Iran: Protestierende zwölfte Nacht in Folge auf der Straße

Nach dem Tod einer jungen Frau in Polizeigewahrsam sind im Iran gestern Abend erneut Protestierende in mehreren Städten auf die Straße gegangen. Mehrere Frauen nahmen Medienberichten zufolge in verschiedenen Städten ihre Kopftücher ab. Ein Mann soll ein Banner des obersten geistlichen Führers des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, angezündet haben. Aktivisten berichteten, dass es angesichts einer Internetsperre schwieriger werde, Videomaterial zu verbreiten.

Die Sicherheitskräfte im Iran gehen gewaltsam gegen die Proteste vor. Bei den seit zwölf Tagen anhaltenden Protesten wurden laut Aktivisten bisher mindestens 76 Menschen getötet. Nach Angaben der in Oslo ansässigen Nichtregierungsorganisation Iran Human Rights (IHR) waren darunter auch sechs Frauen und vier Kinder.

Behörden sprechen von „etwa 60 Toten“

Behörden sprachen der halbamtlichen Nachrichtenagentur Fars zufolge von bisher „etwa 60 Toten“. Die Polizei meldete der amtlichen Nachrichtenagentur IRNA zufolge zehn tote Beamte. Es war unklar, ob diese unter den 60 Toten waren.

Die Behörden erklärten zuletzt, dass mehr als 1.200 Menschen festgenommen worden seien. Gestern nahmen die Behörden die Tochter des ehemaligen Präsidenten Akbar Haschemi Rafsandschani im Osten von Teheran wegen Anstiftung zu Protesten fest, wie die Nachrichtenagentur Tasnim meldete.

Die Frauenrechtsaktivistin war bereits mehrfach mit den Gesetzen der islamischen Republik in Konflikt geraten. Ihr Vater hatte sich für bessere Beziehungen zum Westen eingesetzt.