Prinzessin Diana (Emma Corrin) und Prinz Charles (Josh O’Connor) in der Serie „The Crown“
Netflix 2020, Inc/Des Willie
Staffel zu Ehedrama

Royaler Groll über „The Crown“

Die Netflix-Hitserie „The Crown“ über die Lieben und Leiden des britischen Königshauses sind diesem schon lange ein Dorn im Auge – doch die neue Staffel dürfte dem Buckingham Palace ganz besonders gegen den Strich gehen. Sie widmet sich der damaligen Affäre zwischen Charles und Camilla sowie der erbittert ausgefochtenen Scheidung von Diana. Dass dieses pikante Kapitel nun ausgerechnet in den ersten Monaten der Regentschaft von Charles III. über die Bildschirme flimmert, sorgt im Palast offenbar für Unmut.

Die kürzlich verstorbene Königin Elizabeth II. bezeichnete das Jahr 1992 einst als „Annus horribilis“ – als Schreckensjahr. Damals wurde der Palast gleich von einer Reihe an Krisen heimgesucht, von denen jene zwischen Charles und seiner Frau Diana wohl die tiefsten Spuren hinterlassen hat.

Dass es in der Ehe von Charles und Diana kriselte, war damals bereits deutlich. Die Bombe schlug im Sommer in Form einer Diana-Biografie von Andrew Morton ein, in der über ihre Bulimie, Suizidversuche, psychische Probleme und die Affäre zwischen Charles und der jetzigen Königin Camilla Parker Bowles berichtet wurde. Das Buch sorgte für einen Skandal – vor allem, als bekanntwurde, dass die Informationen von Diana selbst stammten. Im Dezember machte das Paar dann seine Trennung publik. Es folgte ein langes, öffentlich ausgetragenes Scheidungsdrama.

Prinzessin Diana (Emma Corrin) und Camilla Parker Bowles (Emerald Fennell) in der Serie „The Crown“
Netflix 2020, Inc/Des Willie
Camilla (Emerald Fennell) und Diana (Emma Corrin)

Unangenehmes Kapitel

Just dieses unangenehme Kapitel der Windsors soll nun im Netflix-Drama „The Crown“ verhandelt werden – und das schon im November, nur zwei Monate, nachdem der ohnehin immer wieder mit mangelnden Beliebtheitswerten hadernde Charles den Thron bestiegen hat. Netflix hat am Wochenende das Startdatum angekündigt, zudem wurden neue Details bekannt.

So soll die Staffel 1990 mit der Kür von John Major zum Premier beginnen und 1997 mit seinem Nachfolger Tony Blair enden. Eine Rolle werden laut ersten Trailern die legendären TV-Interviews spielen, in denen sich Diana (gespielt von Elizabeth Debicki) und Charles (Dominic West) zu ihrer Ehe äußerten. Dianas Unfalltod im Jahr 1997 soll erst in der sechsten Staffel von „The Crown“ thematisiert werden.

Prinzessin Diana während eines BBC-Interviews 1995
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Der öffentliche Scheidungskrieg zwischen Diana und Charles wird „The Crown“ dominieren

„Ein Drama, keine Dokumentation“

Laut britischen Medien soll der Buckingham-Palast kurz vor dem Start der neuen Staffel am 9. November Vorbereitungen treffen, um den Ruf des frischgebackenen Königs angesichts der Serie zu verteidigen. Im „Telegraph“ wurde bereits am Wochenende eine hochrangige, namentlich ungenannte Quelle aus dem Königshaus mit der Aussage zitiert, dass es sich bei der Serie um „ein Drama, keine Dokumentation“ handle.

Weiters wurde ein Freund von König Charles zitiert, der die Serie dem „Telegraph“ zufolge als „ausbeuterisch“ und rücksichtslos mit Blick auf den Ruf der Royals bezeichnet habe. „Was Leute vergessen, ist, dass im Zentrum von alledem echte Menschen und ihre Geschichten stehen“, wurde der Vertraute zitiert. Der Palast hoffe, dass König Charles und Königin Camilla in ihren neuen Rollen mehr Gelegenheit hätten, sich zu profilieren. So könnten die Menschen „die echte Person mit der Fiktion aus ‚The Crown‘ vergleichen“.

Keine Drehgenehmigung in Eton

Das Königshaus soll sich bereits in der Vergangenheit gegen „The Crown“ gesträubt haben – wenngleich nur im Hintergrund. Laut der Autorin und Journalistin Tina Brown („The Palace Papers“) soll der Palast regelmäßig seinen Einfluss nutzen, um die Dreharbeiten für die Netflix-Serie zu erschweren. Zum Beispiel habe die Eliteschule Eton – die Prinzen William und Harry hatten diese besucht – keine Genehmigung für Dreharbeiten erteilt.

Prinz Charles von Wales und Camilla Parker Bowles 2002
APA/AFP/David Cheskin
Mittlerweile sind Charles und Camilla König und Königin – doch die Beziehung der beiden war jahrzehntelang umstritten

Direkte Kritik der Royals gab es bisher nur gerüchteweise. Berichten zufolge soll sich Charles bei einer Parlamentssitzung mit den Worten „Schön, Sie alle kennenzulernen – ich bin nicht annähernd so, wie sie mich auf Netflix darstellen“ vorgestellt haben. Versöhnlicher klang indes Prinz Harry. „The Crown“ gebe eine „ungefähre Vorstellung von diesem Lebensstil“ und dem Druck, der in der royalen Familie herrsche. Allerdings haben Harry und Meghan auch einen kolportiert 100 Millionen Dollar schweren Deal mit Netflix.

Tod der Queen: Netflix hält an Plan fest

Der US-Streaminggigant hatte nach dem Tod von Queen Elizabeth II. bestätigt, die Staffel sei bereits abgedreht und werde wie geplant starten. Imelda Staunton übernimmt darin die Rolle von Queen Elizabeth. Staunton folgt den Schauspielerinnen Olivia Colman und Claire Foy, die in den bisherigen Staffeln die Queen in jüngeren Jahren gespielt hatten. Prinz Philip wird von Jonathan Pryce gespielt, Prinzessin Margaret von Lesley Manville.