Flughafen Wien, Außenaufnahme
ORF.at/Christian Öser
Mit acht Aktien

Heimische Mehrheit für Flughafen Wien

Die angepeilte Übernahme der Mehrheit am Flughafen Wien durch den ausländischen Aktionär IFM ist gescheitert: Eine minimale Transaktion hat die Mehrheitsverhältnisse am Flughafen Wien geändert. Denn die Länder Wien und Niederösterreich haben laut einer Pflichtmitteilung je vier Aktien am Unternehmen erworben und damit ihre syndizierte Beteiligung auf 40 Prozent plus acht Aktien erhöht.

Gemeinsam mit der Mitarbeiterstiftung, die zehn Prozent der Aktien hält, halten diese österreichischen Kernaktionäre nun eine absolute Mehrheit am Unternehmen. Der bisher größte Aktionär, IFM, hat vor wenigen Monaten seine Beteiligung bereits um ein paar Aktien über die Schwelle von 40 Prozent erhöht und zugleich ein Angebot für die knapp zehn Prozent im Streubesitz gelegt.

120.000 Aktien hält Flughafen selbst

Laut „profil“ (Onlineausgabe) teilte die niederösterreichische Beteiligungsholding zum Aktienkauf mit: „Da die Flughafen Wien Mitarbeiterbeteiligung Privatstiftung zehn Prozent der Aktien der Flughafen Wien Aktiengesellschaft hält und diese gemäß Stiftungsurkunde auch nicht veräußern soll, ist durch den nun erfolgten Zukauf sichergestellt, dass die Mehrheit der Aktien dieses österreichischen Schlüsselunternehmens stets in österreichischer Hand bleibt“ – mehr dazu in noe.ORF.at

Jedenfalls kann nun IFM nicht mehr auf 50 Prozent der Aktien kommen. Das umso mehr, als der Flughafen rund 120.000 eigene Aktien hält und bisher nicht signalisiert hat, an IFM verkaufen zu wollen, so das „profil“.

Einfluss mit 300 Euro gesichert

Offen ist noch, wie die Übernahmekommission den aktuellen Vorgang bewertet. Wenn es parallel zur Aufstockung von IFM läuft, ist kein Pflichtangebot nötig. Die Mitarbeiterstiftung ist auch nicht im Syndikat mit den Ländern, formell also unabhängig. Dennoch ist offensichtlich, dass eine gemeinsame absolute Mehrheit geschaffen wurde – das könnte die Übernahmekommission auch als Kontrollwechsel einstufen, wie auch das „profil“ vermerkt. Dabei sei dieser erhöhte Einfluss mit dem Einsatz von nur rund 300 Euro erreicht worden, wie das „profil“ vorrechnet. Offenbar wurden acht im Streubesitz befindliche Aktien aufgekauft.

Unklare Besitzverhältnisse bei IFM

Rund um den wichtigsten heimischen Flughafen, der auch eine wichtige Ost-West-Drehscheibe im europäischen Flugverkehr ist, gab es zuletzt Turbulenzen, nachdem durch eine gemeinsame Recherche von ZIB2 und „profil“ bekanntwurde, dass entgegen der bisherigen Darstellung die von IFM gehaltenen Flughafenanteile nicht unter der Kontrolle eines australischen Pensionsfonds liegen, sondern einer Treuhandgesellschaft auf den Cayman Islands zuzurechnen seien. Pensionsfonds haben in der Regel Interesse an langfristigen Investments und setzen – anders als teils Hedgefonds – nicht auf möglichst schnelle Gewinne durch raschen Weiterverkauf.

Flughafen Wien: Investor will Anteile erhöhen

Der größte Aktionär des Flughafens Wien-Schwechat will seinen Anteil auf knapp 50 Prozent erhöhen. Es handelt sich dabei um eine Briefkastenfirma aus Luxemburg, dennoch ist unklar, wer die Investoren der Firma sind und woher das Geld kommt.

ZIB2 und „profil“ deckten vergangene Woche auf, dass sich die Eigentümerschaft am Flughafen über zwei Luxemburger Fonds nur bis zu einer Treuhandgesellschaft (Conyers Trust) auf den Cayman Islands nachverfolgen lässt. Wer dahinter wirtschaftliche Eigentümer sind und woher diese ihr Geld beziehen, ist unklar.

Auftretender Investor nur Berater

Der in Österreich als Investor auftretende Fonds IFM Investors, im Eigentum australischer Pensionsfonds, sei lediglich Berater der Conyers Trust, dem die Flughafen-Anteile über zwei Zwischenstationen in Luxemburg gehören.

IFM war Ende 2014 mit knapp 30 Prozent beim Flughafen Wien eingestiegen und hatte ab 2016 auf knapp 40 Prozent aufgestockt. Heuer im Juni überschritt IFM dann die Schwelle von 40 Prozent, was ein Pflichtangebot und den Versuch auslöste, auf fast 50 Prozent aufzustocken.

Vorstand lehnte IFM-Angebot ab

Der Flughafen-Vorstand hat aus wirtschaftlichen Gründen von der Annahme des Angebots abgeraten – einerseits, weil der gebotene Preis zu niedrig sei, andererseits weil mit dem Verlust des Streubesitzes der Abgang von der Wiener Börse drohe.

Bisher hatte sich IFM nicht übermäßig in die Flughafengeschäfte eingemischt. Eine IFM-Übernahme hätte aber mehr Mitsprachemöglichkeiten und Veränderungen im Aufsichtsrat bedeutet.