King Charles
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Großbritannien

Charles III. wird formell zum König ausgerufen

Nach dem Tod von Queen Elizabeth II. wird am Samstag ihr Sohn, nunmehr King Charles III., offiziell zum König ausgerufen. Der Termin für die Krönung wird noch festgelegt. Nach Jahrzehnten als Thronfolger tritt der 73-Jährige nun in die großen Fußstapfen einer Monarchin, die zum Ende ihrer Regentschaft kaum populärer hätte sein können.

„Ein neuer Souverän folgt auf den Thron, sobald sein oder ihr Vorgänger stirbt, und wird so bald wie möglich bei einem Kronrat im St. James’s Palace proklamiert“ – so will es das britische Protokoll. Der Accession Council tritt traditionell in der Früh nach dem Tod des Königs oder der Königin zusammen, im Fall von Queen Elizabeths Tod hat man sich aufgrund der fortgeschrittenen Stunde am Donnerstagabend dafür entschieden, das Zeremoniell einen Tag später zu befolgen. Auch die zehntägige Trauerzeit begann erst am Freitag.

Die formelle Proklamation von Charles III. als König erfolgt somit am Samstagvormittag in London. Dafür wird eigens ein Accession Council einberufen, was mit „Thronbesteigungsrat“ übersetzt werden könnte. Das um 11.00 Uhr MESZ beginnende Prozedere wird live im TV übertragen – eine Stunde später wird die Proklamation dann vom Balkon des Palastes verlesen. Weitere Lesungen gibt es in der City von London, und am Sonntag in Schottland, Nordirland und Wales.

Anschließend fährt ein halbes Dutzend Herolde per Kutsche zum Trafalgar Square und anschließend zur Royal Exchange, dem Ort der ersten Börse Londons, um die Nachricht jeweils zu verlesen. Danach soll König Charles III. mit Premierministerin Liz Truss und dem Kabinett zusammentreffen. Das Datum von Charles’ Krönung muss noch festgelegt werden.

Archivfoto von Prinz Charles und Queen Elizabeth aus dem Jahr 1969
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Im Jahr 1969 wurde Charles Prince of Wales. Nun gibt er den Titel weiter.

Versprechen der Queen erneuert

Am Freitag hatte sich Charles III. erstmals als König an seine Untertanen gewendet. Bei einer kurzen, aber berührenden Ansprache, die auch beim Gedenkgottesdienst in der St.-Paul’s-Kathedrale übertragen wurde, verabschiedete sich Charles von seiner Mutter. Er spreche zu den Menschen „mit Gefühlen tiefer Trauer“, sagte er. „Meine Mutter war eine Inspiration, ein Vorbild für mich und meine ganze Familie.“

Er erneuerte feierlich jenes Versprechen, das auch seine Mutter als junge Frau einst gab: sein Leben dem Dienst an seinem Volk zu widmen. Das sei mehr als ein Versprechen gewesen, sondern auch eine persönliche Verpflichtung, die sie eingegangen sei und gehalten habe. Nun wolle er es ihr gleichtun.

King Charles’ erste Ansprache

Der neue König Charles III. hat das Versprechen seiner Mutter zum lebenslangen Dienst an seinem Volk erneuert. Zudem ernannte er in seiner ersten Ansprache als König seinen Sohn und Thronfolger William zum neuen Prinzen von Wales und dessen Ehefrau Kate zur Prinzessin von Wales.

Er fühle tiefe Dankbarkeit für die mehr als 70 Jahre, die die Queen gedient habe, voller Würde und Pflichtgefühl, aber auch „mit Wärme, Humor und der Fähigkeit, in allen Menschen das Beste erkennen zu wollen“, sagte Charles. „Und liebste Mama, während du deine letzte große Reise zu meinem lieben verstorbenen Papa beginnst, will ich nur eines sagen: Danke. Danke für deine Liebe und Hingabe für unsere Familie und für all die Nationen, denen du so fleißig gedient hast in all den Jahren. Mögen die Engel über deine Ruhe wachen.“

Neue Titel für William und Kate

Charles verkündete zudem, dass sein älterer Sohn William ihm nun als Prince of Wales nachfolgen werde, dessen Frau Catherine werde den Titel Princess of Wales tragen. Er sei sich sicher, dass die beiden weiterhin die britische Gesellschaft inspirieren und nationale Debatten anführen würden. Er wandte sich auch an seinen jüngeren Sohn Harry und dessen Frau Meghan, das Paar hatte die Pflichten der Königsfamilie niedergelegt und war in die USA ausgewandert. „Ich möchte auch meine Liebe zu Harry und Meghan zum Ausdruck bringen, während sie ihr Leben im Ausland weiter aufbauen“, sagte Charles.

