GB: Regierung will Haushaltsplan doch nicht vorziehen

Der britische Finanzminister Kwasi Kwarteng hat Berichten widersprochen, wonach er die Vorstellung seines Haushaltsplans vorziehen will. Eine Äußerung von ihm am Vorabend beim Parteitag der britischen Konservativen in Birmingham sei falsch interpretiert worden, machte der konservative Politiker heute im Gespräch mit dem Sender GB News deutlich.

Kwarteng hatte gesagt, der Haushaltsplan werde „in Kürze“ veröffentlicht. Damit habe er aber den 23. November gemeint, stellte Kwarteng klar.

Turbulenzen auf Märkten ausgelöst

Etliche britische Medien hatten zuvor unter Berufung auf Insider berichtet, die Regierung wolle den Haushaltsplan vorziehen, um das Vertrauen der Finanzmärkte zurückzugewinnen. Eine Ankündigung weitreichender Steuersenkungen, die vor allem Großverdienern zugutekommen soll, hatte zuvor für Turbulenzen auf den Finanzmärkten gesorgt.

Problematisch war vor allem, dass nicht ersichtlich war, wie die Pläne gegenfinanziert werden sollten. Der Pfundkurs im Verhältnis zum Dollar rauschte in den Keller. Die Bank of England sah sich gezwungen, langfristige Staatsanleihen zu kaufen, um den Kollaps von Pensionsfonds zu verhindern. Die Umfragewerte der konservativen Regierungspartei stürzten ab.

Dementi dürfte Vertrauen nicht erhöhen

Unter dem Druck aus der eigenen Partei nahm die Regierung die Abschaffung des Spitzensteuersatzes am Montag wieder zurück. Doch um das Vertrauen in die Finanzkompetenz der Regierung zu stärken, wurden weitere Maßnahmen erwartet. In ihrem Haushaltsplan will die Regierung darlegen, wie die Steuersenkungen finanziert werden sollen.

Die Hoffnung ist, dass damit die Flucht der Anleger gestoppt werden kann, sich der Pfundkurs stabilisiert und der Wertverfall von Staatsanleihen aufgehalten wird. Die Märkte hatten daher zunächst positiv auf die Berichte reagiert, der Haushaltsplan werde vorgezogen. Das Dementi Kwartengs dürfte das Vertrauen zumindest nicht erhöhen.

Doch es gibt auch bereits weiteren Konfliktstoff in der konservativen Tory-Partei. Der Druck auf Premierministerin Liz Truss wächst, Sozialleistungen wie von ihrem Vorgänger Boris Johnson angekündigt an die Inflation anzupassen. Bisher hatte Truss in Interviews sorgsam vermieden, dieses Versprechen zu wiederholen.