Pipelinelecks: USA wollen nicht mutmaßen

Die US-Regierung versorgt europäische Verbündete mit ihren Erkenntnissen zu den Lecks in den Erdgaspipelines „Nord Stream 1“ und „2“. Ihre Einschätzung, dass es sich „anscheinend“ um einen Sabotageakt handle, basiere zwar hauptsächlich auf Informationen der europäischen Partner – aber auch „darauf, was wir wissen“, sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums gestern in Washington.

USA kommentieren Medienberichte nicht

Nähere Angaben dazu machte er nicht und wollte auch nicht Medienberichte kommentieren, wonach US-Geheimdienste die Europäer in den vergangenen Wochen vor möglichen Attacken auf die Pipelines gewarnt hätten.

„Wir haben derzeit mehr Fragen als Antworten“, sagte Außenamtssprecher Ned Price. Die US-Regierung wolle keine Mutmaßungen über mögliche Hintermänner einer Sabotageaktion anstellen, bis Untersuchungen an den Erdgasleitungen abgeschlossen seien. Das könne dauern, betonte Price.

Moskau will Sitzung des UNO-Sicherheitsrats

Russland fordert unterdessen eine Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrats. Der Kreml wies zudem ukrainische Vorwürfe einer angeblichen Verantwortung Russlands für die Lecks an den Pipelines als „dumm und absurd“ zurück.

Die russische Generalstaatsanwaltschaft leitete nach eigenen Angaben wegen der mutmaßlichen Sabotage an den Pipelines ein Verfahren wegen internationalen Terrorismus ein.

EU-Innenkommissarin: Mehr tun gegen Anschläge

EU-Innenkommissarin Ylva Johansson bezeichnete die mögliche Sabotage als Warnruf. „Ich glaube, dass das wirklich auch ein Warnruf ist für uns, dass wir wirklich sehr viel mehr tun müssen, um uns selbst zu schützen gegen solche Anschläge“, sagte die Schwedin im ZDF-„heute journal“. Der Vorfall sei eine „Eskalation“ und „eine Bedrohung“.

Es sei zu früh, um über mögliche Verantwortliche für die Lecks zu sprechen. „Aber soweit ich es beurteilen kann, ist es ein sehr intelligenter Anschlag, der nicht verübt worden sein kann von einer normalen Gruppe von Menschen.“ Das Risiko sei groß, dass ein Staat dahinterstehe. „Wir haben natürlich einen Verdacht. Aber es ist zu früh, das abschließend zu beurteilen.“