Alexander Van der Bellen vor Wahlplakaten
APA/Roland Schlager
Hofburg-Wahl

Van der Bellen setzt auf Heimat

Auch für seine Wiederwahl setzt Bundespräsident Alexander Van der Bellen in der Kampagne auf eine Heimaterzählung. Auf den Plakaten, die am Dienstag präsentiert wurden, wirbt Van der Bellen mit den der Bundeshymne entnommenen Worten „Vielgeliebtes Österreich“. Auch einige seiner Herausforderer präsentierten bereits ihre Plakate und Schwerpunkte.

Die Plakate präsentierte Van der Bellen im Garten des Wiener Palais Schönburg – am selben Ort wie 2016, „ein gutes Omen“, wie der Bundespräsident sagte. Van der Bellen hofft mit dem Motto „Vernunft und Stabilität in stürmischen Zeiten“ auf möglichst viele Stimmen am 9. Oktober. Allen Plakaten gemeinsam sind der Dachslogan „Vielgeliebtes Österreich“ aus der dritten Strophe der Bundeshymne sowie die Botschaft „Unseren Präsidenten wählen.“.

„Das ist eine echte Wahl, das ist keine Wiese und schon gar nicht ist es eine g’mahte Wiesn.“ Van der Bellen appellierte an alle Wahlberechtigten, von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen und „nach Möglichkeit mir ihre Stimme zu geben“. Angesichts seiner zahlreichen Mitbewerber sagte Van der Bellen, er wünsche sich, dass schon im ersten Durchgang Klarheit geschaffen und er eine Mehrheit haben werde. Wenn nicht, komme es eben zu einer Stichwahl, das sei das Wesen der Demokratie.

Alexander Van der Bellen vor Wahlplakaten
APA/Roland Schlager
Van der Bellen bei seiner Plakatpräsentation

Vier Sujets

Die Plakatkampagne besteht aus vier Sujets. Mit dem Slogan „Aus ganzem Herzen Österreich.“ gibt sich Van der Bellen heimatverbunden, im Hintergrund ist ein Bergpanorama des Kaunertals zu sehen – „mein allererstes Zuhause“, wie der Präsident sagte. Das Sujet sei eine Werbung für eine stabile Umwelt und für Österreich, das für viele Menschen Heimat sei, Van der Bellen erinnerte etwa an die Tausenden aus der Ukraine Vertriebenen, die man derzeit beherberge. „Zusammenhalt macht uns sicher.“ plakatiert Van der Bellen außerdem, auf dem dazugehörigen Bild ist er beim Selfieschießen mit einem Lehrling zu sehen.

Wahlzettel laut Alphabet

MFG-Chef Michael Brunner, der Blogger Gerald Grosz (früher FPÖ/BZÖ), FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz, der Unternehmer Heinrich Staudinger, Amtsinhaber Alexander Van der Bellen, Rechtsanwalt und Ex-„Krone“-Kolumnist Tassilo Wallentin sowie Bierpartei-Gründer Dominik Wlazny (alias Marco Pogo) werden in alphabetischer Reihenfolge auf dem Stimmzettel stehen.

Werbegeschenk von Stabilo

„Vernunft und Stabilität in stürmischen Zeiten.“ verspricht der Amtsinhaber auf einem weiteren Motiv, das ihn am Schreibtisch zeigt. Es gehe darum, Ruhe zu bewahren, Verantwortung und Pflicht stünden für ihn an oberster Stelle. Die Möglichkeiten der Verfassung seien mit Vorsicht und Vernunft anzuwenden, man solle durch die Freiheiten des Bundespräsidenten nicht zusätzliches Chaos erzeugen, so Van der Bellen Richtung Mitbewerber.

„Mit Österreich spielt man nicht.“ ist ein weiterer Solgan, Van der Bellen ist mit aufgekrempelten Hemdsärmeln in der Präsidentschaftskanzlei zu sehen. Man dürfe „nicht mit dem Feuer spielen“; etwa einen Austritt aus der EU auch nur ansatzweise zu diskutieren, lehne er ab.

Aufgehängt werden sollen 1.100 16-Bogen-Plakate und 1.000 Acht-Bogen-Plakate, außerdem gibt es noch 1.000 mobile Vier-Bogen-Plakate und rund 20.000 Kleinflächenplakate. Auch ein paar Wahlkampfartikel der Kampagne gibt es schon – neben Kressesamen und Gummibärchen keinen klassischen Kugelschreiber, sondern den Lieblingsstift des Bundespräsidenten: einen Stabilo mit dem Aufdruck „Auf ihn ist Verlass. Auf VDB auch“.

Wahlkampf nimmt Fahrt auf

Das Werben um das Amt des Bundespräsidenten ist bereits in vollem Gange. Amtsinhaber Alexander Van der Bellen hat seine Plakate und sein Programm präsentiert.

Grosz-Wutrede als Programmatik

Präsidentschaftskandidat Gerald Grosz (früher FPÖ/BZÖ) präsentierte in einer Art Beschimpfungsorgie vor der Hofburg am Dienstag sein Wahlprogramm. Dieses beinhaltet die sofortige Entlassung der Regierung, die Auflösung des Parlaments, die Ausrufung von Neuwahlen, den Austritt aus der EU und ein Ende der Russland-Sanktionen. Grosz bezeichnete die Bundesregierung und den amtierenden Bundespräsidenten Van der Bellen als „Establishment“, das das Land in den Ruin geführt habe.

