Flagge auf Halbmast am Holyroodhouse Palast
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Royales Sesselrücken

Die Residenzen der britischen Königsfamilie

Der Trauerzug der Queen von Schottland nach London hat einen genaueren Blick auf das Schloss Balmoral ermöglicht. Es ist aber nur eines von zahlreichen Anwesen, die die Queen hielt. Die Aufteilung der Residenzen begann bereits, nicht ohne Konflikte.

Die britischen Royals sind reicher als reich – sie besitzen nicht nur große Vermögenswerte in Form von Geld, Wertgegenständen, Aktienportfolios und Land, sie sind auch Eigentümer zahlloser Immobilien. Das Immobilienportfolio der Krone ist mehr als 15 Milliarden Pfund (knapp 18 Mrd. Euro) wert, wie der „Guardian“ berichtete, allein im überteuerten Londoner Zentrum besitzen die Royals 241 Immobilien.

Herausstechend in diesem Immobilienimperium sind aber freilich die Residenzen. Auch sie sind so zahlreich, dass ein Überblick schwerfällt. Einige der Schlösser und Sommerhäuser sind seit Jahrhunderten im Besitz der Windsors und verdienen einen genaueren Blick.

Atem der Geschichte

Das berühmteste Schloss der Queen ist freilich der Buckingham Palace. Dort wohnte und arbeitete Elizabeth II., auch unzählige offizielle Staatsanlässe fanden hier statt. 1703 wurde es als Stadthaus für den britischen Staatsmann und Dichter John Sheffield, 1. Duke of Buckingham and Normanby, gebaut, 1761 kam es in den Besitz der königlichen Familie. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Anwesen zum Palast umgebaut, seither wohnt das amtierende Königspaar in dem Palast mit über 600 Zimmern und einem Atombunker. Auch Charles III. und Camilla werden hier leben.

Buckingham Palast
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Buckingham Palace

Bisher lebte Charles – noch als Prince of Wales und Thronfolger – in Clarence House. Das Anwesen, zwischen 1825 und 1827 gebaut, gilt als Heimat für Charles und Camilla. Sie zogen nach dem Tod der Königinmutter, die bis 2002 dort gewohnt hatte, ein und renovierten es für rund zehn Mio. Euro. Im Haus befindet sich heute ein Teil der Kunstsammlung des Königs.

Unfrieden durch Kündigungen

In Clarence House sind jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter untergebracht, die Charles’ bisherige Geschäfte im Konglomerat Duchy of Cornwall verwalteten, von Börsendeals über seine ökologisch produzierten Lebensmittel unter der Marke Duchy Originals bis zu den Mieteinnahmen. Nun soll Sohn William die Geschäfte der Duchy of Cornwall zugleich mit dem Titel „Prince of Wales“ übernehmen. Auch ein Einzug in Clarence House ist möglich. Für Verstimmungen sorgte bereits, dass Charles wohl etliche Beschäftigte in Clarence House kündigen wird. Diese fanden die Nachricht kurz nach dem Tod der Queen freilich enttäuschend.

Clarence House
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Clarence House

Clarence House liegt innerhalb der Mauern des St James’s Palace in London. Hier werden Könige proklamiert (kürzlich auch Charles III.) und alle Botschafter im Vereinigten Königreich akkreditiert. Der berüchtigte Tudor-König Heinrich VIII. ließ den Palast 1532 bis 1540 auf dem Boden eines ehemaligen Leprosoriums erbauen. Noch heute sind die Initialen H und A für Heinrich und Anne (Anne Boleyn, die zweite von sechs Ehefrauen) in einigen Kaminen zu sehen. Bis 1837 war das Anwesen die offizielle Londoner Residenz der britischen Königsfamilie.

St James’s Palast
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St James’s Palace

Bei Highgrove House handelt es sich ebenfalls um eine bisherige Residenz, die hauptsächlich Charles nutzte – als Landsitz. Es gehört auch zur Duchy of Cornwall, ab 1981 wohnte er dort auch mit seiner ehemaligen Frau Prinzessin Diana. Die dazugehörigen 360 Hektar Land im englischen Gloucestershire werden nach ökologischen Grundsätzen landwirtschaftlich genutzt und auch vermarktet. Die Gärten können auch besichtigt werden. Nur wenige Kilometer entfernt liegt Gatcombe Park, der private Landsitz von Prinzessin Anne, Charles’ Schwester.

