Millionen auf Flucht vor neuen Fluten in Pakistan

Im Süden Pakistans arbeiten Rettungskräfte unter Hochdruck daran, Millionen Menschen vor neuen vorhergesagten Wassermassen aus dem Norden in Sicherheit zu bringen. In der Provinz Sindh, die seit Mitte Juni am stärksten von verheerenden Überschwemmungen betroffen ist, seien auch Militärhubschrauber und Boote im Einsatz, sagte Provinzregierungssprecher Murtaza Wahab heute. „Es ist ein Wettlauf mit der Zeit.“

Personen gehen auf überfluteter Straße
APA/AFP/Asif Hassan

Schwere Regenfälle in der vergangenen Woche haben den Indus, der im Himalaya entspringt und in das Arabischen Meer im Süden Pakistans mündet, erneut über die Ufer treten lassen. Fast 20.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde strömten nun flussabwärts und würden in Kürze große Städte in Sindh erreichen, warnte die Katastrophenschutzbehörde. „Wir versuchen, die Menschen zu erreichen, die ohne Nahrung und Unterkunft noch mitten im Wasser sind“, sagte Rustam Jamali, ein Helfer aus der Stadt Dadu.

Furcht vor Ausbreitung von Krankheiten

Mehr als 16 Millionen Kinder sind nach Angaben des UNO-Kinderhilfswerks (UNICEF) von den schweren Überschwemmungen betroffen. 18.000 Schulen seien zerstört oder beschädigt worden, berichtete der UNICEF-Vertreter für Pakistan, Abdullah Fadil, heute per Video nach Genf. Hunderttausende Menschen haben ihr Obdach verloren.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fürchtet die Ausbreitung von Krankheiten wie Durchfall, Cholera, Dengue-Fieber und Malaria. Es würden unter anderem Aufbereitungsanlagen für sauberes Trinkwasser, Medikamente, Hygieneartikel und Moskitonetze zum Schutz vor Gelsen geliefert.

Auch das UNO-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) hat bereits 10.000 Zelte geliefert, ebenso Plastikplanen und Küchenutensilien. Pakistan habe seit Jahrzehnten großzügig Flüchtlinge aufgenommen, sagte ein UNHCR-Sprecher. Jetzt weite die Organisation ihre Unterstützung für die 1,3 Millionen registrierten Flüchtlinge sowie viele, die undokumentiert im Land leben, auf die heimische Bevölkerung aus.

Tausende im Norden weiter betroffen

Die Fluten, die auf die stärksten Regenfälle seit mehr als drei Jahrzehnten zurückzuführen sind, haben seit Mitte Juni bereits mehr als 1.200 Menschen das Leben gekostet. Mehr als 33 Millionen Menschen in dem Land mit rund 220 Millionen Einwohnern sind laut Regierungsangaben von den Überschwemmungen betroffen.

Grafik zu Überschwemmungen in Pakistan
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: reliefweb

Im Norden, wo mehrere Orte auch eine Woche nach dem Ende der letzten Regenfälle noch überschwemmt sind, harrten Tausende ohne Nahrung und Unterkunft aus. „Es ist so, als ob wir Flüchtlinge in unseren eigenen Dörfern sind. Wir können nicht ein paar hundert Meter weiter nach Hause gehen“, sagte ein Mann aus der Gemeinde Swat.