Wie der Palast mitteilte, starb die Queen am Donnerstag im Alter von 96 Jahren friedlich auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral. „Ein langes Leben, geprägt von Pflichtbewusstsein“, würdigte die britische BBC die Monarchin.
Erst am Dienstag hatte die neue britische Premierministerin Liz Truss ihren Antrittsbesuch bei der Queen absolviert. Elizabeth II. wurde 1952 zur Königin gekrönt. Im Juni feierte sie ihr 70-jähriges Thronjubiläum. Während ihrer Regentschaft hatte Großbritanniens 15 Regierungschefinnen und -chefs.
Nachruf auf Queen Elizabeth II.
Königin Elizabeth II. war die längsdienende Monarchin der britischen Geschichte, mehr als 70 Jahre war sie auf dem Thron.
Am Donnerstag reisten die vier Kinder der Queen nach Balmoral an. „Nach einer weiteren Bewertung heute Früh sind die Ärzte der Königin besorgt um die Gesundheit Ihrer Majestät und haben empfohlen, dass sie unter medizinischer Beobachtung bleibt“, hatte ein Palastsprecher zuvor mitgeteilt.
Charles III. neuer König
Es sei ein „Moment größter Trauer für mich und alle Mitglieder meiner Familie“, sagte der neue König Charles Donnerstagabend in einer ersten Reaktion. „Ich weiß, dass ihr Verlust das ganze Land schwer bewegt.“ Das gelte auch in den Gebieten ihrer Herrschaft und des Commonwealths – und für Menschen auf der ganzen Welt. „Während dieser Phase der Trauer und des Wandels werden meine Familie und ich getröstet und getragen durch das Wissen um den Respekt und die tiefe Zuneigung, die der Queen so weithin entgegengebracht wurde“, so Charles weiter.
Wie der Palast bestätigte, nennt sich der neue König Charles III. Zuvor hatte es Spekulationen gegeben, der bisherige Thronfolger könne einen seiner anderen drei Vornamen wählen. Er heißt mit vollem Namen Charles Philip Arthur George. Er kann zudem künftig die Anrede „Eure Majestät“ statt „Eure königliche Hoheit“ beanspruchen. Auch seine Frau Camilla ist nun Königin (Queen Consort) und wird ebenfalls mit „Eure Majestät“ angesprochen.
Einst schlechte Chancen auf den Thron
Als Elizabeth Alexandra Mary, genannt „Lilibet“, am 21. April 1926 geboren wurde, standen ihre Chancen auf den Einzug in den Buckingham-Palast schlecht. Sie war die Dritte in der Thronfolge nach ihrem Onkel Edward und ihrem Vater. Doch Edward VIII. dankte als König ab, um die geschiedene US-Amerikanerin Wallis Simpson heiraten zu können. Sein Nachfolger wurde Elizabeths Vater Albert als George VI.
Bereits 1947 in einer Rede zu ihrem 21. Geburtstag gab sie den Briten und Britinnen ein Versprechen: „Mein ganzes Leben, sei es kurz oder lang, werde ich in euren Dienst stellen.“ Am 20. November 1947 heiratete die damalige Kronprinzessin Elizabeth in der Londoner Westminster Abbey ihren Cousin dritten Grades, den Marineoffizier Philip Mountbatten, zuvor Prinz Philipp von Griechenland aus dem Hause Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, der unter dem Namen Mountbatten – seine Mutter Alice war eine Prinzessin von Battenberg – in England eingebürgert wurde.
Der Ablauf bis zum Begräbnis
Mit dem Tod von Queen Elizabeth II. (96) ist die Operation „London Bridge“ in Kraft getreten. Dabei folgen alle Schritte bis zum Begräbnis der Königin einem minutiösen Protokoll.
Nach der Eheschließung erhielt er die Titel Herzog von Edinburgh, Graf von Merioneth und Baron Greenwich mit der Anrede „Königliche Hoheit“. Die künftige Königin und ihr Mann waren beide Ururenkel von Königin Victoria. Die Ehe hielt bis zu Philips Tod am 9. April 2021.
Mit 25 Jahren auf dem Thron
Als Elizabeths Vater, George VI., am 6. Februar 1952 starb, wurde Elizabeth im Alter von 25 Jahren Königin. Die Krönung fand erst im Jahr darauf – am 2. Juni 1953 – in der Londoner Westminster Abbey statt und wurde auch im Fernsehen gezeigt. Sie gilt als eines der ersten globalen Medienevents, teils kauften sich Menschen extra TV-Geräte, um bei der Krönung quasi dabei zu sein.
Thronfolger Charles wurde 1948 geboren. Insgesamt hatte das Ehepaar vier Kinder, eben Charles, Anne, Andrew und Edward. 1969 erhielt Charles schließlich den Titel Prince of Wales, der traditionell dem Erben der Krone – sofern er der älteste Sohn des regierenden Monarchen bzw. der Monarchin ist – vorbehalten ist. 1981 heiratete schließlich Prinz Charles Lady Diana Spencer, Tochter des achten Grafen Spencer. Das Ehepaar bekam zwei Söhne: Prinz William wurde 1982 geboren und Henry, genannt Harry, 1984.
