Hochverrat: Russischer Oppositioneller Kara-Mursa angeklagt

Der russische Oppositionspolitiker und Journalist Wladimir Kara-Mursa ist in Moskau wegen Hochverrats angeklagt worden. „Unser Mandant wird wegen drei Fällen angeklagt, in denen er bei öffentlichen Auftritten in Lissabon, Helsinki und Washington Kritik an der russischen Obrigkeit geübt hat“, erklärte sein Anwalt Wadim Prochorow gestern der staatlichen Nachrichtenagentur TASS zufolge. Bei einer Verurteilung drohen dem 40-Jährigen bis zu 20 Jahre Haft.

Russischer Oppositioneller Wladimir Kara-Mursa
Reuters/Joshua Roberts

Zuvor hatten staatliche Medien unter Berufung auf Ermittlerkreise behauptet, Kara-Mursa habe gegen eine Bezahlung von rund 30.000 Euro pro Monat Organisationen aus NATO-Ländern geholfen, Russlands nationale Sicherheit zu unterhöhlen. Kara-Mursa gilt als prominenter Kritiker von Kreml-Chef Wladimir Putin. Zweimal hat er rätselhafte Vergiftungen nur knapp überlebt.

Kara-Mursa bereits in Untersuchungshaft

Recherchen der Investigativgruppe Bellingcat zufolge wurde Kara-Mursa von den FSB-Agenten verfolgt, die auch in den Giftanschlag auf den Oppositionellen Alexej Nawalny verwickelt sein sollen. Kara-Mursa sitzt bereits wegen angeblicher Diskreditierung der russischen Streitkräfte in Untersuchungshaft.

Die Behörden hätten erfolglos versucht, Kara-Mursa zu vergiften und außer Landes zu treiben. Nun versuchten sie ihn als Vaterlandsverräter zu brandmarken, kritisierte der bekannte Publizist Anton Orech die Strafverfolgung. „Verwechselt nicht die Heimat mit dem Staat, nicht die Obrigkeit mit dem Land. Dann werdet ihr auch nicht Freunde mit Feinden verwechseln“, kommentierte er.