Offener Brief von Künstlern zu FM4 und Ö1

In einem offenen Brief fordern Vertreterinnen und Vertreter der Kunst- und Kulturszene ein klares Bekenntnis der ORF-Führung zum Fortbestand von FM4 und Ö1 als Kunst- und Kultursender dieses Landes. Der Brief ist an ORF-Generaldirektor Roland Weißmann und ORF-Radiodirektorin Ingrid Thurnher gerichtet. Stein des Anstoßes war ein Interview, das Thurnher dem „Standard“ gab. Gegenüber der APA teilte Weißmann mit: „Ö1 und FM4 werden auch weiterhin die breite Plattform für österreichische Kunst und Kultur sein.“

Im Interview antwortete Thurnher auf die Frage, ob FM4 ein junges Ö3 werden könnte: „Vielleicht wird es das. Das weiß man nicht.“ In Hinblick auf Ö1 sagte sie laut „Standard“: „Natürlich hat Ö1 als Info- und Kultursender auch eine Aufgabe als Kulturproduzent. Das ist eine wirkliche Funktion von Ö1, die wir nicht aufgeben dürfen. Aber vielleicht geht nicht mehr alles, was bisher gegangen ist.“ Zuerst will Thurnher die Ergebnisse einer Audiomarktstudie abwarten.

Von Bilderbuch bis Verena Altenberger

Auch ist Ö1 laut „Standard“ mit Sparvorgaben von rund 900.000 Euro konfrontiert. Welche Maßnahmen diesbezüglich genau getroffen werden, stehe aber noch nicht fest, so die Radiodirektorin.

Der offene Brief ist unter anderem von Bilderbuch, Wanda, Dirk von Lowtzow sowie Kunst- und Kulturgrößen wie Josef Hader, Veronika Franz, David Schalko, Nikolaus Ofczarek, Verena Altenberger, Thomas Stipsits, Michael Ostrowski und Ulrich Seidl unterzeichnet.

Weißmann: ORF bleibt Plattform für heimische Kreative

ORF-Chef Weißmann hielt schriftlich gegenüber der APA fest, „selbstverständlich“ die Kritik der namhaften Kunstschaffenden „sehr ernst“ zu nehmen. „Es ist unser Auftrag und Anspruch, der heimischen Kreativszene als Auftraggeber, Plattform und Multiplikator zu dienen“, so Weißmann. Der öffentlich-rechtliche Auftrag und der Umfang der ORF-Radioangebote stehe in keiner Weise zur Disposition.

Auch entbehre eine aus den Aussagen falsch abgeleitete Kommerzialisierung der ORF-Radioflotte jeder Grundlage. „Eine wirtschaftliche und sparsame Gebarung ist allerdings auch und gerade für den ORF als überwiegend öffentlich finanzierte Institution eine Notwendigkeit“, merkte der ORF-Generaldirektor an.