Hofburg-Wahl: Staudinger setzt auf „Gespür für Gerechtigkeit“

Der Schuhproduzent Heinrich Staudinger setzt bei seinem Antreten bei der Bundespräsidentschaftswahl auf das „Gespür für Gerechtigkeit“ in der Bevölkerung. Er erhofft sich laut eigenen Aussagen beim Interview in der ZIB2 gestern Abend, dass „seine Kandidatur viele Leute ermutigt, dass sie glauben: Man kann etwas machen.“

Schon seine Kandidatur für den Gemeinderat in seiner Heimatstadt Schwanenstadt 1979 – seine einzige Erfahrung mit der Ausübung von Politik im engeren Sinn – bezeichnete er als eine „gute Gymnastikübung für politisches Denken“.

Hofburg-Kandidat Staudinger im Gespräch

In der Interviewreihe mit den Kandidaten für die Bundespräsidentschaftswahl war Heinrich Staudinger (Schuhproduzent) zu Gast.

Kritik an Van der Bellen

Der 69-Jährige, bekannt für seine links-alternativen Positionen, aber auch für den Kampf gegen CoV-Maßnahmen, übte Kritik am amtierenden Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen, der sich um die Wiederwahl bewirbt. Dieser habe zu wenig für Umwelt- und Klimaschutz getan, so Staudinger sinngemäß. Dabei gebe es schon viele in Österreich, „die das machen, wo wir hinmüssen“, und nannte etwa Biobauern als Beispiel. Diese Leuten würde er, sollte er gewählt werden, „auf die Bühne der Bundespräsidentschaft“ laden, so Staudinger.

Seinen Kampf gegen die Finanzmarktaufsicht, die Staudinger Bankgeschäfte ohne entsprechende Lizenz vorwarf, als er sich von 200 Privatleuten drei Mio. Euro borgte, deutete Staudinger im ZIB2-Interview politisch. Hier sei die Bevölkerung auf seiner Seite gestanden, das sei eine „politische Macht“ gewesen und habe letztlich dazu geführt, dass die Gesetze geändert worden seien.

Staudinger verweist auf Kreisky

Die Ukraine wäre wohl mit einer Neutralität nach österreichischem Vorbild „besser gefahren“, so Staudinger zum Ukraine-Krieg. Konkrete Vorschläge, wie er mit dem Krieg als Bundespräsident umgehen würde, nannte Staudinger nicht. Er betonte, eine Seite müsse mit dem Frieden beginnen, und verwies auf Bruno Kreisky, der der PLO, als sie in den 1970er Jahren als Terrororganisation international geächtet war, in Wien einen Platz gegeben habe.

Gefragt, was die ÖVP-Grünen-Regierung im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie anders machen hätte solle, betonte Staudinger, es habe andere Länder wie die Schweiz und Schweden gegeben, die ganz anders damit umgegangen seien. Und er kenne viele, die sich bisher begeistert impfen hätten lassen, aber jetzt bei der vierten Impfung auch Zweifel hätten, ob diese berechtigt sei. Staudinger plädierte generell dafür, in dieser Debatte mehr unterschiedliche Meinungen zuzulassen.