Medikamente werden kaum an Patienten verschrieben

Die Herbstwelle in Österreich nimmt Fahrt auf – jene beiden antiviralen Medikamente, die für die Einnahme zu Hause zugelassen worden sind und gegen schwere Covid-19-Verläufe zum Einsatz kommen, werden aber kaum an Patientinnen und Patienten verschrieben. Das berichtete Ö1 heute.

Laut Ö1 wurden bisher rund 240.000 Therapiezyklen der beiden oralen Arzneimittel Paxlovid und Lagevrio nach Österreich geliefert und nur ein knappes Fünftel davon auch an Patienten verschrieben – vorrangig in Wien und Niederösterreich.

Reich sieht „Luft nach oben“

Katharina Reich, Chief Medical Officer im Gesundheitsministerium, bestätigte, dass es „Luft nach oben“ gebe und „weitere Aufklärungsarbeit betrieben werden“ müsse. „Es scheint immer noch Informationsdefizite zu geben“, sagte die Vorsitzende der Taskforce GECKO und der CoV-Kommission. Man arbeite jedenfalls eng mit Apotheker- und Ärztekammer zusammen.

Die beiden Medikamente werden in Tablettenform verabreicht und können über den Hausarzt an Risikopatientinnen und -patienten abgegeben werden. Sie verhindern, dass sich das Coronavirus stark im Körper vermehrt, und müssen möglichst zu Beginn der Infektion eingenommen werden. Werden sie rasch nach einem positiven Test eingenommen, senken sie das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs um bis zu 90 Prozent.

Vor allem für Risikogruppen stellen diese Medikamente einen zusätzlichen Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf mit Covid-19 und einem Krankenhausaufenthalt dar.

Viele dürften auch gar nicht über die Medikamente Bescheid wissen: 47 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher wissen einer Umfrage des Instituts MindTake zufolge nicht, dass es Medikamente zur Verhinderung eines schweren Covid-19-Verlaufs gibt. Die Bevölkerung sei sich zudem „unsicher bei der Einschätzung der Risikogruppen“, berichtete der Lungenfacharzt Arschang Valipour. MindTake hatte im August eine Umfrage im Auftrag der Lungenunion zu CoV-Risikofaktoren und Medikamenten durchgeführt.

Zahl der Hospitalisierten steigt deutlich

Die Herbstwelle schlägt sich zunehmend in den heimischen Spitälern nieder. Gestern mussten insgesamt 1.863 Infizierte in Spitälern behandelt werden, 166 mehr als am Montag. Das war der höchste Wert seit einem halben Jahr.

Laut der aktuellen CoV-Prognose „ist von einem weiteren deutlichen Anstieg im Normalpflegebelag auszugehen“. Bei knapp der Hälfte der Infizierten ist der primäre Hospitalisierungsgrund Covid-19.