IAEA-Chef Grossi in Kiew erwartet

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, wird heute zu Gesprächen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew erwartet. „Der Bedarf für eine nukleare Sicherheitszone um das Atomkraftwerk Saporischschja ist dringender denn je“, schrieb Grossi gestern Abend auf Twitter. Erwartet werden Gespräche mit Präsident Wolodymyr Selenskyj, Energieminister Herman Haluschtschenko und dem Chef des ukrainischen AKW-Betreibers Energoatom, Petro Kotin.

AKW Saporischschja unter russischer Aufsicht

Das Atomkraftwerk Saporischschja in Enerhodar befindet sich nach dem russischen Überfall auf die Ukraine seit Anfang März unter Kontrolle der russischen Armee. Russland hat das Gebiet auch offiziell zu seinem Territorium und das Atomkraftwerk zu russischem Eigentum erklärt sowie eine neue Kraftwerksleitung eingesetzt.

Atomkraftwerk Saporischschja
APA/AFP

Kotin kündigte an, den Posten des zurückgetretenen Leiters des Atomkraftwerks Saporischschja zu übernehmen. Er forderte die ukrainische Belegschaft auf, keine Dokumente mit den russischen Besatzern zu unterzeichnen.

Artilleriebeschuss des Kraftwerksgeländes und der Umgebung hatten im Sommer international die Sorge vor einer Atomkatastrophe erhöht. Alle sechs Kraftwerksblöcke sind inzwischen heruntergefahren, zwei Mitarbeiter der IAEA überwachen die Situation. Angekündigt war auch eine Reise im Anschluss in die russische Hauptstadt Moskau. Das AKW Saporischschja ist das größte in Europa.

Owsjannikowa aus russischem Hausarrest geflohen

Unterdessen ist die frühere russische Fernsehredakteurin Marina Owsjannikowa, die wegen ihrer Kritik an Russlands Krieg gegen die Ukraine bekannt geworden ist, nach eigenen Angaben aus dem Hausarrest geflohen. „Ich betrachte mich als völlig unschuldig, und da unser Staat sich weigert, sich an seine eigenen Gesetze zu halten, weigere ich mich seit dem 30. September 2022, mich an die mir auferlegte Zwangsmaßnahme in Form von Hausarrest zu halten, und ich entlasse mich selbst aus diesem“, teilte die 44-Jährige gestern via Telegram mit.

Der Arrest ist Teil eines Strafverfahrens, in dem sie wegen der Verbreitung von angeblichen Falschinformationen über die russischen Streitkräfte angeklagt ist. Dabei drohen ihr der Agentur Interfax zufolge zwischen fünf und zehn Jahre Haft.

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