Trennungen und ein Brand
1992 war ein „annus horribilis“ (dt.: schreckliches Jahr) für die Queen: Nach einer Serie von Skandalen und dem Scheitern der Ehen von dreien ihrer vier Kinder – Charles trennte sich von Diana, und auch Anne und Andrew beendeten ihre Beziehungen – räumte sie erstmals schwierige Zeiten im Königshaus ein. Im November gingen schließlich auch noch Teile von Schloss Windsor in Flammen auf.
1997 starb Prinzessin Diana 36-jährig bei einem Autounfall in Paris. 2002 starb die Königinmutter, „Queen Mum“, 101-jährig. Kurz vor ihr starb auch Elizabeths jüngere Schwester Prinzessin Margaret mit 71 Jahren.
Prinz William sorgt für Nachwuchs für den Thron
Doch auch fröhlichere Zeiten kamen wieder. So beging sie 2002 ihr goldenes Thronjubiläum mit viertägigen Feierlichkeiten. Am 9. April 2005 heiratete Charles seine Langzeitliebe, offenbar seit Jugendjahren, Camilla Parker-Bowles, die den Titel Herzogin von Cornwall erhielt.
Am 20. November 2007 feierten Elizabeth und Prinz Philip ihre diamantene Hochzeit. Am 29. April 2011 heiratete Prinz William, Nummer zwei in der britischen Thronfolge nach Charles, die Bürgerliche Kate Middleton, nunmehr Herzogin von Cambridge. Das Paar hat inzwischen drei Kinder. 2012 beging Elizabeth ihr diamantenes Thronjubiläum – als erst zweite britische Monarchin nach Königin Victoria.
Das Problem mit den Emotionen
Unzählige Termine hatte die Queen in all den Jahren ihrer Amtszeit absolviert, oft wirken ihre Gesichtszüge wie eingefroren. Denn als Königin musste sie sich unter Kontrolle haben und durfte keine Gefühle zeigen.
Das scheint selbst im Privaten zu gelten, auch gegenüber ihren Kindern Charles, Anne, Andrew und Edward. Thronfolger Charles beschwerte sich einmal bitterlich darüber, dass er von seiner Mutter nie wirkliche Zuneigung erfahren und eine „elende Kindheit“ erlebt habe. Nur zweimal am Tag sei er als Kind zu seiner Mutter vorgelassen worden, verabschieden musste er sich mit einem Diener.
Dianas Tod und die Folgen
Charles war mit seiner Kritik an fehlenden ausgedrückten Emotionen nicht allein. „Mehr Gefühl“ hätte sich das Volk beispielsweise von seiner Regentin erwartet, als diese 1997 äußerlich ungerührt den Tod ihrer Ex-Schwiegertochter Prinzessin Diana hinnahm. Erst als Hunderttausende auf der Straße um ihre „Königin der Herzen“ trauerten, rang sich Elizabeth zu einer Fernsehansprache durch – und hatte dabei Mühe, den richtigen Ton zu treffen.
Viele Briten und Britinnen sahen allerdings später gerade in der stoischen Pflichterfüllung eine der positiven Eigenschaften ihrer Königin. Das Emotionale überließ sie lieber ihren Enkelkindern und Urenkeln. Vor allem die Hochzeit von Prinz William und Kate sowie die Geburt deren Kinder ließ die Britinnen und Briten jubilieren.
Harry und Meghan kritisierten Königshaus
Für Aufregung in der Boulevardpresse sorgte die Heirat von Elizabeths Enkelsohn Prinz Harry mit der bürgerlichen Schauspielerin Meghan Markle. Der Herzog und die Herzogin von Sussex, wie die beiden in Großbritannien genannt werden, hatten sich aus dem engeren Kreis der Royals zurückgezogen, um finanziell unabhängig zu werden und sich dem Fokus der Boulevardmedien zu entziehen. Sie verlegten ihren Lebensmittelpunkt zudem in den US-Staat Kalifornien. In Interviews kritisierten sie die royale Familie oftmals schwer – unter anderem auch mit nicht näher spezifizierten Rassismusvorwürfen, von denen sie die Queen explizit ausnahmen.
Die meisten Britinnen und Briten können sich heute wohl an keinen anderen Monarchen als Elizabeth II. erinnern. 15 Premierministerinnen und -minister haben unter ihr gedient – von Winston Churchill bis zur derzeitigen Amtsinhaberin Truss. Tony Blair war der erste Regierungschef, der unter ihrer Regentschaft geboren wurde – im Mai 1953, rund einen Monat vor der Krönung.
Zerfall des Weltreiches erlebt
Als Elizabeth Königin wurde, sah die Landkarte der Länder, über die sie regieren sollte, noch anders aus als jetzt. Doch auch die Queen war nicht nur Königin Großbritanniens, sondern Staatsoberhaupt von insgesamt 16 Staaten, darunter Australien, Kanada und Neuseeland, die Bahamas und Jamaika.
Sie war außerdem Oberhaupt des Staatenbundes Commonwealth, dem über 50 Länder angehören, mehrheitlich ehemalige britische Hoheitsgebiete. Elizabeth erlebte den Zweiten Weltkrieg, den Zerfall des britischen Weltreichs und den Kalten Krieg. Im Laufe ihrer langen Regentschaft hatte sie auch unzählige Reisen und Dutzende Staatsbesuche absolviert – einen davon auch in Österreich, wo sie im Mai 1969 sechs Tage verbrachte.