„Während dieser Phase der Trauer und des Wandels werden meine Familie und ich getröstet und getragen durch das Wissen um den Respekt und die tiefe Zuneigung, die der Queen so weithin entgegenbracht wurden“, sagte Charles einer Mitteilung zufolge.
Am Freitag reisten Charles und seine Frau, Königin Camilla, nach Angaben des Palastes vom Landsitz der Queen in Schottland nach London. Dort wurden sie von jubelnden Menschen empfangen. Danach empfing Charles III. die neue britische Premierministerin Liz Truss zu einer ersten Audienz im Buckingham-Palast. Am Abend wollte sich der König in einer aufgezeichneten Fernsehansprache an seine Untertanen wenden.

Queen war längstdienende britische Monarchin
Elizabeth II. war am Donnerstag im Alter von 96 Jahren „friedlich“ auf ihrem schottischen Landsitz Balmoral gestorben. Sie war über 70 Jahre und damit länger als jeder andere britische Monarch vor ihr auf dem Thron. Elizabeth II. war Staatsoberhaupt von Großbritannien und Nordirland und mehr als einem Dutzend weiterer Staaten, darunter Kanada, Neuseeland und Australien.
William nun erster Thronfolger
Hinter seinem Vater Charles rückt Queen-Enkel Prinz William (40) zum ersten Thronfolger auf. Nummer zwei in der Thronfolge ist jetzt der neunjährige Prinz George, dahinter folgen seine Geschwister Prinzessin Charlotte und Prinz Louis. Obwohl Elizabeth als britische Monarchin über keine politische Macht verfügte, galt sie als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten ihrer Zeit. Mit unbedingtem Pflichtbewusstsein und Beständigkeit führte sie Großbritannien durch große Veränderungen.
Schon vor Jahren wurde minutiös geplant, was nach dem Tod der Queen passieren soll. Ihr Staatsbegräbnis wird für Montag, 19. September, erwartet. Zuvor soll Charles III. eine Trauerreise durch das Vereinigte Königreich antreten.
Der Ablauf bis zum Begräbnis
Mit dem Tod von Queen Elizabeth II. (96) ist die Operation „London Bridge“ angelaufen. Dabei folgen alle Schritte bis zum Begräbnis der Königin einem minutiösen Protokoll.
Charles deutlich weniger beliebt
Die Queen war die 40. Monarchin in einer Linie, die mit König Wilhelm dem Eroberer begann, der im Jahr 1066 nach seinem Sieg in der Schlacht von Hastings den Thron bestieg. Für viele Menschen weltweit war sie schlicht die Personifizierung Großbritanniens.
Experten betrachten ihre Popularität als Stütze der jahrhundertealten Monarchie. Umfragen zufolge genießt der neue König nicht ansatzweise diese Beliebtheit. Es wurde spekuliert, dass nun insbesondere außerhalb des Königreichs im Commonwealth republikanische Tendenzen zunehmen könnten.
Schwierige Aufgabe
Der heute 73-Jährige steht vor schwierigen Aufgaben. Seine Mutter hat ihm trotz ihrer immensen Popularität eine Königsfamilie hinterlassen, deren Ruf nicht makellos ist. Die Frau seines Sohnes Harry, Herzogin Meghan, erhob Rassismusvorwürfe gegen die Windsors.
Charles selbst tragen viele Briten die gescheiterte Ehe mit seiner ersten Frau nach, der in weiten Teilen der Bevölkerung immer noch verehrten Prinzessin Diana. Seine zweite Ehe mit Camilla wird von vielen kritisch gesehen.

Umweltschutz früh als Thema entdeckt
Seine Gegnerinnen und Gegner halten Charles für schwach und eitel. Aus ihrer Sicht hat er sich in alles Mögliche eingemischt und ist für die Aufgaben eines Königs schlecht gewappnet. Der bekennende Umweltschützer wurde verspottet, weil er mit Pflanzen spricht. Andere sehen den neuen König von Architektur und Umwelt besessen.
Seine Befürworter halten dagegen, die gute Arbeit des bisherigen Thronfolgers werde missverstanden. Er sei etwa bei Themen wie dem Klimawandel seiner Zeit voraus gewesen. Und sie heben seine soziale Ader hervor. Vor fast 50 Jahren gründete er die Wohltätigkeitsorganisation Prince’s Trust, die bisher über einer halben Million Menschen geholfen hat.
„Situation, in der man nicht gewinnen kann“
König Charles ist sich seiner schwierigen Rolle bewusst. „Das Problem ist, dass man in einer Situation ist, in der man nicht gewinnen kann“, bekannte er in einem Interview. „Wenn man überhaupt nichts tut, werden sie sich darüber beschweren. Wenn man versucht, sich einzumischen und etwas zu tun, um zu helfen, beschweren sie sich.“
Sendungshinweis
Der ORF ändert in memoriam Queen Elizabeth sein Programm und widmet sich ausführlich dem Leben der Queen und den Geschehnissen nach ihrem Tod – mehr dazu in tv.ORF.at.
Der Autor Tom Bower, der eine Biografie über Charles verfasst hat, urteilte: „Er ist ein Mensch, der angetrieben wird, der zweifellos Gutes tun will, aber nicht versteht, dass die Konsequenzen vieler seiner Handlungen eine Menge Ärger verursachen.“
Es war sicher kein Zufall, dass die Queen anlässlich ihres Thronjubiläums sagte: „Die Freundlichkeit, Freude und Seelenverwandtschaft, die in den vergangenen Tagen so deutlich geworden ist, hat mich sehr inspiriert, und ich hoffe, dass dieser Gemeinschaftssinn noch viele weitere Jahre zu spüren sein wird.“