Im ZIB2-Interview zur Hofburg-Wahl hat sich der freiheitliche Bundespräsidentenkandidat Walter Rosenkranz zu seiner Partei bekannt, gleichzeitig aber versprochen, bei einem Sieg „überparteilich“ zu agieren. An das FPÖ-Parteiprogramm fühle er sich nicht gebunden. „Ich habe das in dem Zusammenhang gesagt und gemeint, dass ich Freiheitlicher war, Freiheitlicher bin und Freiheitlicher bleibe“, so Rosenkranz.
Er werde einfaches FPÖ-Mitglied bleiben, betonte Rosenkranz und zog den Vergleich zu Amtsinhaber Alexander Van der Bellen. Der frühere Grünen-Chef Van der Bellen würde sich zwar als parteiunabhängig deklarieren, aber parteiisch handeln. „Ich möchte das anders halten: Ich bin freiheitliches Mitglied, werde aber überparteilich agieren“, so Rosenkranz. Das habe er in den vergangenen drei Jahren auch in seiner täglichen Arbeit als Volksanwalt so gemacht.
Rosenkranz (FPÖ) über seine Kandidatur
In der Interviewserie zur Bundespräsidentschaftswahl am 9. Oktober ist am Montag Walter Rosenkranz, der Volksanwalt der FPÖ, bei Martin Thür zu Gast. Er spricht unter anderem darüber, dass er nicht aus eigenen Stücken die Kandidatur zum Bundespräsidenten angestrebt hat, sondern, dass ihn der Obmann der FPÖ, Herbert Kickl, gefragt hat. Des Weiteren berichtet er, wie er mit der jeweiligen Bundesregierung arbeiten will, wenn er Bundespräsident werden sollte. Sein Wahlziel ist nach dem ersten Wahlgang eine Stichwahl zwischen ihm und dem amtierenden Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen.
„Brauche keine Regierungsmitglieder, die Utopisten sind“
Angesprochen auf seine Überlegungen, die Bundesregierung nach Amtsantritt zu entlassen, sagte er, dass er nicht „mit Jux und Tollerei“ nach der Angelobung in die Hofburg gehen werde, um das zu tun: „Ich möchte mit der amtierenden Regierung in Gespräche eintreten, möchte wissen, was die einzelnen Regierungsmitglieder zur Bekämpfung dieser Krise zu tun gedenken und unter Umständen auch den Kanzler, den könnte ich auch entlassen als Einzelperson. Das sind eben die zwei Möglichkeiten.“
Er würde jedenfalls bei jedem einzelnen Minister und jeder einzelnen Ministerin samt Beraterstab über etwaige Probleme diskutieren. „Ich brauche keine Regierungsmitglieder, die Utopisten sind oder Träumer“, hielt er auch fest. Er sah bei dem Thema auch keinen Widerspruch zur Position anderer FPÖ-Politiker, die Van der Bellen wegen der Entlassung von Herbert Kickl als Innenminister heftig kritisiert hatten. Er werde nicht „willkürlich“ handeln.
Antisemitismus von Vorbild ausgeklammert
Angesprochen auf sein politisches Vorbild, den Salzburger Deutschnationalen Julius Sylvester (1854–1944), sagte Rosenkranz, dass er dessen Antisemitismus ausklammere. „Das kritisiere ich an ihm“, so der FPÖ-Politiker, der Sylvester zugleich für dessen schulische Tätigkeit und Leistungen auf dem Gebiet der Musik lobte.
Die Antisemitismusgefahr im Land sehe er als „durchaus groß“, so Rosenkranz weiter. Er denke aber nicht, dass diese „unbedingt aus rechten oder rechtsextremen Kreisen“ komme. Rosenkranz verwies in dem Zusammenhang auf den politischen Islam und Linksextremisten. Die Vergleiche, die einzelne Impfgegner bei CoV-Demos mit dem Nationalsozialismus gezogen hatten, bezeichnete er überdies als überzogen und verharmlosend.