Fotostrecke mit 24 Bildern

Die spätere  britische Königin Elisabeth II 1934
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Die spätere Queen Elizabeth im Alter von acht Jahren – zwei Jahre bevor ihr Onkel abdankte, ihr Vater den Thron bestieg und sie zur Thronfolgerin wurde
Die spätere  britische Königin Elisabeth II 1937
AP
Mit elf Jahren wurde Elizabeth bereits auf ihre spätere Rolle vorbereitet
Die spätere  britische Königin Elisabeth II 1940
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1940 hielt die 14-jährige Elizabeth in der Sendung „Children’s Hour“ (dt.: „Kinderstunde“) der BBC ihre erste Rundfunkansprache
Königin Elisabeth II und Prinz Philip nach ihrer Hochzeit
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Schon mit 13 Jahren soll sich Elizabeth in ihren späteren Mann, Prinz Philip, verliebt haben – mit 21 Jahren heiratete sie ihn in Westminster Abbey
Krönung von Königin Elisabeth II
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Am 6. Februar 1952 bestieg Elizabeth den Thron. Die offizielle Krönung fand am 2. Juni 1953 in der Westminster Abbey statt und war die erste, die im Fernsehen übertragen wurde.
Archivbild der königlichen Familie
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Zumindest nach außen hin schien die Welt im Königshaus in den frühen 1990ern perfekt: Mit seiner damaligen Ehefrau, Prinzessin Diana, bekam Thronfolger Prinz Charles zwei Söhne. Wenig später wurde bekannt, wie unglücklich die Ehe war, bevor sie zerbrach.
Königin Elisabeth II und Premier Winston Churchill
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Bei ihrer Thronbesteigung war Winston Churchill Premierminister von Großbritannien. Er kannte sie schon als kleines Kind und sagte damals, sie sei eine Persönlichkeit und strahle Autorität und Nachdenklichkeit aus, was für ein Kind erstaunlich sei.
Queen Elizabeth II, Helmut Kohl, Ronald Reagan und Margaret Thatcher
AP
Obwohl sich die Queen offiziell nicht zu politischen Themen äußerte, berichteten Medien über ihre Unzufriedenheit mit Margaret Thatchers Wirtschaftspolitik. Thatcher dementierte später ein kolportiertes Zerwürfnis und äußerte Bewunderung für Elizabeth.
Königin Elisabeth II, Papst Johannes Paul II und Prinz Philip
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Als nominelles Oberhaupt (Supreme Governor) der Church of England unterstützte sie den interreligiösen Dialog und traf im Laufe ihres Lebens drei Päpste: Johannes XXIII., Johannes Paul II. (im Bild) und Benedikt XVI
Königin Elisabeth II und Boris Johnson
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Boris Johnson war der 14. Premierminister, mit dem Elizabeth wöchentlich die aktuellen Themen erörterte
Königin Elisabeth II und Barack Obama
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Während ihrer Regentschaft erlebte Queen Elizabeth 14 US-Präsidenten. Viele davon traf sie – wie Barack Obama – persönlich.
Königin Elisabeth II und Donald Trump
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Donald Trump besuchte im Rahmen einen Staatsbesuchs 2019 den Buckingham Palast
Königin Elisabeth II
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Ab 1952 wandte sich Queen Elizabeth jedes Jahr am 25. Dezember in einer Weihnachtsansprache an ihr Volk
Königin Elisabeth II im Parlament 2019
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Jedes Jahr verlas die Königin die vom Premierminister geschriebene Thronrede – das Regierungsprogramm – im Parlament
Königin Elisabeth II auf einer Anzeigetafel
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Während des ersten Lockdowns sprach Elizabeth ihren Untertaninnen und Untertanen per Anzeigetafel Mut zu
Königin Elisabeth II
APSteve Parsons
Bis ins hohe Alter hoch zu Ross: Mit 94 Jahren zeigte sich die Königin beim Ausritt in ihren Gärten in Windsor
Königin Elisabeth II und Prinz Philip
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Über 73 Jahre war Elizabeth mit Philip verheiratet
Königin Elisabeth II bei der Beerdigung ihres Mannes Prinz Philip
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Beim Abschied von ihrem Prinzgemahl saß Elizabeth mit etwas Abstand zu ihren Kindern und Enkeln ganz vorn in der Kirche – wegen der CoV-Beschränkungen war alles verboten, was zu größeren Menschenansammlungen führen könnte
Königin Elisabeth II und Prinz Charles
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Gemeinsam mit ihrem Sohn Prinz Charles (73) pflanzte Königin Elizabeth II. im Oktober 2021 einen Baum – als Auftakt zum 70-Jahre-Thronjubiläum
Königin Elisabeth II beim Treffen der G7
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Auch nach dem Tod ihres Mannes und während der Pandemie absolvierte Queen Elizabeth Repräsentationspflichten – wie im Juni 2021 beim G-7-Gipfel in Cornwall
Königin Elisabeth II, Prinz Harry und seine Frau Meghan
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Das Verhältnis von Meghan und Prinz Harry zur königlichen Familie galt seit dem Rückzug des Paares in die USA als belastet
Die königliche Familie im Buckingham Palast in London
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Königin Elizabeth mit ihren Enkelsöhnen und deren Ehefrauen: Prinz Harry mit Meghan und Prinz William mit Kate
Die königliche Familie während der Feierlichkeiten in London
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Anfang Juni feierte Elizabeth II. ihr 70. Thronjubiläum – einem Großteil der Feierlichkeiten blieb sie aus gesundheitlichen Gründen fern, zum Abschluss zeigte sich zur Überraschung vieler dann doch auf dem Balkon von Buckingham Palace
Queen Elizabeth II und Liz Truss
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Die letzte Amtshandlung: Zwei Tage vor ihrem Tod ernennt die Queen Liz Truss zur neuen Premierministerin