Highgrove House
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Highgrove House

Mehr als 1.000 Jahre alt ist Windsor Castle, nach dem sich die Königsfamilie benannt hat. Das Schloss liegt in der englischen Grafschaft Berkshire und dient als eine der Hauptresidenzen. Auf dem Gelände befindet sich auch die St. Georges Chapel aus dem 14. Jahrhundert. Sie dient als letzte Ruhestätte für etliche Monarchen, darunter Heinrich VIII.

Schloss Windsor
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Windsor Castle

Das Anwesen geht auf Wilhelm den Eroberer zurück, seit dieser Zeit wird es ununterbrochen bewohnt. Elizabeth II. wohnte hier als Kind mit ihrer Familie während des Zweiten Weltkriegs. Später nutzte sie es hauptsächlich an Wochenenden. Anlässlich einer Rede zu ihrem 40. Thronjubiläum 1992 sprach die Queen von einem Annus horribilis, einem Schreckensjahr. Denn nicht nur hatten sich in diesem Jahr ihr Sohn Charles und Prinzessin Diana vor den Augen der Öffentlichkeit getrennt, auch ihr geliebtes Schloss Windsor fiel 1992 teilweise einem Brand zum Opfer. Um die Restaurierung zu finanzieren, zahlte die Queen erstmals Einkommensteuer.

Frogmore Cottage
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Frogmore Cottage

Zu Schloss Windsor gehört auch die Royal Lodge, die Prinz Andrew und seine Töchter als Landsitz nutzen. Ebenfalls in Windsor steht Frogmore Cottage, in dem vorübergehend Prinz Harry und Herzogin Meghan wohnten, bevor sie in die USA auswanderten. Zum Begräbnis der Queen ist das Paar wieder in Großbritannien, kürzlich beging Harry seinen 38. Geburtstag in Frogmore Cottage.

Kensington Palace
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Kensington Palace

Sein Bruder William bewohnte länger den Kensington Palace inmitten der Kensington Gardens in London. Inzwischen zogen er und seine Familie ins Adelaide Cottage in Windsor um, die drei Kinder sollten dort die Schule besuchen. Ob das so bleibt, ist offen. Im Kensington-Palast aber steht ihnen noch immer ihr herrschaftliches Apartment mit 20 Zimmern als Büro zur Verfügung. Auch ein Haus auf dem Sandringham-Grundstück der Royals gehört William und Kate – es war ein persönliches Geschenk der Queen.

Sandringham House
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Sandringham House

Zu Sandringham gehören auch rund 32 Quadratkilometer Parkgelände. Traditionell verbringen die britischen Royals Weihnachten hier, denn das riesige Anwesen, das rund 150 Häuser umfasst, zählt zum Privatbesitz der Familie.

Zuletzt vermehrt in den Schlagzeilen waren die schottischen Anwesen der Royals, nachdem die Queen in Schottland gestorben ist. Sie befand sich auf Schloss Balmoral, wo Elizabeth II. gern den Sommer verbrachte – ebenso wie schon Queen Victora, deren Ehemann Albert das Anwesen schließlich kaufte. Seither gehört das aus dem 14. Jahrhundert stammende Balmoral den Windsors privat. Das gesamte Gut ist mit mehr als 240 Quadratkilometern riesig, dazu gehören auch kleine Dörfer sowie Birkhall, ein weiterer Landsitz, auf dem Charles seine Flitterwochen mit Camilla verbrachte.

Schloss Balmoral
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Schloss Balmoral

Auch der Palace of Holyroodhouse erlangte nun größere Bekanntheit, wurde doch der Sarg der Queen zunächst hierhergebracht. Holyroodhouse ist die offizielle Residenz in Schottland, in der jährlichen „Holyrood Week“ empfing sie hier Staatsgäste.

Palace of Holyroodhouse
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Palace of Holyroodhouse

Das Anwesen in Edinburgh geht auf das 16. Jahrhundert zurück, der Name „Holyrood“ („Heiliges Kreuz“) auf eine mittelalterliche Legende: David I. soll hier von einem weißen Hirsch angegriffen worden sein. In dessen Geweih tauchte aber ein leuchtendes Kreuz auf. Der Hirsch verschwand, der König blieb unversehrt und gründete 1128 als Andenken und zum Dank eine Abtei. Der Palast wurde später in der Nähe errichtet.