Annexion: Russland erwartet fünf Mio. Tonnen mehr Getreide

Russland erwartet durch die völkerrechtswidrige Annexion von vier ukrainischen Gebieten künftig eine deutlich höhere Getreideernte. „In Anbetracht der dortigen Anbauflächen glaube ich, dass mindestens fünf Millionen Tonnen Getreide in die russische Sparbüchse kommen werden“, sagte Landwirtschaftsminister Dmitri Patruschew heute nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur TASS. „Ich glaube auch, dass wir andere Feldfrüchte bekommen werden.“

Die Ukraine hat Russland wiederholt beschuldigt, Getreide aus besetzten Gebieten zu stehlen. Russland streitet das ab. Das Moskauer Landwirtschaftsministerium teilte im August mit, dass Russland die für dieses Jahr erwartete Getreideernte von 130 Millionen Tonnen aufgrund von Witterungseinflüssen und fehlenden Ersatzteilen für ausländische Maschinen infolge der westlichen Sanktionen möglicherweise nicht erreichen wird.

Auch das geplante Exportziel von 50 Millionen Tonnen müsse womöglich nach unten revidiert werden.

Lebensbedrohliche Versorgungsengpässe

Präsident Wladimir Putin hatte vergangene Woche die Annexion der Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja verkündet, die etwa 18 Prozent des international anerkannten ukrainischen Territoriums ausmachen. Wegen der am 24. Februar begonnenen russischen Invasion ist die ukrainische Getreideernte bereits deutlich zurückgegangen.

Zudem ist die Schifffahrt im Schwarzen Meer gestört, über die die Ukraine Weizen und andere landwirtschaftliche Produkte in alle Welt exportiert.

Die daraus resultierenden Unterbrechungen der Getreide- und Düngemittellieferungen lösten die schlimmste Krise der Ernährungssicherheit seit mindestens 14 Jahren aus, wie der Internationale Währungsfonds (IWF) am Freitag sagte. Etwa 345 Millionen Menschen seien mit lebensbedrohlichen Versorgungsengpässen konfrontiert.