Skulptur
Andreas Baudisch
Ars Electronica

Kunst zwischen Fakten und Fiktion

Pinkfarbene Pilze und dunkle Zukunftsvisionen: Mit den Auswirkungen von Plastik auf die Umwelt und Zukunftsängsten von jüngeren Menschen beschäftigen sich zwei Projekte der heurigen Ars Electronica in Linz – und umkreisen das Motto des Festivals, in dem es um das zukünftige Leben auf diesem Planeten geht, auf ungewöhnliche Art und Weise.

„Welcome to Planet B. A different life is possible.“ Unter diesem Motto stellt das Linzer Ars-Electronica-Festival von 7. bis 11. September große Fragen: Wie kann das Leben in Zukunft auf diesem Planeten aussehen? Welche Veränderungen sind notwendig, um den ökologischen Super-GAU zu verhindern? Und welche Technologien müssen dafür entwickelt werden?

Um die vor allem dramatischen Auswirkungen menschlicher Errungenschaften geht es in den künstlerischen Projekten der Themenausstellung „STUDIO(dys)TOPIA – At the Peak of Humankind“ im Science Park auf dem Campus der Johannes Kepler Universität (JKU). Eines der Projekte ist die Trilogie „Carbon Echoes“ von der englischen Künstlerin Kat Austen: Sie erforscht den menschlichen Umgang mit Kohlenstoff – ein wesentlicher Bestandteil des extremen Einflusses des Menschen – und welche Auswirkungen die Gewinnung fossiler Brennstoffe auf Ökosysteme und die Gesellschaft hat. In ihren Arbeiten wird auch thematisiert, was die zunehmende Verbreitung von Mikroplastik für Bäume und Wälder bedeutet. Es gehe um die „Echos menschlicher Aktivitäten“, so Austen im Interview zu ORF.at.

Kunststoffpilze

Mit der Langlebigkeit von Plastik und den Auswirkungen auf die Ökosysteme beschäftigt sich das Teilprojekt „Palaeoplasticene“: Im Video von ORF.at stellt Austen die Installation vor – auffallend sind vor allem die kleinen pinkfarbenen Pilze aus Kunststoff, geschützt unter einer Glaskuppel. Um die Langlebigkeit von Kunststoffen zu verdeutlichen, entwirft Austen rund um die Pilze eine fiktive Vergangenheit, in der Plastik nicht vom Menschen in die Umwelt eingebracht wurde – sondern von den Pilzen selbst. Austen erklärt im Gespräch mit ORF.at: „Durch die Verankerung in der Vergangenheit sind wir gezwungen, uns mit den Konsequenzen auseinanderzusetzen, die Mikroplastik in unserer Umwelt heute hat.“

Die aus England stammende Künstlerin Kat Austen präsentiert auf der Linzer Ars Electronica ihre künstlerische Arbeit „Carbon Echoes“.

Wie Bäume auf Plastik reagieren

Um Mikroplastik und Bäume als Kohlenstoffsenken geht es in „Stranger to the Trees“, einer weiteren Installation der Trilogie. In Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern untersucht die Künstlerin die Auswirkungen von Mikroplastik auf das Wachstum von Birken in Deutschland und Polen, da diese Baumart besonders „widerstandsfähig“ sei, so Austen. Das Team hat Birken in der polnischen Stadt Breslau und im deutschen Brandenburg gepflanzt und Mikroplastik in den Boden um die Wurzeln der Bäume eingebracht. Erste Untersuchungen haben gezeigt, dass Mikroplastik von den Wurzeln der Bäume im Gewebe aufgenommen wurde. Ob und welche Auswirkungen das Mikroplastik auf die Gesundheit der Bäume hat, wird im Rahmen einer Langzeitstudie erforscht.

Dunkle Zukunftsvisionen

Ein ganz anderes Projekt hat der 19-jährige Schüler und Künstler Fabian Wenzelhumer umgesetzt: Sein Stop-Motion-Film „171“, der im Rahmen der Kategorie „u19-create your world“ des Prix Ars Electronica auf dem JKU-Campus präsentiert wird, zeigt die dramatische Zukunftsvision eines jungen Mannes: ein Atomreaktorunfall.

Zeichnung von Fabian Wenzelhumer
Fabian Wenzelhumer
Wenzelhumer thematisiert in seinem Projekt die „climate anxiety“ von jungen Menschen

Der Film, der unter anderem auf die „climate anxiety“ von jungen Menschen hindeutet, übe auch Kritik an der menschlichen Hybris, sagt Wenzelhumer im Interview mit ORF.at: „Die Hybris, die wir tagtäglich an den Tag legen, wenn es um Dinge wie Umweltverschmutzung geht, genau an diesem ‚Wir haben ja eh noch Zeit‘ wollte ich Kritik äußern“, so der Künstler. Der Film besteht aus 746 Grafiken, die Bilder entstanden dabei mittels Schabblatt und wurden mit Bleistift, Tusche und Deckweiß gezeichnet.

Die Projekte der Kategorie „u19-create your world“, die auf dem Campus der Johannes Kepler Universität ausgestellt werden, zeigen, welche Themen junge Menschen momentan beschäftigen. Die Ars Electronica findet noch bis Sonntag an insgesamt elf Locations in Linz statt, die Hauptlocation ist der Campus der Johannes Kepler Universität. Besucherinnen und Besucher können an Workshops, Diskussionen und Führungen teilnehmen mit internationalen Künstlerinnen und Künstlern und zahlreichen Expertinnen und Experten aus den Bereichen Wissenschaft, Design und Technologie.