Sarg von Queen Elizabeth II. wird in Westminster Hall aufgebahrt
AP/Gregorio Borgia
Trauerzug

Letztes Geleit nach Westminster für Queen

Die Queen hat den Buckingham-Palast zum letzten Mal verlassen: Der Sarg mit den sterblichen Überresten der britischen Königin Elizabeth II. wurde am Mittwoch aus dem Königspalast zu seiner Aufbahrung in Westminster Hall gebracht. Der Trauerzug setzte sich planmäßig um 14.22 Uhr Ortszeit (15.22 Uhr MESZ) in Bewegung, in einem 38-minütigen feierlichen Geleit wurde sie für die öffentliche Verabschiedung nach Westminster gebracht.

Zum Auftakt der Prozession läutete die Glocke Big Ben auf dem Palace of Westminster. Im Hyde Park wurden im Minutentakt Salutschüsse abgegeben. Eine Armeekapelle spielte Trauermusik von Beethoven, Mendelssohn und Chopin. Der Sarg war mit der königlichen Standarte geschmückt, obenauf lag die Königskrone, die Elizabeth traditionell zur Parlamentseröffnung trug. Dahinter lag ein Kranz aus weißen Rosen, weißen Dahlien und Blattwerk aus der königlichen Residenz Balmoral in Schottland.

Hinter dem Sarg schritten außer dem neuen König Charles III. auch Elizabeths übrige Kinder Prinzessin Anne, Prinz Andrew und Prinz Edward sowie Thronfolger Prinz William und dessen jüngerer Bruder Prinz Harry her. In der Westminster Hall warteten Königsgemahlin Camilla, Prinzessin Kate, Herzogin Meghan, Gräfin Sophie und weitere Mitglieder der Royal Family. Die Royals nahmen gemeinsam an einem Gottesdienst teil.

Die königliche Familie geleitet den Sarg von Queen Elizabeth II. nach Westminster Hall
Reuters
William, Charles, Andrew, Anne und Harry begeleiteten den Zug

In Westminster Hall, dem ältesten Gebäude des Parlamentssitzes Palace of Westminster, wird der Sarg auf einem violetten Podest bis zur Trauerfeier am Montag aufgebahrt. Von Mittwochabend bis Montagfrüh (7.30 Uhr MESZ) kann die Bevölkerung der Queen in Westminster Hall die letzte Ehre erweisen. Nach der Trauerfeier mit Staatsgästen aus aller Welt wird Elizabeth II. auf Schloss Windsor beigesetzt.

Trauerzug durch London

Der Trauerzug durch London ist der erste Höhepunkt der Trauerfeiern nach dem Tod der Queen. Geleitet wird der Sarg von Königin Elizabeth II. von ihren vier Kindern sowie ihren Enkeln.

Stundenlanges Warten

Hunderttausende Menschen säumten die Straßen, um der nach 70 Jahren auf dem Thron gestorbenen Monarchin die letzte Ehre zu erweisen und einen Platz in der Warteschlange für die Totenwache zu ergattern. Schon in der Nacht hatten trotz Regens Zehntausende in Zelten ausgeharrt, um einen Platz zu besetzen. Medien berichten, dass dabei „britische“ – also überaus geordnete – Verhältnisse herrschten.

Die königliche Familie vor dem Sarg von Queen Elizabeth II. in Westminster Hall
Reuters
Nach einer Messe wird Westminster für die Öffentlichkeit geöffnet

Es wird erwartet, dass rund 400.000 Menschen in das britische Parlament strömen werden. Bereits jetzt gibt es Befürchtungen, dass es noch mehr Trauergäste werden könnten und die Kapazitäten ausgereizt werden.

Schon in den vergangenen Stunden hatten Anhängerinnen und Anhänger der Royals den Anfang einer Warteschlange formiert, die von Westminster entlang des südlichen Ufers der Themse geführt wird. Die Behörden riefen noch ankommende Trauergäste dazu auf, sich angemessen auf eine Wartezeit von bis zu 30 Stunden vorzubereiten.

zahlreiche Personen warten um die Überführung der Queen vom Buckingham Palast in die Westminster Hall zu beobachten
Reuters/Kevin Coombs
Es herrschten strikte Sicherheitsvorkehrungen

„Viele Stunden stehen“

Man müsse „für viele Stunden stehen, sehr wahrscheinlich über Nacht“. Dabei gebe es nur wenig Gelegenheit, sich hinzusetzen, da die Schlange durchgehend in Bewegung ist. Wie das zuständige Kulturministerium am Mittwoch mitteilte, werden durchgängig mehr als 1.000 Freiwillige, Securitys und Polizeikräfte entlang der Warteschlange im Einsatz sein.

Hinzu kommen Hunderte medizinische Kräfte, erwachsene Pfadfinder sowie 30 Abgesandte verschiedener Religionen. Auch zwei Gebärdensprachen-Dolmetscher sollen verfügbar sein. Entlang der Strecke stehen nicht nur Erste-Hilfe-Zelte, sondern auch 500 mobile Toiletten. Verschiedenfarbige Armbänder zeigen den Platz in der Warteschlange an.

