Argentinien: Zehntausende demonstrieren für Vizepräsidentin

Nach einem Anschlag auf Argentiniens Vizepräsidentin Cristina Kirchner sind gestern Tausende Menschen in der Hauptstadt Buenos Aires und in anderen Städten des südamerikanischen Landes aus Solidarität auf die Straße gegangen.

Politische und soziale Organisationen, Gewerkschaften und Mitglieder des Kabinetts demonstrierten von Mittag an, wie die argentinische Nachrichtenagentur Telam berichtete.

Schuld Opposition und Medien zugewiesen

Präsident Alberto Fernandez hatte den Freitag zum Feiertag erklärt. Die Regierung machte die konservative Opposition und die Medien für den Angriff auf Vizepräsidentin Kirchner mitverantwortlich.

„Es ist weder ein einsamer Verrückter noch ein Einzelfall: Es sind drei Tonnen von Leitartikeln in Zeitungen, Fernsehen und Radio, die den gewalttätigen Reden den Weg bereiten“, schrieb Innenminister Eduardo de Pedro auf Twitter.

„Sie haben ein Klima des Hasses und der Rache gesät und heute wurde uns das Ergebnis präsentiert – das versuchte Attentat auf Cristina Kirchner.“ Die Vorsitzende der konservativen Partei PRO, Patricia Bullrich, warf Staatschef Fernandez vor, das gescheiterte Attentat politisch auszuschlachten.

Die argentinische Abgeordnetenkammer verurteilte den Anschlag nach einer turbulenten Sitzung am Samstag. Aber der gescheiterte Mordanschlag auf die ebenso populäre wie umstrittene Kirchner rückt die tiefe Spaltung Argentiniens in den Fokus.

Als die Ex-Präsidentin (2007–2015) am Donnerstagabend vor ihrer Wohnung in Buenos Aires ihre Anhängerinnen und Anhänger begrüßte, richtete ein Mann aus kürzester Entfernung eine Waffe auf sie. Zeugenaussagen zufolge drückte er mindestens einmal ab, löste aber keinen Schuss aus. Daraufhin wurde er von Kirchners Anhängern niedergerungen und von der Polizei festgenommen.

Täter mutmaßlich aus rechtsextremer Szene

Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich Medienberichten zufolge um einen gebürtigen Brasilianer, der schon seit Längerem in Argentinien lebte. Im März 2021 wurde bei ihm ein Messer sichergestellt.

In den sozialen Netzwerken soll er rechtsextremen Gruppen gefolgt sein. Auf dem rechten Ellenbogen trägt er eine Tätowierung der schwarzen Sonne, die während der Nazi-Diktatur von der SS verwendet wurde und heute als Erkennungssymbol in der rechtsradikalen Szene gilt.