Gerald Grosz
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Auch Gerald Grosz bewirbt sich für das höchste Amt im Staat

Tragende Säulen des Staates wie die Sicherheit, der soziale Friede und die Bildung seien brüchig geworden. In der CoV-Zeit habe sich viel Aggression aufgestaut, und mit dem Wirtschaftskrieg gegen Russland, der nicht zu gewinnen sei, drohten der wirtschaftliche Ruin und eine Armutswelle, so Grosz. Die Regierung bringe das Land wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch um, so Grosz.

„Zipfel rein, Zipfel raus“

Das Niveau des politischen Personals sei „unterirdisch“, so Grosz, nicht die Besten seien am Werk, „sondern die größten Pfosten“. Van der Bellen habe durch die unzähligen Angelobungen in den vergangenen drei Jahren die Hofburg zu einem „Laufhaus“ und sich selbst zu einem „Angelobungsautomaten“ gemacht.

Grosz hatte am Wochenende ein Video von sich ins Netz gestellt. Darin schunkelt er mit einem Bier in der Hand und singt „Zipfel rein, Zipfel raus“. Auf die Frage, was er damit zum Ausdruck bringen wollte, antwortete Grosz, dass er authentisch sei, sich nicht verstellen müsse und Humor habe.

Rosenkranz-Auftakt auf Welser Volksfest

Den Auftakt in den Intensivwahlkampf für die Hofburg-Wahl beging die FPÖ am Samstag auf dem Welser Volksfest: Parteichef Herbert Kickl holte zum Rundumschlag gegen die Bundesregierung aus. Bundespräsidentschaftskandidat Walter Rosenkranz sparte vor allem nicht mit Kritik am amtierenden Staatsoberhaupt Van der Bellen. Empfangen wurden sie in Wels von Bürgermeister Andreas Rabl und Oberösterreichs FPÖ-Chef und Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner.

Walter Rosenkranz beim FPÖ-Wahlkampfauftakt für die Bundespräsidentenwahl in der Messe Wels
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Walter Rosenkranz bei seinem Auftritt beim Welser Volksfest

Haimbuchner ließ keinen Zweifel an Oberösterreich als blauer Hochburg, stammt doch von den 18.500 Unterstützungserklärungen für Rosenkranz mehr als ein Viertel aus „seinem“ Bundesland. „Holen wir uns unser Österreich zurück“, so Rosenkranz gemäß dem Motto der Veranstaltung. „Ich bin Freiheitlicher und werde es auch bleiben“, so Rosenkranz. „Ich werde im Land präsent sein.“

Walter Rosenkranz und Herbert Kickl vor einem Wahlplakat
APA/Tobias Steinmaurer
Auch Rosenkranz präsentierte bereits seine Plakate – hier mit FPÖ-Chef Herbert Kickl

Van der Bellen sei „nicht derjenige, der sich für euch einsetzt“, rief er den laut Bürgermeister Rabl 4.000 Anhängern zu. „Daher muss er am 9. Oktober zumindest einmal in die Stichwahl kommen.“ Vorher erwartet sich Rosenkranz, dass das Staatsoberhaupt doch „noch umdenkt“ und mit ihm im TV diskutiert. Rosenkranz kritisierte am Dienstag Van der Bellens Plakatkampagne in einer Aussendung. „Die Botschaften, die Van der Bellen hier transportiert, haben mit ihm persönlich leider nichts zu tun.“

Wlazny setzt weiter auf Humor

Dominik Wlazny (alias Marco Pogo) setzt im Wahlkampf hingegen weiter auf Humor. Am Montag wurde ein Sketchvideo publiziert, in dem sich eine Gruppe von Anhängern von Van der Bellen Gedanken darüber macht, wie man Wlaznys Wahlkampf sabotieren könnte. „Was hat Dominik Wlazny je für uns getan?“, lautet der Titel des Videos. Den Anhängern des amtierenden Bundespräsidenten fällt darin im Zuge der Diskussion doch so einiges ein, was Wlazny mit seiner Bierpartei in Wien bereits bewirkt habe: Maßnahmen zur Gewaltprävention, Proberäumlichkeiten in leerstehenden öffentlichen Gebäuden, Kulturförderungen und natürlich „der Bierbrunnen“.

Dominik Wlazny
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Dominik Wlazny will vor allem online wahlkämpfen

Wlazny hatte bereits am Donnerstag seine politischen Vorstellungen präsentiert. Solidarität, Klimaschutz, menschliche Asylpolitik sind nur einige der von Wlazny genannten Prioritäten. „Ich bin zu allem bereit. Bin ich Erster, bin ich euer Präsident“, so Wlazny. Seine Vorstellungen will er im Wahlkampf vor allem online verbreiten.

Allerdings sind auch Reisen in die neun Landeshauptstädte geplant: „Ich habe ein Klimaticket.“ Nach Großspendern sucht Wlazny nicht, finanziert werde die Kampagne von Förderern seiner Bierpartei. Für größere Kampagnen fehlten ihm finanzielle Mittel ebenso wie der Wille. So will er sich bei den Dreieckständern auf neun Stück beschränken.