Brennende Brücke auf der Halbinsel Krim
IMAGO/TASS/Alyona Popova
Ukraine-Krieg

Bombe beschädigt Krim-Brücke schwer

Auf der Krim-Brücke ist nach Angaben der russischen Behörden am Samstag eine Autobombe explodiert, die einen Großbrand auslöste. An der Fahrbahn auf dem Straßenteil entstanden schwere Schäden, ein Teil stürzte ein. Der Verkehr musste eingestellt werden. Die Sperre der strategisch wichtigen Brücke ist ein weiterer Rückschlag für Russland. Kiew feierte die Explosion.

Wie das nationale Anti-Terror-Komitee am Samstag laut russischen Nachrichtenagenturen mitteilte, explodierte um 6.07 Uhr (Ortszeit) ein Auto auf der Straßenlinie der Brücke. Dadurch seien sieben Tanks eines Güterzuges – Straße und Bahnlinie verlaufen parallel auf der Brücke – auf dem Weg zur Halbinsel Krim in Brand geraten.

Das Feuer brach am Ende eines Güterzuges aus. Die Lokomotive und mehrere Waggons seien in Richtung Kertsch unterwegs gewesen, hieß es. Die Detonation habe sich in einem Lkw-Transporter ereignet, teilt das Nationale Anti-Terror-Komitee mit. Zwei Bereiche der Straßenbrücke seien teilweise eingestürzt. Der Brückenbogen, der die Meerenge von Kertsch überspanne, sei aber nicht beschädigt worden. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Interfax ist das Feuer inzwischen gelöscht worden. Verletzt wurde nach Behördenangaben niemand.

Autobombe beschädigt Krim-Brücke schwer

Auf der Krim-Brücke ist nach Angaben der russischen Behörden eine Autobombe explodiert, die einen Großbrand auslöste. An der Fahrbahn auf dem Straßenteil entstanden schwere Schäden, der Verkehr musste eingestellt werden.

Zuletzt Zwischenfälle mit Drohnen

Geprüft werde nun als Alternative eine Fährverbindung, teilte die Regierung in Simferopol mit. Die Brücke ist die einzige direkte Verbindung Russlands zu der von ihr annektierten ukrainischen Halbinsel Krim. Die Sperre erschwert jedenfalls den Nachschub für die dortige Bevölkerung und vor allem auch für die russischen Militärstützpunkte auf der Krim. Diese sind für die Versorgung und militärische Unterstützung der Fronteinheiten im Bereich Cherson von großer Bedeutung.

Teile der Brücke auf die Krim sind ins Meer gestürzt
Reuters
Mehrere Fahrbahnsegmente stürzten ins Meer

Kiew drohte in der Vergangenheit immer wieder damit, die von Kreml-Chef Wladimir Putin eingeweihte Brücke zwischen der Halbinsel und dem russischen Festland unter Beschuss zu nehmen. Zuletzt kam es in der Region Kertsch, die auf der Krim direkt an die Brücke grenzt, immer wieder zu Zwischenfällen mit Drohnen, die explodierten.

Putin setzte eine Kommission zur Untersuchung der Ursachen des Feuers ein, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Samstag der Agentur Interfax zufolge. Mychailo Podoljak, Berater des ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj, sagte, das sei „erst der Anfang“. „Alles Illegale muss zerstört werden, alles Gestohlene muss an die Ukraine zurückgegeben werden“, so Podoljak, ohne direkt die Verantwortung für den Anschlag zu übernehmen.

Ukrainische Medien: Spezialoperation von SBU

Die Internetzeitung Ukrajinska Prawda berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise in Kiew, dass der Geheimdienst SBU hinter der Spezialoperation stecke. Der SBU bestätigte das nicht, veröffentlichte aber wie viele offizielle Stellen in der Ukraine in den sozialen Netzwerken Aufnahmen von der brennenden Brücke – und stellte ein Gedicht dazu.

Der Chef der ukrainischen Post, Ihor Smyljanskyj, kündigte auf Telegram den Druck einer Sondermarke von der Brücke an. „Der Morgen war noch nie so ein schöner. Zu diesem Feiertag bringen wir eine neue Marke heraus mit der Krim-Brücke – oder vielmehr mit dem, was von ihr übrig ist.“ Zuvor hatte die ukrainische Post schon eine Briefmarke des zerstörten russischen Kreuzers „Moskwa“ der russischen Schwarzmeer-Flotte herausgebracht.

Nawalny: Wohl „Geschenk“ für Putin

Die Sprecherin des inhaftierten Kreml-Gegners Alexej Nawalny teilte ein Video in den sozialen Netzwerken von dem Feuer und den Schäden – und kommentierte dazu, dass es sich wohl um ein Geschenk zum 70. Geburtstag Putins handle. Der Kreml-Chef hatte das Jubiläum am Freitag in seiner Heimatstadt St. Petersburg begangen.

Zuvor Raketen auf Charkiw

Die Explosion ereignete sich wenige Stunden, nachdem Russland mehrere Raketen auf das Zentrum von Charkiw abgefeuert hatte. Die nächtlichen Explosionen lösten gewaltige Staubwolken aus, und die Einschläge wiederum lösten eine Serie an Folgeexplosionen aus. Laut dem Bürgermeister von Charkiw, Ihor Terechow, wurden eine medizinische Einrichtung und ein weiteres Gebäude getroffen.

Moskau warnte Kiew vor Angriff

Russland hatte eindringlich davor gewarnt, die Brücke – ein zentrales strategisches Bauwerk – unter Beschuss zu nehmen, und für den Fall auch damit gedroht, Kommandozentralen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ins Visier zu nehmen. Die ukrainische Führung hatte mehrfach schwere Waffen für große Reichweiten aus dem Westen gefordert. Damit sollte dann auch die Brücke zerstört werden, wie es in Kiew hieß.

Mit 19 Kilometern Länge gilt die Krim-Brückenanlage, die eine Autobahn und daneben eine Bahnstrecke hat, als längstes Bauwerk Europas. Kreml-Chef Putin hatte sie selbst 2018 eröffnet und war auch in einem Zug gefahren. Passagierzüge rollen seit Ende 2019, Güterzüge seit Sommer 2020.