Vertrauensstelle vera* gegen Missbrauch in Kunst und Sport

Wer in der Kunst- und Kulturszene oder im Sport Opfer von Belästigung oder Gewalt wird, soll bei der neuen Vertrauensstelle vera* Hilfe finden. Die beiden Sparten bereiteten ein „hochsensibles Arbeits- und Lebensumfeld“, in dem Hierarchien und körperliche Nähe ein Risiko für Übergriffe darstellen, sagte Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) heute bei einer Pressekonferenz: „Sexuelle Übergriffe, das Ausnutzen von Machtpositionen und physische Gewalt sind Realität.“

Den Grundstein für die Vertrauensstelle, die ihre Arbeit bereits aufgenommen hat, legte ein Nationalratsbeschluss aus dem Jahr 2021. Unter deren Dach sind die Vereine 100% Sport, der sich für Safe Sport und Genderkompetenz einsetzt, und die Vertrauensstelle gegen Machtmissbrauch, Belästigung und Gewalt in Kunst und Kultur aktiv. Die Subventionshöhe für das Startjahr betrage in Summe 350.000 Euro.

Kogler will anderes Männerbild forcieren

In den allermeisten Fällen würden sexuelle Belästigung, Beleidigungen oder Gewalt von Männern ausgehen, so Kultur- und Sportminister Werner Kogler (Grüne), der ein „anderes Männerbild forcieren“ will. Die Debatte über sexuellen Machtmissbrauch im Kulturbereich erlebte spätestens zum Sommerbeginn ein Hoch, als Regisseurin Katharina Mückstein Betroffenenberichte öffentlich machte.

Und auch gegen Ulrich Seidl stehen Vorwürfe im Raum, sollen laut einer „Spiegel“-Recherche die Familien der jungen Laienschauspieler bei den Dreharbeiten zu seinem neuen Werk „Sparta“ doch nicht korrekt über das Filmthema Pädophilie aufgeklärt worden sein. Kinder am Set hätten sich außerdem unwohl gefühlt. Beide Vorwürfe bestreitet der Starregisseur.

„Das Österreichische Filminstitut (ÖFI, Anm.) hat als zuständige Filmförderstelle des Bundes sofort begonnen, die Vorwürfe im Rahmen seiner Möglichkeiten von Grund auf zu prüfen“, berichtete Mayer. Unterlagen werden eingesehen, Seidl sei aufgefordert worden, dem ÖFI Dokumente wie Verträge und Zustimmungserklärungen auszuhändigen. Konsequenzen könnten jedenfalls bis zur vollständigen Rückzahlung der Fördersummen reichen – für die beiden Geschwisterfilme „Rimini“ und „Sparta“ habe es u. a. 1,3 Millionen Euro vom ÖFI und 675.000 Euro vom ORF gegeben.