Hinweis zur Maskenpflicht
ORF.at/Georg Hummer
CoV-Zahlen steigen

Rufe nach Maskenpflicht werden lauter

Die Zahl der CoV-Infektionen in Österreich steigt. Auch in den Spitälern macht sich die Herbstwelle immer deutlicher bemerkbar. Das CoV-Prognosekonsortium erwartet eine weitere Zunahme der CoV-infizierten Patientinnen und Patienten auf den Normalstationen. Unter Fachleuten werden die Rufe nach einer Wiedereinführung der Maskenpflicht lauter. Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) sprach sich dagegen aus.

Die steigende Zahl CoV-positiver Patientinnen und Patienten und Personalausfälle führen schon jetzt in vielen Krankenhäusern zu Engpässen. Das CoV-Prognosekonsortium erwartet in seinem am Mittwoch veröffentlichten Wochenbericht in zwei Wochen eine Steigerung von 52 Prozent bei CoV-Patientinnen und -Patienten auf Normalstationen.

Im „Worst Case“ benötigen am 19. Oktober sogar 3.428 positiv getestete Menschen ein Spitalsbett, heißt es in der aktuellen Prognose. Es sei von „einem weiteren deutlichen Anstieg im Normalpflegebelag auszugehen, wobei der Covid-Belag im ICU-Bereich weiterhin nahezu unverändert bleibt“, fassen die Fachleute zusammen.

„Report“: Ungewisser CoV-Herbst

Für viele scheint die CoV-Pandemie vorbei zu sein, auch die Politik setzt weiter auf Freiwilligkeit bei Schutzmaßnahmen. Fachleute sind jedoch aufgrund der schnell steigenden Infektionszahlen besorgt und warnen vor heiklen Situationen in Spitälern und Betrieben, wenn Personal ausfällt.

Zum Vergleich: Am Höhepunkt der Herbstwelle im vergangenen Jahr – das Land befand sich damals in einem österreichweiten Lockdown – am 28. November benötigten 2.767 Infizierte ein Normalbett. Auf Intensivstationen lagen damals 630 Schwerkranke. Dort wird kommenden Mittwoch ein Mittelwert von 93 ICU-Patienten prognostiziert, für den 19. Oktober erwarten die Fachleute zwischen 75 und 122 Schwerkranke, der Mittelwert wird mit 95 angegeben.

Warnung vor Personalengpässen

Die Prognoseexpertinnen und -experten betonen jedoch, dass es derzeit einen sehr hohen Anteil an CoV-Zufallsbefunden bei den hospitalisierten Patientinnen und Patienten gibt. Laut Covid-19-Register wurden per Datenstand vom vergangenen Donnerstag nur rund 22 Prozent der aktuell Hospitalisierten mit Covid-19-Symptomatik aufgenommen. Im Intensivbereich lag dieser Anteil bei nur zwölf Prozent.

Dementsprechend treten Covid-Erkrankte in geringerem Ausmaß in Konkurrenz zur Regelversorgung als in vergangenen Epidemiephasen, in denen noch der Großteil der Covid-19-Patientinnen und -Patienten eine CoV-assoziierte Hauptdiagnose aufwies, so die Fachleute.

Gleichzeitig warnen sie vor Engpässen beim Personal in den Spitälern. Denn der „gestiegene Infektionsdruck übersetzt sich gegenwärtig auch in überdurchschnittlich hohe ungeplante Personalausfälle, die im Österreich-Durchschnitt schon bei über sechs Prozent liegen (bezogen auf das gesamte Spitalspersonal). Die Rate von ungeplanten Personalausfällen liegt normalerweise unter fünf Prozent und lag in den bisherigen Höhepunkten der Covid-19-Pandemie teilweise über zehn Prozent“, so das Prognosekonsortium.

Fachleute für Maskenpflicht

Unter Fachleuten werden angesichts der Lage in den Kliniken die Rufe nach der Wiedereinführung der Maskenpflicht laut. Die Virologin Dorothee von Laer von der medizinischen Universität Innsbruck kritisierte im „Kurier“, die Regierung sei wie im Herbst 2020 und 2021 erneut „zu spät dran“. „Wir sind jetzt am letzten Drücker, die Maskenpflicht in Innenräumen wieder einzuführen, damit die Omikron-Welle vom Frühjahr sich nicht wiederholt“, sagte die Virologin dem „Kurier“.

„Wie lange noch zuschauen, wie Covid durch die Decke geht? Der Winter ist noch lang, und in den Spitälern wird es eng mit sinkendem Personal und steigendem Belag“, fragte auch Thomas Czypionka von der Abteilung Health Economics and Health Policy des Instituts für Höhere Studien (IHS) auf Twitter.

Sozialminister Rauch zu Pensionen und CoV

Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) sprach in der ZIB2 über die Erhöhung der Pensionen sowie über die wieder ansteigenden CoV-Zahlen.

Sozialminister Rauch schloss eine Wiedereinführung der Maskenpflicht derzeit dezidiert aus. Dazu werde es erst kommen, wenn die Situation in den Krankenhäusern „eskaliert, bedrohlich wird, ein Notstand eintritt“, sagte er Dienstagabend im ZIB2-Interview.

Medikamente kaum verschrieben

Jene beiden antiviralen Medikamente, die für die Einnahme zu Hause zugelassen worden sind und gegen schwere Covid-19-Verläufe zum Einsatz kommen, werden in Österreich indes kaum an Patientinnen und Patienten verschrieben.

Laut Ö1-Bericht vom Dienstag wurden bisher rund 240.000 Therapiezyklen der beiden oralen Arzneimittel Paxlovid und Lagevrio nach Österreich geliefert und nur ein knappes Fünftel davon auch an Patienten verschrieben – vorrangig in Wien und Niederösterreich.

Reich sieht „Luft nach oben“

Katharina Reich, Chief Medical Officer im Gesundheitsministerium, bestätigte, dass es „Luft nach oben“ gebe und „weitere Aufklärungsarbeit betrieben werden“ müsse. „Es scheint immer noch Informationsdefizite zu geben“, sagte die Vorsitzende der Taskforce GECKO und der CoV-Kommission. Man arbeite jedenfalls eng mit Apotheker- und Ärztekammer zusammen.

Die beiden Medikamente werden in Tablettenform verabreicht und können über den Hausarzt an Risikopatientinnen und -patienten abgegeben werden. Sie verhindern, dass sich das Coronavirus stark im Körper vermehrt, und müssen möglichst zu Beginn der Infektion eingenommen werden. Werden sie rasch nach einem positiven Test eingenommen, senken sie das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs um bis zu 90 Prozent.

Vor allem für Risikogruppen stellen diese Medikamente einen zusätzlichen Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf mit Covid-19 und einem Krankenhausaufenthalt dar.

Viele wissen nicht von Existenz der Medikamente

Viele dürften auch gar nicht über die Medikamente Bescheid wissen: 47 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher wissen einer Umfrage des Instituts MindTake zufolge nicht, dass es Medikamente zur Verhinderung eines schweren Covid-19-Verlaufs gibt. Die Bevölkerung sei sich zudem „unsicher bei der Einschätzung der Risikogruppen“, berichtete der Lungenfacharzt Arschang Valipour. MindTake hatte im August eine Umfrage im Auftrag der Lungenunion zu CoV-Risikofaktoren und Medikamenten durchgeführt.