Luftansicht von Antigua und Barbuda
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Nach Queen-Tod

Antigua und Barbuda auf Weg zu Republik

Der karibische Inselstaat Antigua und Barbuda soll nach dem Willen des Regierungschefs zur Republik werden. Bis zu ihrem Tod war Königin Elizabeth II. Staatsoberhaupt der ehemaligen britischen Kolonie. König Charles III. wurde am Samstag in einer Zeremonie in der Hauptstadt St. John’s zwar als neues Staatsoberhaupt bestätigt, doch kurz darauf sagte Premierminister Gaston Browne dem britischen Sender ITV, er wolle innerhalb von drei Jahren eine Volksabstimmung abhalten.

„Das hat nichts mit Respektlosigkeit gegenüber dem Monarchen zu tun“, sagte Browne. „Es ist der finale Schritt, um den Kreis der Unabhängigkeit zu vollenden und zu einer wirklich souveränen Nation zu werden.“ Browne ist seit acht Jahren Premier und machte nie einen Hehl daraus, dass er die Ablösung der Monarchie und die Gründung einer Republik anstrebt. Es sei aber „kein brennendes Thema im Land“, viele Menschen hätten sich bisher wohl nicht einmal die Mühe gemacht, darüber nachzudenken, wie Browne gegenüber ITV eingestand.

So wie in anderen Ländern des britischen Commonwealth ist Charles III. auf Antigua und Barbuda nun auch offiziell als neues Staatsoberhaupt ausgerufen. Konkret unterzeichneten im Regierungsgebäude in St. John’s lokale Würdenträger die Proklamation, mit der der Status des neuen Königs bestätigt wurde. Elizabeth II. besuchte den Inselstaat während ihrer Regierungszeit dreimal, zuletzt 1985. Auch Charles wurde auf Antigua und Barbuda bereits empfangen: Vor fünf Jahren besuchte er damals noch als Prinz die nach zwei verheerenden Wirbelstürmen laufenden Wiederaufbaumaßnahmen.

Antigua und Barbuda hat knapp 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Der Inselstaat wurde 1981 unabhängig. Er ist einer von 14 Staaten, in denen der Monarch des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland Staatsoberhaupt ist. Im vergangenen Jahr war der Inselstaat Barbados weiter südlich in der Karibik bereits eine Republik geworden. Die bis dahin als Generalgouverneurin und damit Vertreterin der Queen amtierende Sandra Mason wurde Präsidentin.

„Australien muss jetzt nach vorn schauen“

Debatten über die Staatsform gibt es auch in anderen, bisher unter der britischen Krone stehenden Ländern des Commonwealth. Australien müsse nun nach vorn schauen, twitterte am Tag nach dem Tod der Queen etwa der Chef der australischen Grünen, Adam Brandt. Es brauche einen Vertrag mit den australischen Indigenen, und das Land müsse eine Republik werden, forderte er. Premierminister Anthony Albanese erteilte einer Debatte über die Abschaffung der Monarchie aber eine Absage. Es sei der falsche Moment dafür.

„Falscher Moment“ für Monarchiedebatte

Nach dem Tod von Königin Elizabeth II. wird in bisher unter der britischen Krone stehenden Ländern des Commonwealth über die Staatsform debattiert. Premier Anthony Albanese erteilte der Debatte über die Abschaffung der Monarchie eine Absage.

Australien werde vielmehr zum Gedenken an Elizabeth II. am 22. September einen nationalen Trauerfeiertag begehen, wie Albanese am Sonntag mitteilte. Damit solle den Menschen die Möglichkeit gegeben werden, der verstorbenen Queen die letzte Ehre zu erweisen. Zuvor werde er mit Generalgouverneur David Hurley nach England reisen, um am 19. September am Staatsbegräbnis der Queen teilzunehmen.

Zeremonie anlässlich der Proklamation von Charles III. im australischen Parlament in der Hauptstadt Canberra von Generalgouverneur David Hurley
APA/AFP/Mick Tsikas
Charles III. wurde am Sonntag auch in Australien feierlich zum König ausgerufen

Einen Tag nach den Proklamationszeremonien in London ist Charles III. seit Sonntag auch in Australien offiziell zum neuen Staatsoberhaupt ernannt worden. Die entsprechende Erklärung wurde bei einer Zeremonie im Parlament in der Hauptstadt Canberra von Hurley vorgetragen, wie die australische Nachrichtenagentur AAP berichtete. Dabei waren Abgeordnete und Senatoren aus allen politischen Lagern. Im Anschluss an die Proklamation wurde die britische Nationalhymne mit der neuen Zeile „God Save the King“ gespielt – die auf halbmast gesetzten Fahnen wurden wieder hochgezogen. Vor dem Parlamentsgebäude hatten sich viele Menschen versammelt, um der Proklamation beizuwohnen.

Feierliche Zeremonie in London

Charles III. war am Samstag in London feierlich als britischer König ausgerufen worden. Er war bereits mit dem Tod seiner Mutter, Königin Elizabeth II., am Donnerstag automatisch König geworden. In ihrer Funktion als Königin von Australien werden britische Königinnen oder Könige in dem Commonwealth-Land vom Generalgouverneur vertreten. Offiziell zum neuen Staatsoberhaupt ernannt wurde Charles am Sonntag neben Australien unter anderem auch in Neuseeland. In der Hauptstadt Wellington lobte Premierministerin Jacina Ardern Charles für seine langjährige „Zuneigung für Neuseeland“ und seine „tiefe Verbundenheit mit unserer Nation“.

Auch in Schottland, Nordirland und Wales stand am Sonntag die amtliche Ausrufung des neuen Monarchen auf dem Programm. Wales hat als Fürstentum, dem traditionell der Kronprinz vorsteht, eine besondere Stellung. Diese Rolle hatte Charles inne, seit seine Mutter ihn im Alter von neun Jahren zum Prinz von Wales ernannt hatte. Die offizielle Amtseinsetzung erfolgte feierlich 1969.

Archivfoto von Prinz Charles und Queen Elizabeth aus dem Jahr 1969
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Elizabeth und Charles bei dessen feierlicher Einsetzung zum Prinzen von Wales im Juli 1969

Die Nachfolge tritt jetzt Charles’ Sohn Prinz William an. Er steht als Erstgeborener des neuen Königs an erster Stelle der Thronfolge. Seine Frau Kate wird Prinzessin von Wales. Diesen Titel trug zuletzt Charles’ erste Frau Diana. Technisch war auch Charles’ zweite Frau Camilla Prinzessin von Wales. Sie hat den Titel aber nie getragen, weil er in der Erinnerung der Menschen so eng mit Diana verbunden war.

Auch in Nordirland und in Schottland wurde die Proklamation am Sonntag verlesen. Vereinzelt gab es auch Proteste gegen die Monarchie. „Das ist nicht unser König“ stand am Tag der amtlichen Amtseinführung von Charles III. etwa auf einem Transparent im walisischen Cardiff. In Edinburgh wurde eine Demonstrantin von der Polizei abgeführt, die vor der Verkündung die Abschaffung der Monarchie einforderte.