Angela Lansbury in der Serie „Mord ist ihr Hobby“, 1996
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1925–2022

Angela Lansbury ist tot

Die britisch-amerikanische Schauspielerin Angela Lansbury ist 96-jährig gestorben. Das berichtet die BBC mit Verweis auf ein Statement der Familie Lansburys. Mit ihrer Hauptrolle in der TV-Serie „Mord ist ihr Hobby“ (im Original „Murder, She Wrote“) gewann Lansbury wohl die meisten Fans. Bekannt war sie auch für ihre Rollen in Agatha-Christie-Verfilmungen und anderen Hollywood-Produktionen.

Lansbury sei nur fünf Tage vor ihrem 97. Geburtstag im Schlaf gestorben, wie ihre Familie mitteilte. „Die Kinder von Dame Angela Lansbury sind traurig, mitteilen zu müssen, dass ihre Mutter zu Hause in Los Angeles friedlich im Schlaf gestorben ist“, hieß es in der Erklärung, die am Dienstagabend veröffentlicht wurde. Sie hinterlässt drei Kinder und ihren Bruder, den Produzenten Edgar Lansbury, sowie mehrere Enkel und Urenkel.

Geboren wurde sie 1925 im Londoner East End. Ihr Vater, ein Politiker, starb an Krebs, als sie noch ein Kind war. Der schockierende Verlust habe sie völlig verändert, erzählte Lansbury 2014 der britischen Zeitung „Daily Mail“. Sie sei zur Träumerin geworden und früh dem Beruf ihrer Mutter gefolgt. Die irische Schauspielerin Moyna MacGill zog während des Zweiten Weltkrieges mit ihren vier Kindern erst nach New York, dann nach Los Angeles.

Traumstart in Hollywood

Mit 17 jobbte Lansbury in einem Kaufhaus, als ein Agent auf die junge Schauspielerin aufmerksam wurde. Das Studio MGM suchte damals eine Darstellerin mit britischem Akzent. „In der einen Minute packe ich Weihnachtsgeschenke in einem Geschäft ein, in der nächsten Minute drehe ich mit Ingrid Bergman. Das grenzte an ein Wunder“, sagte Lansbury der „Daily Mail“. Ihr erster Film, der Thriller „Das Haus der Lady Alquist“, in dem sie ein intrigantes Dienstmädchen spielte, brachte Lansbury 1945 eine Oscar-Nominierung als beste Nebendarstellerin ein – ein Traumstart in Hollywood.

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Ingrid Bergman und Angela Lansbury im Film „Das Haus der Lady Alquist“, 1944
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Ingrid Bergman und Angela Lansbury im Film „Das Haus der Lady Alquist“, 1944
Angela Lansbury und Hurd Hatfield im Film „Das Bildnis des Dorian Gray“, 1945
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Angela Lansbury und Hurd Hatfield im Film „Das Bildnis des Dorian Gray“, 1945
Angela Lansbury im Film „Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett“, 1971
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Angela Lansbury im Film „Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett“, 1971
Angela Lansbury und Edward Fox im Film „Mord im Spiegel“, 1980
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Angela Lansbury und Edward Fox im Film „Mord im Spiegel“, 1980
Claude Akins, Angela Lansbury und Tom Bosley in der Serie „Mord ist ihr Hobby“, 1984
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Claude Akins, Angela Lansbury und Tom Bosley in der Serie „Mord ist ihr Hobby“, 1984
Angela Lansbury als Balloon Lady im Film Mary Poppins returns, 2018
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Angela Lansbury als Balloon Lady im Film „Mary Poppins returns“, 2018

Ehrenoscar 2013

Die zweite Nominierung folgte ein Jahr später für das Horrordrama „Das Bildnis des Dorian Gray“. Lansbury war zunächst bei MGM unter Vertrag und sagte später über diese Zeit, das Studio habe nicht gewusst, was es mit ihr machen sollte. „Daher gaben sie mir Rollen in allem und jedem, und ich verschwendete acht Jahre.“ Erst 1955 gab es den nächsten Karrierehöhepunkt durch die Rolle der Prinzessin Gwendolyn an der Seite von Danny Kaye in „Der Hofnarr“.

