Bau von umstrittenem Istanbul-Kanal kostet wesentlich mehr

Der geplante Bau eines umstrittenen, neuen Kanals durch Istanbul wird laut türkischer Regierung teurer als bisher gedacht. Man müsse den geschätzten Wert von 15 auf 20 Milliarden US-Dollar (von 15,38 auf 20,50 Mrd. Euro) korrigieren, sagte Infrastrukturminister Adil Karaismailoglu im Interview mit der Zeitung „Sabah“ heute. Der Kanal gilt als ein Prestigeprojekt des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der sich der Wiederwahl im nächsten Jahr stellt.

Der Kanal soll als künstlicher Seeweg durch Istanbul gegraben werden, um das Marmarameer und das Schwarze Meer zu verbinden. Berichten zufolge wäre er etwa 45 Kilometer lang und verliefe parallel zur Bosporus-Meerenge. Die Regierung will damit den Bosporus vom internationalen Schiffsverkehr entlasten. Entlang des Kanals sollen zudem neue Siedlungen und Luxuswohnungen entstehen. Kritiker des Projekts warnen unter anderem vor Umweltschäden durch den Bau.

Opposition geht von höheren Preisen aus

Der Preis für das Bauprojekt waren in der Vergangenheit immer wieder angepasst worden. Die Opposition geht aber von noch höheren Kosten aus als offiziell bekanntgegeben. Laut Minister Karaismailoglu gebe es nun unter anderem Angebote aus China, Russland, Dänemark, den Niederlanden und Belgien zur Ausführung des Projekts.

Im Juni hatte die Regierung die Grundsteinlegung für eine Brücke als Baubeginn des Megaprojekts gefeiert. Die Opposition kritisierte das als „Täuschung“ und argumentierte, die Brücke habe nichts mit dem Kanal zu tun, sondern sei Teil eines lange im Voraus geplanten Autobahnprojekts.