Grafik zeigt Ergebnis der Wahlbefragung
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Wahltagsbefragung

Wer bei welchen Gruppen punkten konnte

Amtsinhaber Alexander Van der Bellen hat vor allem bei der Generation 60 plus gepunktet, Bier-Partei-Chef Dominik Wlazny holte die Jungen ab, bei den bis 29-Jährigen schaffte er 20 Prozent. Das zeigt die Wahlbefragung von SORA/ISA im Auftrag des ORF, die auch Aufschluss über die wichtigsten Wahlmotive gibt.

Bei den über 60-Jährigen holte Van der Bellen gleich 73 Prozent. Wenn es nach den Jüngeren gegangen wäre, hätte er in eine Stichwahl ziehen müssen, 47 Prozent bekam er von ihnen. Punkten konnte der Amtsinhaber auch bei Personen mit hoher formaler Bildung, 65 Prozent aller Menschen mit Matura oder höheren Abschlüssen wählten ihn.

Bei den anderen Kandidaten ist der auffälligste Trend, dass Wlazny 20 Prozent der Jungen für sich gewinnen konnte. Selbst bei den unter 45-Jährigen liegt er deutlich über seinem Gesamtergebnis. Bei den Männern dieser Altersgruppe kommt er auf 13 Prozent, bei den Frauen gar auf 17 Prozent.

Rosenkranz, Wallentin und Grosz mit ähnlichen Wählergruppen

Dass die Kandidaten Walter Rosenkranz (FPÖ), Rechtsanwalt Tassilo Wallentin und Ex-BZÖ-/FPÖ-Politiker Gerald Grosz teilweise im selben Wählerpool fischten, zeigt sich auch bei der demografischen Auswertung. Sie alle punkten eher bei Menschen mit niedrigerer formaler Bildung und in der Altersgruppe 30 bis 59. Alle drei bekamen etwas mehr Zuspruch von Männern.

Und ebenfalls alle drei Kandidaten konnten bei Wählerinnen und Wählern punkten, die die Entwicklung Österreichs negativ bewerten, verärgert über die Politik sind und angeben, mit ihrem Einkommen eher schlecht auszukommen. In diesen Gruppen liegt auch Wlazny leicht über seinem Gesamtergebnis. Allerdings liegt auch in diesen Gruppen Van der Bellen mit je 30 Prozent klar an der Spitze. Menschen, die mit der Politik zufrieden sind, wählten zu 82 Prozent den Amtsinhaber.

Menschen pessimistischer

Insgesamt sind die Wählerinnen und Wähler seit der letzten Bundespräsidentschaftswahl pessimistischer geworden. Für fast zwei Drittel der Befragten hat Österreich sich in den vergangenen Jahren negativ entwickelt. 2016 sagte das noch rund die Hälfte. Unter Nichtwählern, Frauen, in der Altersgruppe der 30- bis 59-Jährigen und bei Menschen, deren Einkommen kaum zum Leben ausreicht, sehen sogar mehr als sieben von zehn eine negative Entwicklung in Österreich.

Frühentschlossene für Van der Bellen

69 Prozent der insgesamt 1.226 telefonisch und online Befragten haben laut SORA schon vor mehr als drei Wochen entschieden, wem sie ihre Stimme geben. 15 Prozent taten das in den letzten Tagen, 14 Prozent vor zwei bis drei Wochen.

Unter den Frühentschlossenen haben besonders viele ihre Stimme Van der Bellen gegeben (61 Prozent). Unter den Spätentschlossenen war es mit 32 Prozent ebenfalls die Mehrheit, FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz hat in dieser Gruppe mit 25 Prozent mehr Zustimmung als bei jenen, die schon lange wussten, wer ihre Stimme bekommt (16 Prozent). Bei den anderen Kandidaten waren die Fallzahlen der befragten Wählerinnen und Wähler zu klein, um Aussagen zu treffen.

Van der Bellen mit Amtsbonus

Stärkste Wahlmotive waren der Befragung zufolge Sympathie (61 Prozent), große politische Erfahrenheit (56) und bisherige gute Arbeit (52). Bei Van der Bellen spielten dabei die Punkte Erfahrenheit, bisherige gute Arbeit, eine gute Vertretung Österreichs im Ausland und Sympathie eine besonders starke Rolle. Unter Rosenkranz-Wählern waren die Motive „Gegenpol zum politischen System“, „versteht die Sorgen von Menschen wie mir“ und Sympathie besonders wichtig.

Mehrheit für aktiveren Präsidenten

Der Anteil jener Österreicherinnen und Österreicher, die auch einen Kandidaten als Bundespräsident akzeptieren wollen, dem sie nicht ihre Stimme gegeben haben, geht laut Wahltagsbefragung zurück – von 80 Prozent 2016 auf 72 Prozent; der Anteil derer, die das nicht wollen wollen, ist entsprechend gestiegen: Acht Prozent stimmen gar nicht zu, 13 wenig. Unter Rosenkranz-Wählern geben sogar 38 Prozent (17 bzw. 21 Prozent) an, einen anderen Kandidaten nicht oder eher nicht zu akzeptieren.

Nach wie vor plädiert die Mehrheit dafür, dass der Bundespräsident sich laufend in die Innenpolitik einbringen sollte (29 Prozent stimmen sehr zu, 30 Prozent eher; 2016: 24 bzw. 33). Vor allem Jüngere, Menschen ohne Matura und Menschen mit wenig Geld erwarten sich mehr Einmischung.