Bosnien: Neuauszählung in serbischer Teilrepublik

Wegen des Vorwurfs des schweren Wahlbetrugs werden die Stimmen zur Präsidentschaftswahl in der serbischen Teilrepublik in Bosnien-Herzegowina noch einmal ausgezählt. Wie die Wahlkommission gestern bekanntgab, sprachen sich sechs von sieben Mitgliedern der Kommission für eine Neuauszählung der in den 2.239 Wahllokalen abgegeben Stimmen in der der Republika Srpska aus.

Dort hatte nach der ersten Auszählung angeblich der serbisch-nationalistische Hardliner und Putin-Freund Milorad Dodik die Präsidentenwahl in der Teilrepublik mit rund 48 Prozent der Stimmen gewonnen. Der Oppositionskandidatin Jelena Trivic von der PDP wurden nach Auszählung von 98 Prozent der Stimmen lediglich 43 Prozent beigemessen. Die Opposition sprach daraufhin von „Betrug“ und forderte eine Neuauszählung, welche die Wahlkommission nun anordnete.

„Prozess war nicht sauber“

Kommissionspräsident Suad Arnautovic sprach von „Videoaufnahmen und Dokumenten, die unzweifelhaft beweisen, dass der Prozess nicht sauber war und dass die Ergebnisse nicht bestätigt werden können“.

Die ebenfalls nationalistische Wirtschaftsprofessorin Trivic hatte noch am Wahlabend am 2. Oktober ihren Sieg verkündet, später zog die 39-Jährige die von der Wahlkommission verbreiteten Zahlen in Zweifel und sprach von Wahlbetrug. Es gebe „hunderte Fälle von Unregelmäßigkeiten“, hatte der Chef der Partei Demokratischer Fortschritt (PDP), Branislav Borennovic, betont. Die Opposition sprach von Unregelmäßigkeiten bei „über 65.000 Stimmen“.

Dodik hatte die Forderungen nach einer Neuauszählung zurückgewiesen und seinen Sieg „einwandfrei“ genannt. Der 63-jährige Vertraute von Russlands Präsident Wladimir Putin ist seit mehr als 15 Jahren der Anführer der bosnischen Serben. Dodik hatte auch in der EU Sorgen ausgelöst, weil er Abspaltungstendenzen der serbischen Teilrepublik von der Zentralregierung in Bosnien schürte.