Er dankte der britischen Bevölkerung auch für ihre Anteilnahme: Die öffentliche Unterstützung bedeute ihm mehr, als er ausdrücken könne. Dafür sei er ehrlich dankbar. Am Ende der Zeremonie in der St.-Paul’s-Kathedrale wurde erstmals seit Jahrzehnten bei einem offiziellen Anlass die britische Nationalhymne mit der geänderten Zeile „God Save the King“ (dt.: „Gott schütze den König“) gesungen.

Vorbereitungen auf Begräbnis

Beobachter gehen davon aus, dass die Beisetzung der Queen am 19. September stattfindet. Zunächst soll der Leichnam im Holyroodhouse in Edingburgh aufgebahrt werden. Holyroodhouse ist die offizielle Residenz der königlichen Familie in Edinburgh. Im benachbarten Parlamentsgebäude wird ein Kondolenzbuch aufgelegt, in das sich trauernde Bürger eintragen können.

Am Dienstag sollen die sterblichen Überreste der Königin nach London überführt werden, wo der Sarg anschließend in Westminster Hall aufgebahrt wird. Die Behörden erwarten, dass mehr als eine Million Menschen am Sarg der Queen vorbeidefilieren werden.

Internationale Reaktionen auf den Tod der Queen

Getrauert wird um die verstorbene Königin weit über die Grenzen Großbritanniens hinaus. Nicht nur die Staatschefs, die sie persönlich kennengelernt hat, auch Menschen in vielen Ländern trauern um die Queen.

Zu der Trauerfeier in der Westminster Abbey werden Staats- und Regierungschefs sowie Vertreter von Königshäusern aus der ganzen Welt erwartet. Am Freitag kündigte bereits US-Präsident Joe Biden seine Teilnahme an, auch EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen wird erwartet. Anschließend wird die Queen in der King-George-VI.-Kapelle auf Schloss Windsor beigesetzt, wo bereits ihr im vergangenen Jahr verstorbener Mann Prinz Philip bestattet ist.

Schweres Erbe

Charles tritt nun ein schweres Erbe an, die Queen stand über 70 Jahre lang für Beständigkeit und Pflichtbewusstsein. Während ihrer Regentschaft gab es 15 Premierministerinnen und -minister und freilich viele Krisen. Doch der Zeitpunkt, an dem Charles nach Jahrzehnten als Thronfolger nun König wird, ist besonders heikel.

Seit dem Brexit-Votum 2016 befindet sich die britische Politik gleichsam in einer Dauerkrise. Die Pandemie ging direkt über in eine schwere, durch den Ukraine-Krieg hervorgerufene Versorgungskrise. Die Inflation in Großbritannien liegt derzeit bei über zehn Prozent und dürfte weiter ansteigen. Auch ist nun die Sorge im Königshaus groß, es könnten sich in den Staaten des Commonwealth weitere Unabhängigkeitstendenzen verstärken.