Zahl der Toten bei Grenzstreit in Zentralasien steigt

Bei den schweren Kämpfen im Grenzstreit zwischen den beiden Ex-Sowjetrepubliken Kirgistan und Tadschikistan in Zentralasien ist die Zahl der Toten weiter gestiegen. Bei den schweren Kämpfen sind nach Angaben beider Länder am Wochenende mindestens 81 Menschen getötet worden. Es seien bisher 46 Leichen und rund 140 Verletzte registriert worden, teilte das Gesundheitsministerium in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek heute mit. Zuvor war die Rede von 36 Toten und 130 Verletzten.

Die Regierung im autoritär geführten Tadschikistan nannte nun erstmals auch Todeszahlen: Seit Mittwoch seien 35 Bürger getötet worden, darunter Frauen und Kinder. Die Lage an der umkämpften Grenze war nach Darstellung beider Seiten weiter extrem gespannt.

Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor mehr als 30 Jahren streiten die beiden Länder über den Verlauf der rund 1.000 Kilometer langen Grenze an zahlreichen Stellen. Dabei flammen immer wieder Gefechte auf.

Putin bietet Vermittlung an

Der russische Präsident Wladimir Putin schaltete sich unterdessen offiziell in die jüngsten gewaltsamen Auseinandersetzungen ein. Putin habe Telefonate mit den Präsidenten beider Länder geführt und sie zu einer friedlichen Beilegung aufgerufen, teilte die Präsidialverwaltung in Moskau mit.

Kirgistan: 137.000 Menschen in Sicherheit gebracht

Auf kirgisischer Seite mussten nach Angaben des Zivilschutzes in Bischkek rund 137.000 Menschen in Sicherheit gebracht werden. In mehreren Orten liefen demzufolge Sammlungen von Hilfsgütern, um die humanitäre Lage in den Griff zu bekommen. Ein Schwerpunkt der Kämpfe lag um die kirgisische Grenzstadt Batken.

Die Hochgebirgsländer an der Grenze zu China gaben sich gegenseitig die Schuld an der Eskalation. Es wurden immer wieder Feuerpausen vereinbart, die wenig später gebrochen wurden. In der Region sollen schwere Artillerie, Kampfhubschrauber und Drohnen im Einsatz sein. Es starben Uniformierte und Zivilisten. Ein Reporter der dpa in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe berichtete, dass diesmal auch bisher ruhige Grenzregionen umkämpft seien.

Der kirgisische Außenminister Scheenbek Kulubajew teilte nach einem Gespräch mit UNO-Generalsekretär Antonio Guterres gestern mit, dass sich Bischkek lediglich verteidige. Es gebe schwere Schäden an der Infrastruktur, darunter an Schulen. Guterres wolle sich am Rande der UNO-Generalversammlung auch mit dem kirgisischen Präsidenten Sadyr Schaparow am Dienstag in New York über die Lage austauschen – mit der tadschikischen Seite ebenfalls, hieß es.