EZB lässt Frage nach endgültiger Zinshöhe offen

Die Europäische Zentralbank (EZB) lässt die Frage nach der endgültigen Höhe der Zinsen bei ihrem eingeleiteten Straffungskurs bisher offen. „Innerhalb des EZB-Rats haben wir keine Schätzungen zum Endzins, dem Höchstniveau, auf das die Zinsen steigen könnten“, sagte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos in einem heute veröffentlichten Interview der portugiesischen Wochenzeitung „Expresso“.

Das gelte auch für den neutralen Zinssatz – jenen Zinssatz, der die Wirtschaft bei Vollbeschäftigung mit stabiler Inflation ins Gleichgewicht bringe. „Wir haben nichts entschieden“, fügte er hinzu. Weitere Zinsanhebungen könnten in den nächsten Monaten kommen.

De Guindos: Abkühlung reicht nicht

Die Abkühlung der Wirtschaft werde nicht ausreichen, um die Inflation einzudämmen, sagte der Stellvertreter von EZB-Präsidentin Christine Lagarde. „Wir müssen die Normalisierung der Geldpolitik fortsetzen. Jeder muss das verstehen.“

Die Kräfte, die hinter der konjunkturellen Verlangsamung stünden, ähnelten sehr den Kräften, die die Inflation in die Höhe treiben. Die Abschwächung der Wirtschaft werde zwar den Nachfragedruck verringern, was wiederum die Inflation senken werde.

Aber gleichzeitig müsse aus geldpolitischer Sicht gehandelt werden, damit die Inflationserwartungen in der Spur blieben und keine weiteren negativen Effekte einträten.

Inflation weit über Ziel

Die EZB strebt zwei Prozent Teuerung als Idealwert für die Wirtschaft in der Euro-Zone an. Im August lag die Inflation allerdings angeheizt durch den Preisschub bei Energie im Zuge des Ukraine-Krieges im Euro-Raum bei 9,1 Prozent.