Kirgistan und Tadschikistan werfen einander Angriffe vor

Kirgistan und Tadschikistan haben einander erneut militärische Angriffe vorgeworfen. Trotz einer am Morgen in Kraft getretenen Feuerpause habe die tadschikische Armee viermal auf kirgisische Grenzposten geschossen, erklärte der kirgisische Grenzschutz heute. Der tadschikische Grenzschutz warf seinerseits der kirgisischen Seite vor, Schüsse auf Grenzposten abgegeben zu haben.

Die tadschikischen Grenzeinheiten erklärten zuvor, sie hätten die „Verlegung von Verstärkungen und zusätzlichen Waffen“ durch die kirgisische Armee beobachtet. Insgesamt sei die Lage an der Grenze aber „relativ stabil“.

Die jüngsten Gefechte ereigneten sich in der grenznahen kirgisischen Region Batken und in der kirgisischen Region Osch. Nach kirgisischen Angaben werden „Verhandlungen zwischen Vertretern der Grenzschutzbehörden Kirgistans und Tadschikistans erwartet“.

Kirgistan spricht von 24 Toten

Dem kirgisischen Gesundheitsministerium zufolge wurden bei den Kämpfen bisher 24 Menschen getötet und 103 weitere verletzt. Zehntausende Menschen seien zudem sicherheitshalber aus den betroffenen Regionen gebracht worden.

In der Früh erklärte das tadschikische Innenministerium, dass auf seinem Staatsgebiet mehrere Zivilisten getötet worden seien, nannte aber keine konkreten Zahlen.

Einigung über Feuerpause bei SCO

Gestern hatten sich der kirgisische Präsident Sadyr Dschaparow und sein tadschikischer Kollege Emomali Rachmon am Rande des Gipfeltreffens der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) in Usbekistan getroffen und auf eine Feuerpause geeinigt.

Die beiden ehemaligen Sowjetrepubliken teilen eine 970 Kilometer lange Grenze, deren Verlauf zu knapp der Hälfte umstritten ist. Die Verhandlungen zur Beilegung des Grenzstreits treten seit Jahren auf der Stelle.

Immer wieder kommt es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, für die beide Staaten der jeweils anderen Seite die Schuld zuweisen. Die jüngsten Grenzgefechte schüren Ängste vor der gewaltsamen Zuspitzung eines weiteren Konflikts auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion, nachdem diese Woche bereits bei heftigen Kämpfen zwischen Armenien und Aserbaidschan mehr als 200 Menschen getötet worden waren.