Preise sinken: Alarmsignal für Chinas Immobilienbranche

Die Immobilienkrise in China droht sich zu verschärfen: In fast 70 Städten sanken im August die Preise für Wohnungen. Das ist der stärkste Rückgang seit Beginn der Pandemie vor zweieinhalb Jahren, wie das landesweit größte Immobilienforschungsinstitut China Index Academy heute in Peking mitteilte.

Preisrückgang in 69 von 100 Städten

Laut dem Institut gab es in 69 der untersuchten 100 Städte einen Preisrückgang im Vergleich zum Vormonat, darunter auch in Metropolen wie Peking und Schanghai – dort hatte es auch im Juli ein Minus gegeben. Obwohl der Rückgang meist nur gering ausfiel, gilt die Entwicklung doch als Alarmsignal für die jahrelang boomende Immobilienbranche, die etwa ein Viertel zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) der nach den USA größten Volkswirtschaft der Welt beiträgt.

Da sich die schlechten Nachrichten zuletzt gehäuft haben, hat die Zentralbank eingegriffen. Sie senkte vergangene Woche den Hypothekenzins für Hauskäufer, um die Nachfrage anzukurbeln. „Peking muss möglicherweise eine umfassendere Lösung in Betracht ziehen, um das Dilemma auf dem Immobilienmarkt zu lösen“, schrieben die Ökonomen des Finanzhauses Nomura.

ICBC mit steigenden Forderungsausfällen konfrontiert

Der chinesische Bankenriese ICBC sieht sich wegen der Immobilienkrise mit steigenden Forderungsausfällen konfrontiert. Bis Ende Juni stieg die Summe der faulen Kredite auf 38,8 Mrd. Yuan (5,6 Mrd. Euro), wie aus der Halbjahresbilanz der Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) hervorgeht.

Die ICBC steht mit ihrem Problem nicht alleine da. Die gemessen an der Bilanzsumme größte Bank der Welt ist bereits die dritte chinesische Großbank, die steigende Forderungsausfälle im Immobiliensektor meldet.

Die Pleite von Bauträgern hat in den vergangenen Monaten zum Aus oder zur Verzögerung von Wohnbauprojekten geführt. Viele Chinesinnen und Chinesen boykottierten die Zahlung ihrer Hypotheken. Die Baubranche steht dabei nicht nur wegen der Pandemie unter Druck. Die Regierung hat ihre Kampagne gegen Spekulanten verschärft – auch aus Sorge vor einer Preisblase.

Zudem hat die Krise um den angeschlagenen Immobilienriesen Evergrande viele potenzielle Hauskäufer verschreckt. Um gegenzusteuern, haben seit Jahresbeginn mehr als 80 Städte Maßnahmen ergriffen, um die Nachfrage anzukurbeln. Dazu gehören Subventionen, niedrigere Hypothekenzinsen und geringere Anzahlungen.