Die Menschen wurden aufgerufen, sich einerseits für das Wetter, andererseits für den Anlass angemessen zu kleiden. Sie müssten zudem genug Essen und Trinken, etwaige Medikamente und eine Powerbank für ihre Smartphones mitnehmen. Trauergaben wie Blumen, Kerzen, Stofftiere und Fotos sind nicht erlaubt, ebenso wenig Kleidung mit „beleidigenden“ Slogans. Angesichts der Menschenmassen werden Verkehrsbehinderungen erwartet, auch im öffentlichen Nahverkehr und rund um London.

die Kavallerie „Blues and Royals“
AP/PA/Andrew Matthews
Die Royal Horse Guards patrouillierten vor Beginn des Trauerzugs

Der Flugverkehr in London wurde ebenfalls eingeschränkt. Von 13.50 bis 15.40 Uhr Ortszeit (14.50 bis 16.40 Uhr MESZ) durften bestimmte Flüge über der Hauptstadt nicht stattfinden. Das solle „die Ruhe während der Prozession“ sicherstellen.

Halbstündiger Geleitzug

Die Zuschauerbereiche entlang der Route des Trauerzugs füllten sich bis zum Nachmittag komplett. Trotz der Menschenmassen war es weitgehend still. Der Geleitzug verließ um 15.22 Uhr MESZ (14.22 Uhr Ortszeit) den Palast. Neben der engsten Familie gehörten Annes Sohn Peter Philips und ihr Ehemann Tim Laurence sowie der Herzog von Gloucester, ein Cousin der Queen, und der Earl von Snowdon, ihr Neffe, zum Trauerzug. Camilla sowie die Ehefrauen von William, Harry und Edward – Prinzessin Kate, Herzogin Meghan und Gräfin Sophie – fuhren in Autos dem Sarg hinterher.

Prinz Charles bei der Ankunft im Buckingham Palast
AP/Pool Photo/Henry Nicholls
König Charles vor Start des Trauerzugs

Nach einem kurzen Gottesdienst öffnen dann die Türen, und die Öffentlichkeit darf Abschied von der Königin nehmen. Bis Montagfrüh, dem Tag des Staatsbegräbnisses, sind die Tore rund um die Uhr geöffnet. Die BBC wird einen durchgehenden Livestream zur Verfügung stellen.

Sarg reiste durchs Land

Elizabeth II. war am Donnerstag im Alter von 96 Jahren auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral gestorben. Am Sonntag wurde ihr Sarg in die schottische Hauptstadt Edinburgh überführt und am Montag mit einem Trauermarsch, an dem auch König Charles III. und seine Geschwister zu Fuß teilnahmen, in eine Kathedrale gebracht.

Der Sarg mit den sterblichen Überresten der Queen kam am Dienstagabend mit einer Transportmaschine der britischen Luftwaffe von Edinburgh nach London. Er wurde vor dem Buckingham-Palast von Tausenden Menschen mit lautem Beifall begrüßt und dann von Charles, seinen Geschwistern sowie den Enkeln der Queen empfangen. Über Nacht war der Sarg im Bow Room aufgestellt.

Hunderte Würdenträger bei Begräbnis

Das Staatsbegräbnis für die Queen findet am Montag statt. Dazu werden Hunderte Staats- und Regierungschefs, Angehörige von Königshäusern und andere Würdenträger in London erwartet.

Als große Ehre gilt, dass Japans Kaiser Naruhito und seine Frau, Kaiserin Masako, anreisen werden. Japanische Monarchen nehmen traditionellerweise nicht an Bestattungen teil, weder im eigenen Land noch im Ausland. Dass Naruhito dennoch kommt, sei Ausdruck der tiefen Verbundenheit zwischen der königlichen und der kaiserlichen Familie, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo.

Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen reist an. Erwartet werden zudem der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, US-Präsident Joe Biden, der französische Präsident Emmanuel Macron und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Vertreter aus Russland und Belarus sind nach Informationen der britischen Nachrichtenagentur PA unerwünscht, auch Vertreter aus Syrien, Venezuela und Afghanistan wurden nicht eingeladen. Erwartet wird einer der größten Polizeieinsätze in der Geschichte Londons.

Öffentliches Leben soll stillstehen

Mit dem Begräbnis wird aber auch das öffentliche Leben noch einmal in den Ausnahmezustand versetzt. Laut Medienberichten wurden bereits Tausende geplante Operationen in Spitälern verschoben, auch zahlreiche Begräbnisse wurden vertagt. Ganztägig werden keine Gerichtsverhandlungen stattfinden. Zahlreiche Theater und Museen wollen Schließtage einlegen. Sogar große Supermarktketten wie Morrisons und Marks & Spencer wollen ihre Filialen am Montag geschlossen halten.