William und Kate sowie Harry und Meghan tauschten sich am Samstagnachmittag mit Trauernden und Schaulustigen aus, die sich an der großen Allee bei Schloss Windsor versammelt hatten, und sahen Blumen und persönliche Botschaften an, die vor dem Anwesen niedergelegt worden waren.
Für Kate und William (beide 40) ist es auch der erste öffentliche Auftritt, seit sie ihre neuen Titel – Prinz und Prinzessin von Wales – tragen. Williams und Harrys Vater, der neue König Charles III., hatte den beiden diese am Freitag in seiner ersten Rede an die Nation vergeben.
Das Verhältnis der beiden Paare, die vor Meghans (41) und Harrys (37) Abschied aus dem Königshaus in der britischen Presse „Fab Four“ genannt wurden, gilt mittlerweile als schwierig. William und Kate sollen jedoch Harry und Meghan zu dem gemeinsamen Auftritt eingeladen haben, wie ein Sprecher des Paares mitteilte.

Blumenmeer vor Buckingham-Palast
Am Buckingham-Palast riss indes auch am Samstag der Strom an Trauernden nicht ab. Schon in der Früh fanden sich Tausende Menschen ein, um Blumen oder Karten niederzulegen, Kerzen anzuzünden oder innezuhalten. Trotz der Menschenmassen war die Atmosphäre ruhig und respektvoll, wie die britische Nachrichtenagentur PA meldete. Etliche Trauernde reisten auch von weiter entfernt an.
Damit das Anwesen im Londoner Regierungsviertel Westminster nicht unter dem Blumenmeer versinkt, dürfen alle Sträuße zwölf Stunden lang davor liegen, bevor sie in den angrenzenden Green Park gebracht werden. Darauf weist auch ein Schild am Zaun des Palastes hin.
ORF-Bericht zur Proklamation Charles III.
ORF-Korrespondent Jörg Winter berichtet aus London über die Ausrufung von Charles zum König, über seine Botschaft und was sich für ihn jetzt ändern wird.
Leichenzug durch London
Unterdessen werden immer mehr Details des Begräbnisses, das am 19. September stattfindet, bekannt. Der Sarg mit der verstorbenen Queen wird am kommenden Mittwoch (14. September) in einer öffentlichen Prozession durch die Straßen der Londoner Innenstadt gefahren werden.
Wie der Palast am Samstag mitteilte, soll der Sarg auf einem als Lafette bezeichneten, von Pferden gezogenem Fuhrwerk vom Buckingham-Palast ins Parlament gebracht werden. Der Leichenzug soll die Prachtstraße The Mall hinabführen und über den Exerzierplatz Horse Guards Parade und die Straßen White Hall und Parliament Street zum als Palace of Westminster bezeichneten Parlament führen. Dort soll die Queen vier Tage lang aufgebahrt werden.
US-Präsident Biden kommt zu Begräbnis
Zum Staatsbegräbnis werden Staatsoberhäupter und andere hochrangige Gäste aus aller Welt erwartet, darunter US-Präsident Joe Biden und der japanische Kaiser Naruhito. Auch EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Ratschef Charles Michel haben ihr Kommen zugesagt. Am Tag der Beisetzung sollen die Menschen in Großbritannien freibekommen. Charles III. genehmigte einen zusätzlichen Feiertag.
Anschließend wird der Sarg nach Windsor gebracht, wo die Queen an der Seite ihres im vergangenen Jahr gestorbenen Mannes Prinz Philip beigesetzt wird.
Charles zum König ausgerufen
Am Samstag wurde Charles offiziell zum britischen König ausgerufen. „Ein dreifaches Hurra auf die Majestät den König“, rief der ranghöchste Herold von England, David White, in London von einem Balkon des St. James’s Palace, des offiziellen Amtssitzes der britischen Monarchen. „Hipp, hipp, hurra“, antworteten Soldaten unterhalb des Balkons.
Zuvor war in dem Palast bei einer Sitzung des Thronfolgerats, dem Hunderte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens angehören, das Proklamationsdokument ausgefertigt worden. Zu den Unterzeichnern zählten unter anderem Charles’ ältester Sohn William – der neue Thronfolger –, seine Gattin Camilla und Premierministerin Liz Truss.
Die Zeremonie wurde von dem Ruf „Gott schütze den König!“ begleitet. Charles erklärte: „Für die Verrichtung der schweren Aufgabe, die mir auferlegt ist, und der ich nun das widme, was mir von meinem Leben bleibt, bete ich um die Anleitung und Hilfe des allmächtigen Gottes.“
Faktisch ist der 73-Jährige bereits seit dem Tode Elizabeths II. König. Sie war am Donnerstag im Alter von 96 Jahren gestorben. Erst kürzlich hatte sie ihr 70. Thronjubiläum gefeiert. Auch eine Krönung steht noch an – der Termin dafür ist aber noch offen. Die Krönung von Elizabeth II. fand 1953 statt – 16 Monate, nachdem sie nach dem Tod ihres Vaters Königin geworden war.
Charles verweist auf „inspirierendes Vorbild“
„Ich bin mir des großen Erbes und der Pflichten und schweren Verantwortung des Monarchen, die mir nun übertragen wurden, zutiefst bewusst“, sagte Charles III. am Samstag. Die Regentschaft seiner am Donnerstag im Alter von 96 Jahren gestorbenen Mutter sei unübertroffen gewesen in Länge, Hingabe und Ergebenheit. Er werde sich bemühen, „dem inspirierenden Vorbild, das mir gegeben wurde, zu folgen, indem ich die Verfassung hochhalte und Frieden, Harmonie und Wohlstand der Völker dieser Inseln, der Commonwealth-Gebiete und Territorien auf der ganzen Welt anstrebe“.
Schweres Erbe
Charles tritt nun ein schweres Erbe an, die Queen stand über 70 Jahre lang für Beständigkeit und Pflichtbewusstsein. Während ihrer Regentschaft gab es 15 Premierministerinnen und -minister und freilich viele Krisen. Doch der Zeitpunkt, an dem Charles nach Jahrzehnten als Thronfolger nun König wird, ist besonders heikel.
Seit dem Brexit-Votum 2016 befindet sich die britische Politik gleichsam in einer Dauerkrise. Die Pandemie ging direkt über in eine schwere, durch den Ukraine-Krieg hervorgerufene Versorgungskrise. Die Inflation in Großbritannien liegt derzeit bei über zehn Prozent und dürfte weiter ansteigen. Auch ist nun die Sorge im Königshaus groß, es könnten sich in den Staaten des Commonwealth weitere Unabhängigkeitstendenzen verstärken.