Mehrere Versuche, dieses Problem während des Betankens von „Artemis 1“ mit flüssigem Wasserstoff zu lösen, waren gescheitert. Drei Stunden vor dem Beginn eines möglichen Zeitfensters für den Start wurde dieser dann abgesagt. Zu diesem Zeitpunkt seien die Wasserstofftanks zu elf Prozent gefüllt gewesen, hieß es weiter.
„Das ist Teil des Raumfahrtgeschäfts“, sagte NASA-Chef Bill Nelson. „Ich bin sehr stolz auf das Launch-Team. Sie machen das richtig. Sie machen das, wie es vorgeschrieben ist.“ Seine eigene Space-Shuttle-Mission sei viermal verschoben worden, erinnerte sich Nelson. „Der fünfte Versuch war dann eine beinahe fehlerlose sechstägige Mission.“
ESA-Astronaut Alexander Gerst schrieb bei Twitter, dass solche Probleme bei Teststarts komplexer Systeme nicht überraschend seien. „Nach dem Startversuch ist vor dem Startversuch“, ergänzte er. „Es ist die richtige Entscheidung. Sicherheit kommt zuerst“, schrieb der Direktor der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA), Josef Aschbacher, ebenfalls bei Twitter.
Kommende Woche kein neuer Startversuch
Ein erster Startversuch von „Artemis 1“ war vergangenen Montag aus mehreren Gründen ebenfalls abgebrochen worden. Auch dabei war ein Tankleck aufgetreten, außerdem hatte ein Triebwerk nicht auf die nötige Temperatur heruntergekühlt werden können.
Als weitere mögliche Starttermine hatte die NASA danach neben Samstag auch Montag, den 5. September, genannt. Nach dem misslungenen Start am Samstag wurde dieser erneute Termin aber abgesagt. Das Team untersuche derzeit, warum es zu den Problemen kam und welche Reparaturen nötig sind, sagte NASA-Manager Jim Free.

Bis zum Mond – und wieder zurück
Einmal gestartet wird die Oberstufe der Rakete getrennt – in einer Entfernung von mehr als 3.700 Kilometern von der Erde. Danach werden die Triebwerke von „Orion“ gezündet, um die Kapsel auf Kurs zu bringen.
Dieser führt sie bis auf 100 Kilometer an die Mondoberfläche heran, bevor sie rund 64.400 Kilometer über den Mond hinaus und zurück zur Erde fliegt. Nachdem das Servicemodul ESM, das in der Erdatmosphäre verglüht, abgekoppelt wird, soll die Kapsel dann im Pazifischen Ozean landen.

Probelauf für kommende Mondlandungen
Der rund 40 Tage dauernde Testflug der „Artemis“-Mission soll die Rückkehr zu bemannten Flügen zum Mond einläuten. Die SLS-Rakete soll eine „Orion“-Kapsel ins All bringen. „Orion“ ist unbemannt, wird aber eine simulierte dreiköpfige Besatzung an Bord haben – einen männlichen und zwei weibliche Dummys. Damit soll etwa die Strahlenbelastung gemessen werden.
Anschließend soll die „Orion“-Kapsel den Mond in rund hundert Kilometer Entfernung umkreisen. Die „Artemis 1“-Mission soll mehrere Wochen dauern. Die Folgemission „Artemis 2“ soll Astronauten und Astronautinnen in eine Mondumlaufbahn bringen, mit „Artemis 3“ soll frühestens 2025 eine Mondlandung glücken.
Mondkolonie als Sprungbrett für Marsreisen
Ziel ist es, eine langfristige Mondkolonie zu errichten, die Sprungbrett für noch ehrgeizigere zukünftige Reisen zum Mars werden soll. Langfristig sollen Astronautinnen und Astronauten auf dem Südpol des Mondes landen.
Dort wurde Wassereis nachgewiesen, weswegen die Region als strategisch wichtig gilt. In einem viel beachteten Manöver war dort 2019 die chinesische „Chang’e 4“ als erste Raumsonde gelandet. Sowohl Russland als auch China kündigten an, dort eine Raumstation errichten zu wollen.
Milliardenschweres Programm
Das Programm hat die NASA bisher mindestens 37 Mrd. Dollar (37,27 Mrd. Euro) gekostet. Der Kongress hat den NASA-Haushalt kontinuierlich erhöht und Mittel für „Artemis“ bereitgestellt.
Wiener Software bei NASA-Mission
Die US-Weltraumbehörde (NASA) will am Samstagabend einen neuen Startversuch für ihre historische Mondmission „Artemis 1“ unternehmen. Mit an Bord bei dieser wichtigen, umbenannten Mondmission ist auch Technologie aus Wien.
Auch die ESA ist an der Mission beteiligt und liefert mit dem europäischen Servicemodul (ESM) eine wichtige Komponente des „Orion“-Raumschiffs. Das knapp 13 Tonnen schwere, von Airbus gebaute ESM ist das Herzstück der „Orion“-Raumkapsel.
Es sorgt für dessen Antrieb, die Energieversorgung und die Wärmeregulierung und wird die Astronauten bei künftigen Missionen mit Wasser und Sauerstoff versorgen. Die österreichischen Unternehmen TTTech und Magna haben Komponenten für „Orion“ geliefert, TTTech auch für ESM.