Parlamentarier im Plenarsaal
ORF
Deftige Angriffe

Schlagabtausch über Budget im Nationalrat

Der Budgetentwurf von Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) ist am Donnerstag im Nationalrat schwer in die Kritik der Opposition geraten. Bei der Ersten Lesung überboten einander SPÖ, FPÖ und NEOS mit negativen Wortmeldungen. Kritisiert wurden vor allem zu hohe Schulden, ein Gießkannenprinzip und allgemeine Ziellosigkeit.

Immerhin zum Auftakt gab es lobende Worte, denn Erstredner war ÖVP-Klubobmann August Wöginger. Er sagte, dass man sich mit dem Budget nicht nur gegen die Krise stemme, sondern sich auch aus dieser herausinvestiere: „Österreich soll stärker, sicherer und unabhängiger aus der Krise kommen.“

„Dieses Budget bildet die Grundlage dafür“, lautete das Credo Wögingers, der sämtliche Entlastungen der vergangenen Wochen und Monate Revue passieren ließ.

August Wöginger (ÖVP)

Rendi-Wagner: Fehlende Treffsicherheit

Ganz anders lautete die Einschätzung von SPÖ-Klubobfrau Pamela Rendi-Wagner. Sie urteilte, dass die Regierung nicht zu wenig ausgebe, sondern dass deren Ausgaben nicht fruchteten: „Es fehlt Entscheidendes, es fehlt Wirkung, Nutzen und Treffsicherheit.“ Die Inflation sinke nicht, und das Wachstum stagniere.

„Geld ausgeben ist kein Konzept“, sagte die SPÖ-Vorsitzende. Die „gefährliche finanzielle Maßlosigkeit“ gehe auf Kosten der Steuerzahler: „Die österreichische Bevölkerung muss diesen budgetären Scherbenhaufen wegräumen.“

Pamela Rendi-Wagner (SPÖ)

FPÖ kritisiert neben Regierung auch SPÖ

Das hatte wiederum Kritik der FPÖ zur Folge: Ex-Staatssekretär Hubert Fuchs startete seine Rede nicht mit einem Angriff auf die Regierung, sondern rechnete mit der Finanzpolitik der SPÖ zu deren Regierungszeit ab. „Hätte es nicht SPÖ-Regierungsbeteiligungen gegeben, hätten wir einen größeren Spielraum jetzt.“ Die SPÖ sei ja selbst Großmeisterin des Gießkannenprinzips.

Hubert Fuchs (FPÖ)

Der Ärger über die Sozialdemokraten hielt Fuchs freilich nicht davon ab, auch der Koalition seine Meinung auszurichten. „Der Schuldenberg steigt ins Unermessliche“, kritisierte der Freiheitliche und sagte, dass es unter FPÖ-Regierungsbeteiligung einen Schuldenstand von 280 Milliarden gegeben habe und dieser seither um gleich 87 Milliarden gestiegen sei. Als Grund dafür sah Fuchs die Sanktionen gegen Russland, „der Todesstoß für die Wirtschaft“.

Auch Grüne sehen Schuld bei SPÖ

Zurück zur SPÖ kehrte danach die grüne Klubobfrau Sigrid Maurer: Denn seit Jahren tue die Regierung der SPÖ zu wenig, und jetzt sei es plötzlich zu viel. Die Sozialdemokraten sollten sich überlegen, welche populistische Linie sie verfolgen wollten.

Sigrid Maurer (Grüne)

Ohnehin sei das, was die SPÖ hinterlassen habe, ein energiepolitischer Scherbenhaufen. Das und vieles andere repariere die Regierung mit den Grünen nun. Die Schwerpunkte seien Energieunabhängigkeit, Abfederung der Teuerung und Sicherheit.

NEOS: „Schicksalsschlag für Zukunft Österreichs“

Sehr unzufrieden mit dem Budgetwerk zeigte sich NEOS. Strukturkonservativismus und „Koste es, was es wolle“ erkannte Budgetsprecherin Karin Doppelbauer. Fast 400 Milliarden Euro Schulden in wenigen Jahren seien fatal und unverantwortlich: „Nur weil man mehr Geld ausgibt, heißt das nicht, dass es gut ist.“

Karin Doppelbauer (NEOS)

Im Budget sieht Doppelbauer einen „schweren Schicksalsschlag für die Zukunft Österreichs“. Schon in der Pandemie habe man mit beiden Händen das Geld aus dem Fenster geworfen. Dabei müsse endlich Schluss mit der „Vollkasko-Mentalität“ sein. Schließlich blieb auch der SPÖ Kritik seitens NEOS nicht erspart. Klubvize Gerald Loacker meinte zum roten Tadel an zu üppigen Ausgaben der Regierung, es habe keine Geldverschleuderungsaktion gegeben, die der SPÖ nicht eingefallen wäre.