Trauerfeier anlässlich des Begräbnisses von Queen Elizabeth
AP/Ben Birchall
Staatsbegräbnis

Finales Goodbye für die Queen

Queen Elizabeth II. ist in St George’s auf dem Gelände von Schloss Windsor an der Seite ihres im vergangenen Jahr verstorbenen Ehemanns Prinz Philip beigesetzt worden. Dieser letzte Akt eines seit Jahrzehnten bis ins Detail vorbereiteten und minutiös durchgetakteten Staatsbegräbnisses geschah Montagabend im engsten Familienkreis. Vor und während des Staatsbegräbnisses herrschte am Montag in Großbritannien, vor allem aber in London, Ausnahmezustand.

Schulen, Universitäten, Geschäfte und Pubs blieben geschlossen. Die Polizei, Geheimdienste und Anti-Terror-Einheiten koordinierten die wahrscheinlich größte Sicherheitsoperation der Stadt – mit dem Einsatz von 10.000 Sicherheitsbeamten, Pferde- und Hundestaffeln sowie Überwachungsdrohnen. Der Tag war vorsorglich zum Feiertag erklärt worden.

Am Trauergottesdienst zu Mittag in der Westminster Abbey nahmen rund 2.000 Gäste teil, darunter auch viele Staats- und Regierungschefs. Hier hatte die Queen 1947 Prinz Philip geheiratet, 1953 war sie gekrönt worden. Beim einstündigen Gottesdienst am Montag waren unter den anwesenden Staatsgästen etwa US-Präsident Joe Biden, der japanische Kaiser Naruhito, der spanische König Felipe VI. und sein Vater Juan Carlos I. Aus Österreich reiste Bundespräsident Alexander Van der Bellen an.

Grafik zum Begräbnis von Queen Elizabeth II.
Grafik: APA/ORF.at; Fotos: AFP/APA-PictureDesk

„Wir werden uns wiedersehen“

Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, erinnerte beim Trauergottesdienst in Westminster Abbey an die viel beachtete Rede der Queen an die Nation während der CoV-Pandemie. Damals sprach sie ihren Untertanen Mut zu und sagte: „Wir werden uns wiedersehen.“ Das gelte für gläubige Christen wie die Queen auch für die Zeit nach dem Tod, versicherte das geistliche Oberhaupt der Kirche von England.

Welby würdigte die Lebensleistung der Queen. Menschen, die „liebend dienen“, seien selten. „Anführer, die liebend dienen, sind noch seltener.“ Doch werde man sich noch lange an die Dienenden erinnern, „wenn die, die sich an Macht und Privilegien klammern, vergessen sind“. Zum Abschluss des Gottesdienstes ertönte das Signal „The Last Post“. Nach zwei Schweigeminuten trug der persönliche Dudelsackpfeifer der Queen das Stück „Sleep, Dearie, Sleep“ vor. Schließlich wurde die Nationalhymne „God Save the King“ gesungen.

Übertragung auf Großbildleinwänden

Auf den Straßen waren Hunderttausende Menschen, um das Zeremoniell des Staatsbegräbnisses mitzuerleben. Sie standen am Rand der Trauerprozession vom Gottesdienst zum Triumphbogen Wellington Arch und säumten später auch die Strecke des gläsernen Leichenwagens zum Schloss Windsor etwa 35 Kilometer westlich von London. Viele warfen Blumen. Im Hyde Park wurde die Zeremonie auf Großbildleinwänden gezeigt wie auch in Kinos, vielen Kirchen und öffentlichen Orten im ganzen Land, für alle diejenigen, die nicht direkt am Ort des Geschehens dabei sein konnten. Weltweit wurde das Staatsbegräbnis im Fernsehen verfolgt.

Menschen im Hyde Park beobachten die Trauerfeierlichkeiten auf einem Bildschirm
AP/Lewis Joly
Viele Menschen verfolgten die Zeremonie auf Großbildleinwänden wie hier im Hyde Park in London

Der Sarg der Queen war seit vergangenem Mittwoch im Parlament aufgebahrt gewesen. Tausende Menschen hatten sich seither in die immer wieder gestoppte kilometerlange Schlange eingereiht, um der Queen Respekt zu zollen. Zeitweise betrug die Wartezeit bis zu 24 Stunden. Noch in der Nacht auf Montag ebbte die Warteschlange nicht ab.

Zwei Beisetzungen in wenigen Stunden

Noch bei der Beisetzungsfeier in St George’s waren 800 Gäste. Dazu zählten neben den Mitgliedern der Königsfamilie und Politikern auch ehemalige Mitarbeiter der Queen. Begleitet von Dudelsackklängen wurde der Sarg in die königliche Gruft hinabgelassen. Damit endete der öffentliche Teil der Trauerfeier. Kurze Zeit nach dieser ersten Beisetzung wurde das königliche Paar – Elizabeth und Philip – in einer privaten Zeremonie wieder umgebettet.

Trauerfeier anlässlich des Begräbnisses von Queen Elizabeth
APA/AFP/Victoria Jones
Am Abend wurde der Sarg der Queen nach St George’s auf dem Gelände von Schloss Windsor gebracht

Die letzte Ruhestätte fanden die beiden in der kleinen King-George-VI.-Gedenkkapelle, einer Seitenkapelle. Dort liegen auch die Eltern der Queen, „Queen Mum“ und König George VI., sowie die Urne ihrer jüngeren Schwester Prinzessin Margaret, die auf eigenen Wunsch – entgegen der Tradition – kremiert wurde. Schon bei Philips Beisetzung am 17. April vergangenen Jahres war bekanntgeworden, dass sein Grab nur vorübergehend sein wird.

Trudeau will keine Debatte über Monarchie

Abschied genommen wurde nicht nur in Großbritannien. Kanada, Mitglied im Commonwealth, führte eine Parade durch das Zentrum der Hauptstadt Ottawa. Eine Reiterstaffel der kanadischen Polizei, hundert Soldaten einer Ehrengarde und eine Militärkapelle zogen am Parlament vorbei. Premier Justin Trudeau, der bei den Feierlichkeiten in London dabei war, hatte den Montag zum Feiertag erklärt.

Eine neue Debatte, ob König Charles III. weiterhin Staatsoberhaupt von Kanada bleiben soll, lehnt Trudeau ab. Diese Frage habe derzeit keine Priorität. Allerdings haben schon die vergangenen Tage gezeigt, dass sich in zahlreichen Commonwealth-Staaten die Stimmung gegen die Monarchie dreht.