Mobilmachung: Kreml sieht „Hysterie“, kündigt Ausnahmen an

Nach dem Befehl von Kreml-Chef Wladimir Putin zur Teilmobilmachung für den Krieg in der Ukraine hat die Führung in Moskau „Hysterie“ im Land beklagt.

Zugleich schloss sie Reservisten mit bestimmten Berufen von der Zwangsrekrutierung aus. So würden etwa IT-Spezialisten, Experten zur Sicherung des Finanzsystems und auch Mitarbeiter der Massenmedien, die zu den „systemerhaltenden“ Berufen gehörten, nicht eingezogen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau heute mit.

Gefahr für russische Wirtschaft

Angesichts der Einberufung von Reservisten für den Krieg in der Ukraine verließen Tausende Männer fluchtartig das Land. Der Exodus gilt als Gefahr auch für die russische Wirtschaft. Schon nach dem von Putin angeordneten Einmarsch in die Ukraine im Februar hatten Zehntausende Menschen das Land verlassen. Für den Krieg in dem Nachbarland will Putin mindestens 300.000 Reservisten einziehen lassen.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow forderte dazu auf, sich ausreichend zu informieren. „Es lässt sich irgendwie verstehen, dass es in den ersten Stunden nach der Bekanntgabe und auch noch am ersten Tag eine hysterische, äußerst emotionale Reaktion gegeben hat, weil es tatsächlich unzureichende Informationen gab“, sagte Peskow. Inzwischen aber gebe es auch Hotlines, um telefonisch Fragen zu klären.

Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, dass Beschäftigte im Hochtechnologiebereich nicht eingezogen werden sollten. Nicht in den Krieg müssten auch Beschäftigte der staatlichen Propagandamedien. Sie befeuern den Krieg und hatten von Putin einen stärkeren Einsatz in der Ukraine gefordert.

Russische Luftfahrt alarmiert

Zuvor hatte es Berichte gegeben, laut denen russische Luftfahrtgesellschaften Personalengpässe durch die Teilmobilmachung fürchten. Brancheninsider bei mehreren Airlines gehen davon aus, dass zwischen 50 und 80 Prozent der Mitarbeiter zum Kriegsdienst eingezogen werden, schrieb die Zeitung „Kommersant“ heute.

Immer mehr Russen fliehen nach der Teilmobilmachung für Russlands Krieg gegen die Ukraine ins Ausland. Zuletzt informierte die zentralasiatische Ex-Sowjetrepublik Kasachstan über vermehrte Migration aus Russland. Zuvor hatten etwa auch die Ex-Sowjetrepubliken Armenien und Georgien über massenhafte Einreisen gesprochen.