien aus Booten am Ufer des Kachowka-Stausees etwa drei Kilometer entfernt von der Anlage ausgestiegen und hätten versucht, das Kraftwerk einzunehmen.

Die Fachleute mit IAEA-Chef Rafael Grossi an der Spitze sollen überprüfen, in welchem Zustand die Anlage mit ihren sechs Reaktoren ist, unter welchen Bedingungen die ukrainische Bedienungsmannschaft arbeitet, ob alles Nuklearmaterial noch vorhanden ist. Sie seien sich der Berichte über verstärkten Beschuss in der Region Enerhodar, in der das AKW liegt, bewusst, sagte Grossi indes. Das halte sie aber nicht auf.

IAEA-Chef Rafael Grossi in Saporischschja (Ukraine)
APA/AFP/Genya Savilov

Das Team war gestern in der Stadt Saporischschja etwa 70 Kilometer von dem gleichnamigen Kraftwerk entfernt angekommen. Die Stadt wird von der Ukraine kontrolliert, Enerhodar und das AKW von russischen Truppen. Betrieben wird Europas größtes AKW aber von ukrainischen Technikern.