Hofburg-Wahlkampf geht ins Finale

Der Präsidentschaftswahlkampf neigt sich dem Ende zu. Die meisten Kandidaten brachten heute ihre Abschlussveranstaltungen über die Bühne.

Van der Bellen: „Des is ka g’mahte Wiesn“

Unterstützt von Politprominenz der Grünen, aber auch von SPÖ, ÖVP und NEOS, beging Alexander Van der Bellen in Wien seinen Wahlkampfabschluss. Im randvollen Marx-Palast rief der Amtsinhaber alle Unterstützenden dazu auf, auch wirklich wählen zu gehen, denn: „Des is ka g’mahte Wiesn.“ Ziel sei es, am Sonntag mehr Stimmen bekommen als alle anderen Kandidaten zusammen. „Das ist nicht nix“, so Van der Bellen.

Alexander Van der Bellen während seiner Wahlkampfabschluss-Veranstaltung in Wien
APA/Roland Schlager

Rein rechnerisch könne es knapp, „um nicht zu sagen oaschknapp“, werden, paraphrasierte er seinen eigenen Sager vom ersten Antreten. „Wenn Ihnen etwas an der Demokratie, an der liberalen Demokratie liegt“, so der Amtsinhaber und einstige Grünen-Chef, „dann gehen Sie zur Wahl“. Die Wiese sei nämlich nur gemäht, wenn auch genug Menschen mitmähten. „Und wenn’s geht, schenken Sie Ihr Vertrauen bitte mir.“

Um ihn als Person gehe es nicht, sondern um Österreich, und darum, das Land kompetent, klar und entschieden durch stürmische Zeiten zu bringen. „Es geht im Übrigen auch bei der Bundespräsidentenwahl nicht darum, einen Selbstdarsteller zu wählen oder einen Überkanzler oder die Regierung. Es geht darum, einen Bundespräsidenten zu wählen.“

Rosenkranz teilt gegen Van der Bellen aus

Für freiheitliche Verhältnisse schon fast im intimen Rahmen hat der blaue Bundespräsidentschaftskandidat Walter Rosenkranz seinen Wahlkampf abgeschlossen. Zwar hatte sich die Partei ein weiteres Mal den Viktor-Adler-Markt in Wien-Favoriten als Schauplatz auserkoren, eingefunden hatten sich aber nur ein paar hundert Fans. Der Stimmung tat das keinen Abbruch, teilte Rosenkranz doch gegen Amtsinhaber Van der Bellen aus.

Dominik Wlazny während seiner Wahlkampfabschluss-Veranstaltung in Wien
APA/Helmut Fohringer

Rosenkranz hatte sich gleich zu Beginn der Veranstaltung unter die Fans gemischt, die – wie ebenfalls üblich – von der John Otti Band in Stimmung gebracht wurden. Selbst ein Foto mit Van der Bellen, der neben der Bühne zumindest auf einem Plakat anwesend war, nahm er gut gelaunt in Kauf. Danach nahm er noch auf einem blauen Wahlkampf-Quad Platz, musste die Gemüter unzufriedener Passantinnen und Passanten abkühlen und streichelte Hunde.

Für seinen Hauptkonkurrenten hoffte Rosenkranz, „dass am 9. Oktober für ihn wirklich Wahlkampfschluss ist“. Aber weniger Van der Bellen selbst, sondern vielmehr dessen Partei, die Grünen, nahm Rosenkranz ins Visier. So würde er als Präsident dafür sorgen, dass die ÖVP „von diesem Klotz am Bein befreit wird“ und „auch einmal aufatmen kann“. „Wir können uns doch nicht alle in Geiselhaft einer Zehn-Prozent-Partei begeben“, wetterte er gegen „Klimadiktat“ und CoV-Maßnahmen.

Wlazny: Veränderung notwendig

Bierpartei-Chef Dominik Wlazny motivierte seine Anhängerinnen und Anhänger auf dem Stephansplatz mit einer kurzen, launigen Rede und lauter Rockmusik.

Dominik Wlazny während seiner Wahlkampfabschluss-Veranstaltung in Wien
APA/Georg Hochmuth

Wlazny wandte sich von der Laderampe eines Klein-Lkws an sein vorwiegend junges Publikum von mehreren hundert Leuten. Seine 15-minütige Rede begann mit vielen Schmähs, für die er zahlreiche Lacher erntete, und wurde im weiteren Verlauf ernster.

In den „gefühlt 500.000 Medienterminen“, die er absolvieren musste, sei die Frage seiner Motivation zu kurz gekommen, fand Wlazny. Er sei nach seiner zerrissenen Hose und seinem Nasenring gefragt worden. „Ich wurde auch gefragt, warum ich nicht mit einem Bier dasitze, was ich mir manchmal gewünscht hätte“, scherzte Wlazny alias Marco Pogo.

Seine Motivation sei die Notwendigkeit von Veränderung. Und er sei der geeignete Bundespräsident, weil er das Land kenne „und jedes Beisl in dem Land kenne und die Menschen, die dort sitzen“. Er habe eine Firma und habe trotz seiner jungen Jahre Erfahrung.

Grosz sieht Land „am Scheideweg“

Gerald Grosz wiederum legte seinen Wahlkampfabschluss wie eine Pressekonferenz an. „Unser Land steht am Sonntag vor einem Scheideweg“, sagte der Ex-FPÖ/BZÖ-Politiker – der einmal mehr betonte, dass er dem „Establishment“ einen „Denkzettel“ verpassen wolle. Grosz bekrittelte bei seinem letzten Wahlkampftermin etwa „ungezählte Verfassungsbrüche“ der Bundesregierung und wetterte gegen Korruption und Politiker, die sich die eigenen Taschen gefüllt hätten, während sich viele die Stromrechnung nicht mehr leisten könnten.

WAHLKAMPFABSCHLUSS VON Bundespräsidentschaftskandidat GROSZ
APA/Helmut Fohringer

Ein konkretes Wahlziel nannte er nicht. „Wir starten bei null, in diesem Sinne ist jede Stimme ein Riesenerfolg für mich“, versicherte er. Es sei jedoch sein Bestreben, Amtsinhaber Van der Bellen in eine Stichwahl zu zwingen.

Grosz schwärmte von der „romantischen Vorstellung“, dass er demnächst mit dem Präsidenten in eine Diskussionsrunde gehen könnte. Zugleich hob er hervor, dass er für seine Kampagne nur über 23.000 Euro an Spenden verfügt habe. Man sei ganz ohne Plakate und Wahlgeschenke ausgekommen.

Staudinger-Abschluss in Schrems

In heimatlichen Gefilden wollte Schuhproduzent Heinrich Staudinger sein Wahlfinale begehen, er lud in den „Gastro-Corner“ seiner Möbelhalle in Schrems (Niederösterreich). Rechtsanwalt und Ex-„Krone“-Kolumnist Tassilo Wallentin absolviert erst morgen seinen finalen Wahlkampfauftritt beim Oktoberfest in der Wiener Lugner City. Keinen eigenen Schlussauftritt geplant hat MFG-Chef Michael Brunner.

Heinrich Staudinger während seiner Wahlkampfabschluss-Veranstaltung in Wien
APA/Eva Manhart