Amnesty: Kein Zugang zu Grabfunden in Isjum

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat nach eigenen Angaben keine Möglichkeit, die Berichte über mutmaßliche russische Kriegsverbrechen in der ostukrainischen Stadt Isjum zu überprüfen. Hintergrund sei, dass das Verteidigungsministerium in Kiew der Organisation die Akkreditierung entzogen habe, teilte ein Amnesty-Sprecher auf Anfrage der dpa heute mit.

„Amnesty International würde gerne jegliche Unterstützung beim Sammeln von Beweisen zu möglichen Verbrechen und begangenem Unrecht in Isjum leisten, wenn es vor Ort Zugang hätte“, so der Sprecher. „Leider haben wir keine solche Präsenz mehr in der Ukraine, weil uns das ukrainische Verteidigungsministerium die Akkreditierung entzogen hat“, fügte er hinzu.

Die ukrainische Regierung hatte nach der Befreiung der Stadt von der russischen Besatzung nach eigenen Angaben über 440 mit Kreuzen markierte Gräber von Soldaten und Zivilisten entdeckt. Fotos und Berichte von Journalisten und Journalistinnen deckten sich mit den Angaben der ukrainischen Regierung. Isjum war nach ukrainischen Angaben vom 1. April bis 10. September von russischen Truppen besetzt.

Amnesty-Bericht verärgerte Ukraine

Amnesty International hatte im vergangenen Monat mit einem Bericht zur Ukraine eine Kontroverse ausgelöst und die Kritik der Regierung in Kiew auf sich gezogen. In dem Bericht wurde dem ukrainischen Militär vorgeworfen, bei der Verteidigung von Städten gegen russische Angriffe nicht ausreichend auf den Schutz der Zivilbevölkerung zu achten und damit gegen Kriegsrecht (humanitäres Völkerrecht) zu verstoßen.

Fachleute äußerten jedoch Zweifel daran, ob die von Amnesty vorgelegten Beweise dafür ausreichend waren und die Bestimmungen richtig interpretiert wurden. Die Organisation kündigte darauf eine Überprüfung des Berichts an.