Ölpumpen
Reuters/Nick Oxford
Trotz hoher Energiepreise

OPEC+ senkt Ölproduktion deutlich

Die in der OPEC+-Gruppe vereinten ölexportierenden Länder haben sich auf eine deutliche Produktionssenkung im November geeinigt. Das teilte das Ölkartell am Mittwoch in Wien mit. Damit will das Kartell den zuletzt stark gefallenen Ölpreis – ungeachtet der hohen Energiepreise – wieder nach oben treiben. Es ist die stärkste Senkung seit 2020 zu Beginn der Coronavirus-Krise.

Der Schritt geschehe „angesichts der Ungewissheit, die die globalen Wirtschafts- und Ölmarktaussichten umgibt, und der Notwendigkeit, die langfristigen Leitlinien für den Ölmarkt zu verbessern“, so die OPEC. Nicht zuletzt die USA fordern allerdings seit Monaten von der OPEC+ ein Aufdrehen des Ölhahns – auch im Interesse der Weltwirtschaft. An den Zapfsäulen könnte sich der Benzinpreis wieder nach oben bewegen.

Aufgrund der Sorge vor einer weltweiten Rezession hatten die Preise seit Juni um bis zu 30 Prozent nachgegeben. Daher werde die Förderung um zwei Millionen Barrel pro Tag reduziert, teilte die OPEC am Mittwoch mit. Laut OPEC+-Insidern entsprechen die Kürzungen etwa zwei Prozent der weltweiten Nachfrage. Sie erfolgten allerdings auf Basis bestehender Zahlen.

Kürzung faktisch geringer

Das bedeutet, dass die Kürzung faktisch geringer ausfällt, da bereits jetzt einige Staaten wie Nigeria, Angola und Russland weniger fördern, als die bisherigen Vereinbarungen erlauben. Laut Internationaler Energieagentur lag die Förderung des Ölkartells im August um etwa 3,6 Millionen Barrel (je 159 Liter) täglich unter dem vereinbarten Niveau.

Die Unterproduktion ist auf die Sanktionen des Westens gegen Länder wie Russland, Venezuela und den Iran zurückzuführen. Zudem gab es Produktionsprobleme in Förderländern wie Nigeria und Angola. Analysten von Goldman Sachs schätzten, dass sich die tatsächlichen Produktionskürzungen auf 0,4 bis 0,6 Millionen Barrel pro Tag belaufen. Hauptsächlich Saudi-Arabien, der Irak, die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuwait drosselten ihre Förderung.

40 Prozent Marktanteil

Russland steht ab Dezember zudem vor dem Problem, für sein Rohöl neue Abnehmer finden zu müssen. Dann tritt ein nahezu EU-weites Embargo für die Einfuhr von russischem Rohöl in Kraft. Bisher werden täglich noch rund zwei Millionen Barrel aus Russland in die EU geliefert. Die OPEC+-Gruppe besteht aus den 13 OPEC-Ländern unter Führung von Saudi-Arabien sowie zehn weiteren Partnerländern, allen voran Russland. Sie hat einen weltweiten Marktanteil von etwa 40 Prozent und verfügt über drei Viertel der weltweiten Erdölreserven.

Der Ölpreis war zu Beginn des Ukraine-Krieges stark gestiegen und hatte fast 140 Dollar (Euro) pro Barrel erreicht. Im Zuge von Konjunktursorgen und einer Dollar-Rally nach der Anhebung der US-Leitzinsen sank er seitdem wieder. Aktuell schwankt er für die Nordseesorte Brent und die US-Referenzsorte WTI um die 90 Dollar. Ein niedrigerer Ölpreis könnte helfen, die globale Konjunktur anzukurbeln.

USA gegen Drosselung

Die US-Regierung von Präsident Joe Biden hatte Insidern zufolge zuvor Druck auf die OPEC+ gemacht, auf eine Drosselung zu verzichten. „Höhere Ölpreise, wenn sie durch beträchtliche Produktionskürzungen angetrieben werden, würden die Biden-Regierung vor der US-Zwischenwahlen wahrscheinlich verärgern“, schrieben die Analysten der Citi.

„Es könnte weitere politische Reaktionen aus den USA geben, einschließlich zusätzlicher Freisetzungen von strategischen Vorräten“, so die Citi-Analysten. Auch die Experten von JP Morgan schließen nicht aus, dass Washington durch die Freigabe weiterer Ölvorräte Gegenmaßnahmen ergreifen werde.

Auch der No Oil Producing and Exporting Cartels Act, kurz NOPEC, könnte den Citi-Analysten zufolge auf den Weg gebracht werden. Dieses Gesetz würde den Weg für Kartellklagen bahnen mit dem Ziel, Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Unternehmen in den USA vor künstlich herbeigeführten Preissteigerungen bei Benzin und Heizöl zu schützen. Dabei steht der Vorwurf im Raum, dass die im Ölkartell OPEC zusammengeschlossenen Förderländer mit Lieferkürzungen die Preise absichtlich nach oben getrieben haben.

Saudi-Arabien verteidigt Vorgehen

Die OPEC+ bezeichnet ihr Handeln als verantwortungsbewusst. Es gehe ihr nicht nur um die eigenen Einnahmen, sondern um Versorgungssicherheit und Verlässlichkeit, sagte der saudi-arabische Energieminister Abdulasis bin Salman am Mittwoch. Eine auf der Pressekonferenz präsentierte Grafik sollte illustrieren, dass sich der Ölpreis zwischen Jänner und September nur um wenige Prozent erhöht habe, ganz im Gegensatz zu den Kostenexplosionen bei Gas, Flüssiggas und Kohle.

Die USA wollen die Ölpreise unter anderem senken, um Russland wegen des Krieges gegen die Ukraine die Öleinnahmen zu entziehen. Die westlichen Länder werfen Russland vor, Energie als Waffe einzusetzen und eine Energiekrise in Europa herbeizuführen. Moskau beschuldigt den Westen dagegen, den Dollar und Finanzsysteme wie SWIFT als Vergeltung dafür einzusetzen, dass Russland im Februar in die Ukraine eingefallen ist. Moskau bezeichnet den Angriffskrieg als „militärische Sonderoperation“. Saudi-Arabien hat das Vorgehen Moskaus bisher nicht verurteilt. Die Beziehungen zwischen dem Königreich und der US-Regierung von Biden gelten als angespannt.