Teilnehmer der Europride in Belgrad
APA/AFP/Andrej Isakovic
Trotz Verbots

EuroPride zog durch Belgrad

Unter dem Missfallen von Regierung und Behörden ist am Samstag in Belgrad die EuroPride gefeiert worden. An die 1.000 Teilnehmende demonstrierten bei teils strömendem Regen für LGBTQ-Rechte. Die Polizei schuf für die Parade einen abgesicherten Korridor entlang der Marschroute. Rechtsextreme und ultraklerikale Gegendemonstrierende hielt sie auf diese Weise auf Distanz.

Allerdings kam es laut Premierministerin Ana Brnabic zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und zwei rechten Gruppen, die versuchten, den Marsch zu stören. Eine Gruppe Hooligans schleuderte demnach Rauchbomben gegen die Einsatzkräfte.

Zehn Polizeibeamte wurden leicht verletzt, fünf Polizeifahrzeuge beschädigt und 64 Protestierende verhaftet. „Ich bin sehr stolz darauf, dass es uns gelungen ist, ernstere Zwischenfälle zu vermeiden“, sagte Brnabic gegenüber Reportern.

Teilnehmer der Europride in Belgrad
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1.000 Teilnehmende demonstrierten bei strömendem Regen für die Rechte Nichtheterosexueller

Ursprünglich hätte die Regenbogenparade durch die halbe Innenstadt ziehen sollen. Doch das Innenministerium wich von der Praxis der vergangenen Jahre ab und untersagte die Veranstaltung. Das serbische Verwaltungsgericht wies am Samstag eine Beschwerde der Veranstalter gegen den Innenministeriumsbescheid ab. Innenminister Aleksandar Vulin betonte, dass das Verbot durchgesetzt worden sei. Die Menschen seien lediglich „zu einem Konzert eskortiert“ worden.

EuroPride zog durch Belgrad

Unter dem Missfallen von Regierung und Behörden ist am Samstag in Belgrad die EuroPride gefeiert worden. An die 1.000 Teilnehmende demonstrierten bei teils strömendem Regen für die Rechte Nichtheterosexueller. Die Polizei schuf für die Parade einen abgesicherten Korridor entlang der Marschroute. Rechtsextreme und ultraklerikale Gegendemonstrierende hielt sie auf diese Weise auf Distanz.

Mit drakonischen Geldstrafen gedroht

Die Staatsanwaltschaft drohte den Teilnehmenden einer potenziell „illegalen Demonstration“ mit drakonischen Geldstrafen. Die Veranstalter verständigten unterdessen das Innenministerium über eine deutlich verkürzte Streckenführung. Die Behörde reagierte bis zum Beginn der Parade nicht darauf.

Pride-Paraden fanden in Belgrad seit 2014 ohne Zwischenfälle statt. In diesem Jahr hatte Belgrad als erste Stadt in Südosteuropa die Austragung einer EuroPride zuerkannt bekommen. Mehrere Europaabgeordnete und europäische Politikerinnen und Politiker nahmen daran teil.

Serbiens Präsident Aleksandar Vucic
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Aleksandar Vucic begründete die geplante Absage mit den zahlreichen Krisen, mit denen Serbien derzeit konfrontiert ist

Verbot löste internationalen Protest aus

Serbiens Präsident Aleksandar Vucic hatte Ende August die Absage bzw. Verschiebung der Pride in Aussicht gestellt. Zur Begründung verwies er damals auf Engpässe bei der Energie- und Lebensmittelversorgung sowie Sicherheitsbedenken. Das dann erfolgte Verbot der Veranstaltung durch den EU-Beitrittskandidaten Serbien löste internationalen Protest aus.

Die Botschaften von mehr als 20 Staaten – darunter Deutschland, die USA, Frankreich und Großbritannien – riefen die Regierung in Belgrad dazu auf, das Verbot aufzuheben. Die US-Botschaft hatte ihre Bürgerinnen und Bürger in Serbien dazu aufgerufen, die Veranstaltung unter anderem wegen befürchteter Ausschreitungen zu meiden.

Gegendemonstranten vor eine Kirche
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Gegendemonstranten vor einer Kirche anlässlich der Pride

„Prozessionen“ gegen Pride

Vucic orientiert sich seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine stärker an Russland als zuvor. In diesem Sinne sucht er auch die Nähe zur ultrakonservativen und prorussischen serbisch-orthodoxen Kirche. Rechtsextremisten und klerikale Kreise veranstalteten in den letzten Wochen in Belgrad „Prozessionen“ gegen die Pride.

Am vergangenen Sonntag hatten in Belgrad Tausende Gegner der Pride, darunter Anhängerinnen und Anhänger rechtsextremer Gruppierungen, Motorradrocker und serbisch-orthodoxe Priester, gegen die erste in Serbien geplante EuroPride-Parade demonstriert. Gleichgeschlechtliche Ehen sind in Serbien rechtlich nicht anerkannt, Homophobie ist in dem Land nach wie vor weit verbreitet.