Nachrichtensendung im iranischen TV gehackt

Aktivisten haben eine Livenachrichtensendung des iranischen Staatsfernsehens gehackt und Kritik am repressiven Vorgehen gegen Frauen geübt. „Das Blut der Jugend klebt an euren Händen“, war während der Nachrichtensendung am Samstagabend zur besten Sendezeit auf den Bildschirmen zu lesen. Über dem Gesicht des obersten geistlichen Führers Ajatollah Ali Chamenei wurden ein Fadenkreuz und Flammen eingeblendet. „Schließt euch uns an und erhebt euch“, hieß es dazu in einer Botschaft in der rechten oberen Ecke des Bildschirms.

Ebenfalls zu sehen waren kurz Schwarz-Weiß-Aufnahmen der nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei vor drei Wochen ums Leben gekommenen Mahsa Amini und von drei Frauen, die bei den durch Aminis Tod ausgelösten Protesten und deren gewaltsamer Niederschlagung getötet wurden.

Zu dem Hackerangriff bekannte sich die Gruppe Edalat-e Ali (Alis Gerechtigkeit). In persischsprachigen Medien und bei Menschenrechtsgruppen außerhalb des Iran fand die Aktion großen Widerhall. Im Iran selbst berichtete die Nachrichtenagentur Tasnim, die Abendnachrichten seien „für ein paar Augenblicke von antirevolutionären Agenten gehackt“ worden.

Krisentreffen der politischen Führung

Wegen der anhaltenden systemkritischen Proteste ist die politische Führung des Landes heute zu einem Krisentreffen zusammengekommen. Nach Angaben des Präsidialamts nahmen daran neben Präsident Ebrahim Raisi auch der Parlamentspräsident sowie der Justizchef teil. In einer gemeinsamen Presseerklärung des Präsidialamtes riefen sie das Volk auf, die nationale Einheit zu bewahren und sich gegen die „feindseligen Verschwörungen“ der Feinde des islamischen Systems zu stellen.

Nach dem Tod der 22-jährigen Amini Mitte September demonstrieren im Iran zahlreiche Menschen. Die Sicherheitskräfte gehen auch mit Gewalt gegen Demonstranten vor. Beobachtern zufolge sind Dutzende Menschen im Zusammenhang mit den Protesten getötet worden, viele weitere wurden verletzt.