Zum dritten Mal konnte Lansbury mit ihrer Glanzrolle als kaltblütige Drahtzieherin in dem Politthriller „Botschafter der Angst“ auf einen Oscar hoffen. Im Wettbewerb ging sie zwar immer leer aus, aber wenigstens verlieh die Filmakademie dem Star 2013 einen Ehrenoscar. Ein Jahr später kam noch ein Ehrung der britischen Queen dazu: Sie darf sich Dame Lansbury nennen. Sie holte zudem sechs Golden-Globe-Trophäen und dazu fünf Tony-Awards für ihre Theaterauftritte.

Turbulentes Privatleben

Schon mit 19 heiratete das Hollywood-Starlet den Schauspieler Richard Cromwell. Sieben Monate später verschwand dieser von einem Tag auf den anderen und ließ nur eine Notiz zurück: „Es tut mir leid Liebling, ich kann nicht mehr.“ Er war homosexuell, sie ahnte nichts. Sie ließen sich scheiden, aber blieben bis zu seinem Tod im Jahr 1960 Freunde.

1949 heiratete sie den Briten Peter Shaw und führte mit ihm 54 Jahre lang „die perfekte Beziehung“, wie sie selbst sagte, bis zu seinem Tod im Jahr 2003. Er wurde einer der Topagenten in Hollywood und managte ihre Karriere. Zwei Kinder, Deirdre und Anthony, stammen aus der Ehe.

Erfolg am Broadway und in Agatha-Christie-Filmen

1966 schaffte sie auch auf der Bühne den Durchbruch mit der Hauptrolle im Broadway-Musical „Mame“ und wurde mit zwanzig Kostümwechseln zur Schwulenikone. In den 1970er Jahren war sie auch in Musicals wie „Gypsy“ und „Sweeney Todd“ ein gefeierter Bühnenstar am Broadway.

Ihr Bekanntheitsgrad als Schauspielerin steigerte sich 1971 zudem durch den Disney-Film „Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett“ weiter. Einige Jahre später brillierte sie an der Seite Peter Ustinovs in der Agatha-Christie-Verfilmung „Tod auf dem Nil“. 1980 folgte die Rolle der Miss Marple in „Mord im Spiegel“.

Kultserie mit 60 Jahren gestartet

Mit 60 Jahren, in einem Alter, in dem viele Schauspielerinnen über Rollenmangel klagen, kam Lansbury als Detektivin Jessica Fletcher groß raus. Die mehr als 260 Folgen der TV-Serie „Mord ist ihr Hobby“ waren ein Familienprojekt: Sohn Anthony führte häufig Regie, Ehemann Shaw war als Produzent an Bord. Mit zwölf Jahren Laufzeit war es eine der erfolgreichsten Detektivserien des US-Fernsehens.

Angela Lansbury in der Serie „Mord ist ihr Hobby“, 1984
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Ihre späte Paraderolle: Die Krimiautorin und Hobbydetektivin Jessica Fletcher

1996 löste Lansbury als neugierige Hobbydetektivin Fletcher ihren letzten Fall. Der Tod ihres Mannes war ein Schicksalsschlag. „Es dauerte eine ganze Weile, bevor ich in der Lage war, wieder öffentlich aufzutreten“, sagte Lansbury vor einigen Jahren im Interview mit dem TV-Sender Studio 10.

Bis ins hohe Alter aktiv

Mit einer witzigen Rolle als grässliche Großtante in dem Fantasymärchen „Eine zauberhafte Nanny“ meldete sich Lansbury zurück. Mit 89 Jahren stand sie in dem Stück „Blithe Spirit“ in London auf der Bühne und holte 2015 ihren ersten Olivier Award, den wichtigsten Theaterpreis Großbritanniens, für die beste weibliche Nebenrolle. Als Luftballonverkäuferin war sie 2018 in dem Musikfilm „Mary Poppins’ Rückkehr“ im Kino zu sehen.