Mehr als 360 Jahre alt und immer noch gut für Überraschungen: Auf Johannes Vermeers berühmtem Gemälde „Dienstmagd mit Milchkrug“ (entstanden etwa 1658–1660) waren nach Erkenntnissen niederländischer Fachleute anfangs auch ein Regal mit Krügen und ein Feuerkorb zu sehen.
Neueste Scanmethoden hätten diese Überraschung zutage gebracht, teilte das Amsterdamer Rijksmuseum heute mit. Das Museum bereitet derzeit eine umfangreiche Ausstellung von Vermeers Werken vor.
In Zusammenarbeit mit dem Mauritshuis in Den Haag sollen ab 10. Februar 2023 Werke des Künstler aus Delft (1632–1675) gezeigt werden, die Schau soll bis 4. Juli gehen; heute begann der Kartenvorverkauf.
„Wertvolle Erkenntnisse“
Die Entdeckung der ursprünglichen „Milchmädchen“-Skizze liefere der Forschung wertvolle Erkenntnisse über die Arbeitsmethode Vermeers, heißt es in der Mitteilung des Rijksmuseums. Dadurch werde die angesichts des vergleichsweise kleinen Gesamtwerks des Künstlers weit verbreitete Annahme infrage gestellt, dass Vermeer stets langsam arbeitete.
Unter dem linken Arm der Dienstmagd ist den Angaben zufolge ein wohl eilig aufgebrachter dicker Strich schwarzer Farbe zu erkennen. Das lasse darauf schließen, dass Vermeer sein Bild zunächst schnell in hellen und dunklen Tönen zeichnete, bevor er die Details ausarbeitete.
27 Werke gezeigt
Zur Frage, aus welchem Grund Vermeer den Korb und das Regal übermalt haben könnte, erklärte Rijksmuseum-Direktor Taco Dibbits, das sei wohl eine Entscheidung unter künstlerischen Gesichtspunkten gewesen: „Das Übermalen des Krugregals und des Feuerkorbs sorgte für mehr Ruhe im Zimmer der Milchmagd. Nichts lenkt nunmehr von ihrer konzentrierten Tätigkeit ab.“
Die Vermeer-Ausstellung mit Leihgaben aus mehreren Ländern wird nach Angaben des Museums mindestens 27 Werke des Barockmalers präsentieren. In Fachkreisen geht man davon aus, dass er bis zu 37 Bilder hinterlassen hat – das Museum spricht von 35. Dazu gehören so berühmte Gemälde wie „Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“. Bei der bisher größten Vermeer-Ausstellung in den Niederlanden waren 1996 im Mauritshuis 22 Werke zu besichtigen.