Ein Zwergwal springt aus dem Wasser
IMAGO/Ardea/Francois Gohier
Portoroz

Tauziehen um besseren Schutz für Wale

Vertreterinnen und Vertreter der 88 Mitgliedsländer der Internationalen Walfangkommission (IWC) treffen sich ab Montag im slowenischen Badeort Portoroz zu ihrer Jahrestagung. Im Mittelpunkt steht der Umgang mit Meeressäugetieren wie Walen und Delfinen, für deren kommerziellen Fang seit 36 Jahren ein im Prinzip weltweites Verbot gilt. Der Schutz der Meeressäuger wird aber immer löchriger, weil etliche Vorbehalte und Ausnahmebestimmungen bestehen.

Auch auf dieser Jahrestagung werden den Erwartungen zufolge die Interessen der Walfangnationen wie Norwegen und Island und die Bedenken der Walschutzländer aufeinanderprallen. „Die Situation für die Meeressäuger ist in letzter Zeit ohnehin schwieriger geworden“, so Sandra Altherr, Projektleiterin bei der Naturschutzorganisation Pro Wildlife. „Erwähnt seien nur der Klimawandel, die Überfischung der Weltmeere und ihre Verschmutzung.“

Das Plenum der bis zum 21. Oktober dauernden IWC-Jahrestagung erörtert unter anderem einen Antrag mehrerer afrikanischer und karibischer Länder, der darauf abzielt, Walfang als – wie es heißt – „Beitrag zur Nahrungsmittel- und Ernährungssicherheit für viele Menschen auf der Welt“ zu etablieren. Die Annahme des Antrags würde das Walfangmoratorium weiter schwächen. Sie gilt allerdings als unwahrscheinlich.

Zwei Finnwale hängen an der Seite eines isländischen Walfangschiffes
Reuters/Ingolfur Juliusson
Ein isländisches Fangschiff schleppt erlegte Finnwale in den Hafen

Nach Jahrzehnten langsame Erholung

Durch die Industrialisierung der Schifffahrt und der Jagd hatte der Walfang vor allem ab der Mitte des 19. Jahrhunderts rasant zugenommen. Walfang war aufgrund der verschiedenen Produkte, die daraus gewonnen wurden, sehr lukrativ. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die Populationen verschiedener Walarten auf einen Bruchteil dezimiert.

Mit der zurückgehenden wirtschaftlichen Bedeutung des Walfangs kam es vor genau 40 Jahren, 1982, zum Walfangmoratorium. Nach Jahrzehnten würden sich nun die Bestände etwa von Finnwalen langsam erholen und „es scheint, dass sie an Orte zurückkehren, aus denen sie fast verschwunden waren“, so die NGO Whale and Dolfin Conservation (WDC).

Wichtige Rolle für Klimaschutz

Die NGO verweist auf die wichtige Rolle, die Wale im Ökosystem der Meere spielen. Sie sorgen für eine ausbalancierte Nährstoffzirkulation, eine gesündere Fischpopulation und vor allem helfen sie doppelt bei der CO2-Speicherung: Einerseits, indem sie mit ihren Darmausscheidungen das Wachstum von Plankton, das selbst in riesigen Mengen CO2 speichert, fördern.

Und andererseits speichert ein großer Wal selbst im Laufe seines Lebens Tonnen an CO2. Der Wal sinkt nach seinem Tod auf den Meeresboden, das CO2 dringt somit nicht in die Atomsphäre. Laut Schätzungen hat ein durchschnittlicher Wal eine ähnliche Klimawirkung wie Hunderte Bäume und bindet rund 30 Tonnen CO2.

Bald Ende des Walfangs in Island?

Im hohen Norden Europas beteiligen sich Island, Norwegen und die zu Dänemark gehörigen Färöer an der Waljagd. Auf der Nordatlantik-Insel Island wurden in diesem Sommer auch erstmals seit 2018 wieder größere Wale, nämlich Finnwale, getötet. Gemäß den Empfehlungen des isländischen Meeresforschungsinstituts dürfen jährlich maximal 217 Zwergwale und 161 Finnwale gefangen werden.

Allerdings kündigte Island im Februar an, den Walfang 2024 voraussichtlich einzustellen. Grund ist die mangelnde Nachfrage. Der Walfang in Island ist in den letzten drei Jahren stark zurückgegangen. Ursache sind enorme Absatzschwierigkeiten auf dem japanischen Markt, dem Hauptabnehmerland für Walfleisch. Denn dieses ist 2019 aus der IWC ausgetreten und hat die Jagd auf Wale selbst wieder erlaubt.

Gefangener Zwergwal auf einem japanischen Fischerboot
Reuters/Kyodo
Ein erlegter Zwergwal auf einem japanischen Fangboot

Dabei beschränkt sich Japan auf seine territorialen Gewässer und seine Wirtschaftszone. Die Jagd in der Antarktis – offiziell zu „wissenschaftlichen Zwecken“ – stellte Japan ein. Das Land behauptet, die Bestände der Meeressäuger durch die kommerzielle Jagd nicht zu gefährden.

Kritik an verwendeten Harpunen

Walschützer drängen die EU, dass sich diese bei der Sitzung in Portoroz für eine Resolution, die den kommerziellen Walfang verurteilt, einsetzt. Die Tierschutz-NGO WDC kritisiert auch, dass manche Harpunen, mit denen die Meeressäuger konkret in Island beschossen wurden, nicht unmittelbar nach Eindringen in den Körper detoniert seien. Das füge den Tieren unnötiges, minutenlanges Leid zu. „Tatsächlich gibt es keinen humanen Weg, ein so großes Lebewesen wie einen Wal auf See zu töten“, betonte die Walschützerin Astrid Fuchs von der WDC.