OMV Erdgasspeicher Schönkirchen
ORF.at/Roland Winkler
Füllstand bei 71,6 Prozent

Heimischen Gasflüssen wird nachgeforscht

Dem Ziel der Bundesregierung, rechtzeitig vor dem Winter einen Füllstand von 80 Prozent zu erreichen, kommt Österreich täglich näher. Doch nicht alles, was sich in den Speichern befindet, geht auch an heimische Kunden. Einen detaillierten Überblick soll es nun bis November geben.

Vor dem 24. Februar, dem russischen Einmarsch in die Ukraine, waren die Füllstände in den heimischen Gasspeichern nur für die wenigsten Österreicherinnen und Österreicher ein Thema. Nun will man aber genau wissen, wie viel vorhanden und vor allem auch im Land nutzbar ist.

Die Füllstände steigen täglich dem Ziel der 80 Prozent entgegen, derzeit sind es rund 68 Terawattstunden, das entspricht etwa mehr als 71 Prozent. Doch wie viel Gas den österreichischen Endkunden und der heimischen Industrie „gehört“, ist nicht so klar. Dazu will nun die E-Control Details erheben.

Das Gas gehöre immer dem, der es besorgt und Verträge abschließt, heißt es aus der E-Control gegenüber ORF.at. Jedem Händler stehe es frei, sein Gas zu verkaufen, wem er wolle, ob im In- oder im Ausland. Man sammle ohnehin laufend die Daten der Versorger ein und wisse auch, wer wie viel eingespeichert habe.

Verordnung für mehr Infos

Nun aber sei es durch die vorhandene gesetzliche Grundlage möglich, Details zu erfragen, die die Händler dann auch liefern müssten. Möglich mache das die Novellierung der Energielenkungsdatenverordnung. Auch die Einhaltung des Versorgungsstandards – Versorger müssen im Krisenfall Maßnahmen ergreifen, damit geschützte Kunden auch beliefert werden – und die neue strategische Reserve würden regelmäßig erhoben.

Gasspeicher zu 70 Prozent gefüllt

Die Gasspeicher sind über 70 Prozent gefüllt, und die strategische Reserve für Österreichs Haushalte ist gesichert. Das gespeicherte Gas ist allerdings nicht ausschließlich für Österreich reserviert, sondern auch für andere EU-Länder. Mit Engpässen wird dennoch nicht gerechnet.

E-Control-Vorstand Alfons Haber sagte gegenüber dem Ö1-Mittagsjournal, man wolle dann zuordnen können, welche Speichermengen für österreichische Endkunden angedacht seien und welche Mengen Großkunden eingespeichert haben. Auch wie viel Gas ins Ausland geht und welche Mengen für die strategische Reserve gedacht sind, sind solche Fragen. Beantwortet werden sollen sie bis 1. November, dann endet auch die Einspeichersaison.

Strategische Reserve auch bis November

Aus dem Energieministerium von Leonore Gewessler (Grüne) hieß es gegenüber ORF.at, dass die Einspeicherung weiter auf hohem Niveau laufe, die Daten würden ständig aktualisiert. Das tue die E-Control in Zusammenarbeit mit dem Ministerium. Mit der strategischen Reserve lege man darüber hinaus ein Sicherheitsnetz für die Gasversorgung an – sie gehöre, im Gegensatz zu dem an den Börsen gehandelten Gas, allein der Republik. Diese Reserve soll bis November 20 Terawattstunden betragen, das entspricht dem Verbrauch von zwei Wintermonaten. Die Reserve soll im Speicher Haidach eingespeichert werden.

Vermarktet wurden die heimischen Speicherkapazitäten von fünf Unternehmen: OMV, RAG, der deutschen Uniper und den Gasprom-Töchtern Astora GmbH und GSA. Letztere zwei waren für den Speicher Haidach zuständig, das Energieministerium entzog den russischen Unternehmen inzwischen aber die Kapazitäten. Haidach war bisher nur zur Versorgung von Verbrauchern in Deutschland gedacht, soll aber noch in diesem Jahr an das österreichische Netz angeschlossen werden.

Eingriff im Notfall

Sollte die Gasversorgung dennoch einbrechen und einen Notfall hervorrufen, dann kann das Energieministerium per Verordnung eingreifen und bestimmen, an wen geliefert wird. Möglich macht dies das Energielenkungsgesetz. „Hier geht es um die Verwendung von Erdgas, insbesondere Einspeicherung oder Ausspeicherung, aber eben auch die Anweisung an die Produzenten in Österreich, hier den Transport nach Möglichkeit und also auch die Lieferung zu erhöhen. Also es gibt unterschiedliche Maßnahmen, die hier dann gesetzt werden können“, so Haber.